Reise, Tod, Traum und Melancholie - Vier Motivkreise in der Lyrik Paul Celans

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GRIN Verlag, 2007 - Language Arts & Disciplines - 44 pages
Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Erfurt (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Reise in die eigene Fremde, 8 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Celan stammt aus einer Literaturlandschaft, der Bukowina, die am Rande der deutschsprachigen Kultur etwa zwei Jahrhunderte lang existierte und die im Jahre 1944 mit der Vertreibung ihrer deutschsprachigen Bevölkerung endgültig unterging.Paul Celan und Rose Ausländer sind die bekanntesten Exilschriftsteller der damaligen Zeit. Beide machten in der Fremde ihr Herkunftsland zum Gegenstand ihrer Dichtung und brachten damit erst seine Existenz einer überraschten und erstaunten Leserschaft zur Kenntnis.Seit der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert trat der jüdische Anteil an der deutschsprachigen Literatur der Bukowina immer stärker in Erscheinung. Das die Juden eine so bedeutende Stellung in der Kulturlandschaft der Bukowina einnahmen, war der judenfreundlichen Politik des Habsburger Kaiserhauses zu verdanken.
 

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Popular passages

Page 19 - ESPENBAUM, dein Laub blickt weiß ins Dunkel. Meiner Mutter Haar ward nimmer weiß. Löwenzahn, so grün ist die Ukraine. Meine blonde Mutter kam nicht heim. Regenwolke, säumst du an den Brunnen? Meine leise Mutter weint für alle.
Page 24 - ... hertrugst. Umbrische Nacht mit dem Stein. Stumm, was ins Leben stieg, stumm. Füll die Krüge um. Irdener Krug. Irdener Krug, dran die Töpferhand festwuchs. Irdener Krug, den die Hand eines Schattens für immer verschloß. Irdener Krug mit dem Siegel des Schattens. Stein, wo du hinsiehst, Stein. Laß das Grautier ein. Trottendes Tier. Trottendes Tier im Schnee, den die nackteste Hand streut. Trottendes Tier vor dem Wort, das ins Schloß fiel. Trottendes Tier, das den Schlaf aus der Hand frißt....
Page 24 - ASSISI Umbrische Nacht. Umbrische Nacht mit dem Silber von Glocke und ölblatt. Umbrische Nacht mit dem Stein, den du hertrugst. Umbrische Nacht mit dem Stein. Stumm, was ins Leben stieg, stumm. Füll die Krüge um. Irdener Krug. Irdener Krug, dran die Töpferhand festwuchs. Irdener Krug, den die Hand eines Schattens für immer verschloß. Irdener Krug mit dem Siegel des Schattens. Stein, wo du hinsiehst, Stein. Laß das Grautier ein. Trottendes Tier. Trottendes Tier im Schnee, den die nackteste...
Page 16 - ... Denn tot sind die Engel und blind ward der Herr in der Gegend von Akra, und keiner ist, der mir betreue im Schlaf die zur Ruhe hier gingen. Zuschanden gehaun ward der Mond, das Blümlein der Gegend von Akra: so blühn, die den Dornen es gleichtun, die Hände mit rostigen Ringen. So muß ich zum Kuß mich wohl bücken zuletzt, wenn sie beten in Akra . . . O schlecht war die Brünne der Nacht, es sickert das Blut durch die Spangen! So ward ich ihr lächelnder Bruder, der eiserne Cherub von Akra....
Page 16 - Ein Kranz ward gewunden aus schwärzlichem Laub in der Gegend von Akra: dort riß ich den Rappen herum und stach nach dem Tod mit dem Degen.
Page 14 - DER REISEKAMERAD Deiner Mutter Seele schwebt voraus. Deiner Mutter Seele hilft die Nacht umschiffen, Riff um Riff. Deiner Mutter Seele peitscht die Haie vor dir her. Dieses Wort ist deiner Mutter Mündel. Deiner Mutter Mündel teilt dein Lager, Stein um Stein. Deiner Mutter Mündel bückt sich nach der Krume Lichts. AUGEN: schimmernd vom Regen, der strömte, als Gott mir zu trinken befahl. Augen: Gold, das die Nacht in die Hände mir zählt', als ich Nesseln pflückt' und die Schatten der Sprüche...
Page 13 - AUF REISEN Es ist eine Stunde, die macht dir den Staub zum Gefolge, dein Haus in Paris zur Opferstatt deiner Hände, dein schwarzes Aug zum schwärzesten Auge. Es ist ein Gehöft, da hält ein Gespann für dein Herz. Dein Haar möchte wehn, wenn du fährst - das ist ihm verboten. Die bleiben und winken, wissen es nicht.
Page 12 - Bei mir ist Engelsüß und roter Fingerhut bei mir!« Und will ihn über die Kastanien tragen dann halt, dann halt ich ihn nicht hier . . . Erst jenseits der Kastanien ist die Welt.
Page 42 - Königsgeburten. (IcH KENNE DICH, du bist die tief Gebeugte, ich, der Durchbohrte, bin dir Untertan. Wo flammt ein Wort, das für uns beide zeugte? Du - ganz, ganz wirklich. Ich - ganz Wahn.) WEGGEBEIZT vom Strahlenwind deiner Sprache das bunte Gerede des Anerlebten - das hundertzüngige Meingedicht, das Genicht.
Page 20 - SIE kämmt ihr Haar, wie mans den Toten kämmt: sie trägt den blauen Scherben unterm Hemd. Sie trägt den Scherben Welt an einer Schnur. Sie weiß die Worte, doch sie lächelt nur. Sie mischt ihr Lächeln in den Becher Wein: du mußt ihn trinken, in der Welt zu sein.

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