Glauben und Mystik im Schatten des höchsten Wesens

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C.L. Hirschfeld, 1926 - Ethnopsychology - 61 pages
 

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Popular passages

Page 40 - Wie er die Ordnung der Welt verkörperte und in der Ordnung sein Wesen lag, so verkörperte er gewissermaßen auch das Ganze der Welt mit allem, was darauf war."13 Der Mensch dient dieser Ordnung durch den Kult, der notwendig für die Erhaltung des Kosmos ist, da die genaue Übung der Zeremonien die Welt im rechten Geleise hält und bewegt14. Diese Anschauung beruht darauf, daß ursprünglich jedes echte religiöse Verhalten nichts ist als Bewußtmachen...
Page 42 - Sibalaneumän (Mutter der Gesänge), die Mutter unseres ganzen Samens, gebar uns im Anfang. Sie ist die Mutter aller Arten von Menschen und ist die Mutter von allen Stämmen. Sie ist die Mutter der Donner, die Mutter der Flüsse, die Mutter der Bäume und aller Arten von Dingen. Sie ist die Mutter der Gesänge und Tänze.
Page 60 - Ankermann, Die Religion der Naturvölker, in Chantepie de la Saussaye, Lehrbuch der Religionsgeschichte.
Page 42 - Franzosen und der Fremden. Sie ist die Mutter der Tanzgeräte und aller Tempel und ist die einzige Mutter, die wir haben. Sie ist die Mutter der Tiere, die einzige, die wir haben. Sie allein ist die Mutter des Feuers, die Mutter der Sonne und der Milchstraße. Die Mutter selbst war es, die zu taufen begann, sie händigte die Kalkdose (zum Kokaessen) ein.
Page 60 - Schmidt, Die Stellung der Pygmäenvölker in der Entwicklungsgeschichte des Menschen, Stuttgart 1910. 3) Zur Theorie des sog. „Präanimismus
Page 40 - Wort" verstehen die Uitoto die Gesänge, Tänze und Zeremonien, die sie bei ihrem Kult zur Ordnung des Weltgeschehens gebrauchen. Dieses Wort gab der Vater den ersten Menschen, als sie aus einem Loch im Osten der Welt an die Erdoberfläche kamen. Aber er selbst ist gewissermaßen nur die Personifikation des Wortes, eben die Weltordnung. Er ist das Fleisch gewordene Wort, und er ist in seiner Existenz nur deshalb von den Menschen erlebt und ins Dasein gerufen worden, weil er die Weltordnung verkörpern...
Page 56 - Vor allem werden die gegenwärtige soziale Ordnung und die Kultgebräuche, wie sie heute bestehen, auf die Urzeit zurückgeführt. Es handelt sich dabei weniger um wirkliche Kulturgüter und die praktische Anweisung, wie sie zu benutzen sind, als um die übernatürliche Art und Weise, wie sie sich bei der Benutzung der ihren Lebensunterhalt spendenden Dinge verhalten müssen, damit diese regelmäßig ihre Gaben liefern.
Page 7 - Unkenntnis und Dummheit ist bekanntlich nicht dasselbe. Die Kennzeichen der letzteren sind Gleichgültigkeit und Mangel an Logik, und diese habe ich bei den Stämmen, die ich besucht habe, nie gefunden.
Page 10 - Eskimo vom Smithsund ein Stück eines Herdsteins in die Kleider nähen, damit es langes Leben und Stärke im Unglück gibt, so ist es scheinbar ganz logisch, daß sie als Grund anführen, der Stein habe Generationen hindurch dem Feuer widerstanden. Damit ist aber der Glauben an die Kraft des Steins auch für den Eskimo keineswegs logisch erklärt. Auf Grund seiner Erfahrungen konnte er solche Schlußfolgerung gar nicht machen, denn er weiß ganz genau, in welcher Weise er Steine und was er sonst...
Page 10 - Schlußfolgerung gar nicht machen, denn er weiß ganz genau, in welcher Weise er Steine und was er sonst an Naturdingen gebraucht, zweckmäßig im gewöhnlichen Leben verwenden kann. Wer zuerst auf diese Idee kam, hatte ein Erlebnis, vielleicht einen Traum in Verbindung mit einer gefahrvollen, ihn schwer niederdrückenden Lage, einer Krankheit seines Kindes oder was es sonst gewesen sei. Dieses Erlebnis nenne ich mystisch, als notwendiges Komplement zu jedem Glauben, so weit er nicht gedankenlos...

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