Interpretation von Paul Celans «Die Todesfuge»

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GRIN Verlag, Apr 4, 2008 - Literary Criticism - 11 pages
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Paderborn, 7 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Todesfuge ist das wohl meist interpretierte Celan Gedicht. „Sie steht in dem Ruf, jedem auch nur halbwegs geschichtserfahrenen Leser verständlich zu sein“ , deshalb ist es auch oft in Schulbüchern und an Holocaustgedenktagen präsent. Die Todesfuge ist vielfältig diskutiert und interpretiert worden, so dass sie zwischen „Verstehen und Missverständnis“ schwankt. Von der Gruppe 47 verlacht, aber auch gelobt, ist die Todesfuge ein Gedicht, dass jeder kennen sollte. Auch ich habe mich mit ihr auseinander gesetzt. Die Ergebnisse davon stelle ich nun im Folgenden vor. Celan selbst hat sich nie dazu geäußert „wann und wo sie verfasst worden ist“. Doch durch Freunde Celans weiß man, dass die Todesfuge in Czernowitz ungefähr 1944 geschrieben, jedoch dann 1945 in Bukarest vollendet wurde. Erstmals entstand das Gedicht in rumänischer Fassung unter dem Namen „Tangoul Mortii“ und wurde in Bukarest veröffentlicht. Der rumänische Titel bedeutet „Todestango“, dieser wurde bei der deutschen Übersetzung 1947 von Paul Celan in „Todesfuge“ umgeändert. „Celan wies einmal darauf hin, daß Todesfuge aus einem Artikel über Juden entstanden sei, die in einem Nazi-Lager Tanzmusik spielen mußten“. Dieser Hinweis findet sich in der Bukarester Zeitschrift „Contemporanul“ in Bezug auf Celans Gedicht. Das Wort „Fuge“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie „Flucht“ und „Weglaufen“. So kann der Titel „als Flucht in den Tod“ aber auch als „Flucht vor dem Tod“ verstanden werden. Die musikalische Fuge wird als „multiperspektivisch“ betrachtet: zwei musikalische Themen, ein sogenanntes Haupt- und ein Nebenthema, oder ein Gegenthema werden einander gegenübergestellt. Diese Schemata finden sich in Celans Gedicht eindeutig wieder indem das „er“ und „wir“ sich abwechseln. In der Nazi- Ideologie spielte die Kunst der Fuge von Bach eine große Rolle, die Nationalsozialisten feierten ihn als größten Musiker aller Zeiten. Auch in den Konzentrationslagern spielte Musik eine große Rolle: „Folter und Exekutionen wurden manchmal unter Musikbegleitung vollzogen“. Der mehrfache Sinn des Titels ist untrennbar von der Interpretation. Der Titel „Todestango“ verbindet wie die Todesfuge ebenfalls Gegensätze, doch die weiteren Bedeutungsmöglichkeiten des Wortes „Fuge“ passen wesentlich besser als „Todestango“.

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