Gefühl und Bewusstseinslage: Eine kritisch-experimentelle Studie

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Reuther & Reichard, 1903 - Consciousness - 131 pages
 

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Page 5 - Im Frühlingsschatten fand ich Sie; Da band ich Sie mit Rosenbändern: Sie fühlt' es nicht, und schlummerte. Ich sah Sie an; mein Leben hing Mit diesem Blick an ihrem Leben: Ich fühlt' es wohl, und wußt' es nicht. Doch lispelt' ich Ihr sprachlos zu, Und rauschte mit den Rosenbändern: Da wachte Sie vom Schlummer auf.
Page 14 - Man pflegt gemeiniglich das Vermögen der Seele in Erkenntnisvermögen und Begehrungsvermögen einzuteilen, und die Empfindung der Lust und Unlust schon mit zum Begehrungsvermögen zu rechnen. Allein mich dünkt, zwischen dem Erkennen und Begehren liege das Billigen, der Beifall, das Wohlgefallen der Seele, welches noch eigentlich von Begierde weit entfernt ist.
Page 18 - Lust ist die Vorstellung der Übereinstimmung des Gegenstandes oder der Handlung mit den subjektiven Bedingungen des Lebens, di mit dem Vermögen der Kausalität einer Vorstellung in Ansehung der Wirklichkeit ihres Objekts (oder der Bestimmung der Kräfte des Subjekts zur Handlung es hervorzubringen).
Page 14 - Wir betrachten die Schönheit der Natur und der Kunst, ohne die mindeste Regung von Begierde, mit Vergnügen und Wohlgefallen. Es scheinet vielmehr ein besonderes Merkmal der Schönheit zu sein, daß sie mit ruhigem Wohlgefallen betrachtet wird; daß sie gefällt, wenn wir sie auch nicht besitzen, und von dem Verlangen sie zu benutzen auch noch so weit entfernt sind.
Page 14 - Billigungsvermögen" nennen, um es dadurch sowohl von der Erkenntnis der Wahrheit als von dem Verlangen nach dem Guten abzusondern. Es ist gleichsam der Übergang vom Erkennen zum Begehren und verbindet diese beiden Vermögen durch die feinste Abstufung, die nur nach einem gewissen Abstand bemerkbar wird.
Page 14 - Wollte man allenfalls die Richtung, welche die Aufmerksamkeit durch das Wohlgefallen erhält, denselben Gegenstand ferner zu betrachten, wollte man diese eine Wirkung des Begehrungsvermögens nennen, so hätte ich im Grunde nichts dawider. Indessen scheint es mir schicklicher, dieses Wohlgefallen und Mißfallen der Seele, das zwar ein Keim der Begierde, aber noch nicht Begierde selbst ist, mit einem besonderen Namen zu benennen und von der Gemütsunruhe dieses Namens zu unterscheiden. Ich werde es...
Page 18 - Tagen allererst einzusehen angefangen, daß das Vermögen, das Wahre vorzustellen, die Erkenntnis, dasjenige aber, das Gute zu empfinden, das Gefühl sei, und daß beide ja nicht miteinander müssen verwechselt werden.
Page 18 - Denn alle Seelenvermögen oder Fähigkeiten können auf die drei zurückgeführt werden, welche sich nicht ferner aus einem gemeinschaftlichen Grunde ableiten lassen: das Erkenntnisvermögen, das Gefühl der Lust und Unlust und das Begehrungsvermögen1.
Page 9 - So mannigfaltig auch die Wirkungen der Seele zu sein scheinen, so laufen sie doch alle auf die Anwendung zweier Vei mögen, •welche die Quellen aller ihrer übrigen Bestimmungen und Veränderungen sind, hinaus. Das eine ist das Vermögen, sich etwas vorzustellen, oder die Beschaffenheit der Dinge zu erkennen; das andere das Vermögen, zu empfinden oder auf eine angenehme oder unangenehme Art gerührt zu werden."") SDLZER schreibt also nach ursprünglichem Branche Empfinden statt Fühlen.

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