Gedichte. Hanns Frei

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G. Müller, 1922
 

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Page 54 - Ach, wie ist's möglich dann, daß ich dich lassen kann, hab dich von Herzen lieb, das glaube mir! Du hast das Herze mein so ganz genommen ein, daß ich kein
Page 147 - Tadel, Hat keine Fürstin mehr." Sie nahm das Ringlein abe, Das Ringlein war von Gold; Ihr gab's der edle Knabe, Der sie nicht lieben sollt'. „Leb' wohl, der mir ihn geben, Leb' wohl, mein liebster Knab'; So wohl sollst du mir leben, Als ich geliebt dich hab'.
Page 155 - Und fügt zum Fürstenbunde Ein Völkerparlament. Und Millionen Stimmen Aufjubeln nah und fern; Es steigt mit neuem Flimmen Des Vaterlandes Stern. Dann laßt die Dränger kommen Von Ost und Nord und West Was soll den Drängern frommen, Steht Deutschlands Einheit fest? Und durch die deutschen Lande Ein Sprung, ein Griff, ein Schlag, Glorreich die alte Schande Gelöst an einem Tag! Und niemand soll dir's wehren, Zu prangen tadellos, O Vaterland voll Ehren, Vor allen Völkern groß ! Der Schütze in...
Page 147 - Sie nahm das Ringlein abe, Das Ringlein war von Gold; Ihr gab's der edle Knabe, Der sie nicht lieben sollt'. ,^eb' wohl, der mir ihn geben, Leb' wohl, mein liebster Knab'! So wohl sollst du mir leben, Als ich geliebt dich hab'!" Und um des Hemdleins Falten Ein Tuch herum sie band: „Sollt mir das Tuch nicht halten, Das wär' mir eine Schand'. Nun bitt' ich nur zumeisten, Daß nur das Totenweib Und keines Manns Erdreisten Berühre meinen Leib.
Page 153 - Aufschauernd bebt der dunkle Wald, Aufschauernd sink' ich in die Knie', Gebetet hab' ich frömmer nie Als bei dem Lerchenjubel: „Frühling! Frühling auf Berg und Tal! In Deutschlands Gauen allzumal! Der schönste Frühling kommt ins Land: Freiheit, Freiheit ist er genannt! Freiheit! o Völkerfrühling!
Page 83 - Auf den Winden möcht' ich reiten, Fahren auf der Wolke Rücken! Oh, wie zög' ich mit Entzücken Durch die fernen blauen Weiten! Wie beengen diese Räume, Diese Hügel, diese Berge! Wirbeln möcht' ich mit der Lerche Hoch im Blauen meiner Träume. Oh, wie eng, wie blaß die Nähe! Wer die weite goldne Ferne, Wer die weiten goldnen Sterne Unter seinen Füßen sähe! Nicht am Bücherstaub mehr kleben Und im früheren Ermatten Schatten werden unter Schatten! Will nicht dichten mehr, will leben! Aus...
Page 154 - Wie bist du doch verachtet Mein deutsches Vaterland! Daß mir die Seele schmachtet, Mein Herz mir ist entbrannt, Seh' ich dich, das so prächtig Vor allen könnte stehn, So ärmlich, so unmächtig Und so verspottet gehn. Daß, Deutschland, du zerschlagen In vierzig Stücke bist, Das setzt dich jedem Wagen So bloß und jeder List. Es fesseln vierzig Bande Dir den gewalt'gen Leib, Drum treiben Zwerge Schande Mit dir, du Riesenweib.
Page 158 - Mit Gut und Blute stehn wir ein : Dein Kranz soll neu gewunden sein, So Gott uns hilft in Gnaden. Wenn Deutschland ruft, dein Vaterland, Fluch dir, bist du ihm abgewandt! Vergiß, vergiß zu dieser Frist, Vergiß, was dir das Nächste ist, Nur das, daß du ein Deutscher bist, Das sollst du nie vergessen...
Page 61 - Gestern ruht' ich an der Quelle, Lauschte ihrem Murmellauf, Sieh, da stieg aus klarer Welle Leis' ein reizend Weib herauf. Mit den Lippen wie Korallen, Mit den Augen, tiefenblau, Kaum bedeckt von Schleiers Wallen Nahte mir die schöne Frau. Und sie sprach : ,.Sei mir ergeben — Nein, du willst, du kannst nicht fliehn! Wie der Fluß, so soll dein Leben Sanft durch goldne Auen ziehn. Komm mit mir zu süßen Scherzen In des Flusses klaren Grund ! Wecktest in der Brust die Schmerzen, Mach
Page 267 - ... Motiven werden geschont und für den Hauptzweck ausgebeutet; an ihren Stärken und Schwächen muß die Nation gefaßt werden; nicht allein materiell; auch die Form muß dahin wirken, der sinnlich mächtige Klang. Was im Drama und in der Ballade pp. Schillers glänzender Fehler, weil mit dem Zwecke jener Gattungen im Widerspruch, würde hier Schönheit und an rechter Stelle sein.

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