Rodin und der Torso: Fragmentierung des Körpers

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GRIN Verlag, 2007 - Art - 64 pages
Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Kunst - Bildhauerei, Skulptur, Plastik, Note: 2, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (Institut für Kunstwissenschaft und Medientheorie), Veranstaltung: Das Menschenbild in der Kunst und in den heutigen Medien, Sprache: Deutsch, Abstract: Zuerst vermittle ich in dieser Arbeit einen kleinen Einblick in Rodins künstlerische Werke. Darin spreche ich die allgemeinen Erneuerungen an, die er in die Plastik einführte, denn Rodin hat nicht ausschließlich Torsi angefertigt, wenn er auch auf diesem Gebiet als der erste Künstler gefeiert wird, der diesen Stil propagierte. Dann wende ich mich dem Thema der Arbeit zu: Rodin und der Torso und die Fragmentierung des Körpers im Hinblick auf das Menschenbild in der Kunst und in den heutigen Medien. Wenn wir nach der Fragmentarisierung in Rodins Werk fragen, stellt sich zuallererst die Frage: Was ist ein Fragment? Im konventionellen Sinne versteht man darunter einen abgebrochenen oder nicht vollendeten Teil eines größeren Ganzen. Als Torsi wurden ursprünglich nur Trümmer antiker Standbilder bezeichnet. Seit der Renaissance dienten sie als Studienmaterial der Künstler. Die Bezeichnung wird nun auch auf alle Fragmente der Plastik angewandt, so auf Teile von Köpfen, Bruchstücken von Beinen, Armen, Händen, obwohl im engen Sprachgebrauch der Rumpf einer Figur gemeint ist. Das Fragment, wie Rodin es verstanden und verwendet hat, nimmt dagegen eine Bedeutung an, die so vor ihm nicht existierte. Ein Bein kann zum Beispiel eine volle Figur sein, und da sein Thema die menschliche Figur, das Leben der Menschen und die Geschichte der Menschheit ist, geht es bei ihm nicht nur darum, neue Gesetze in der Plastik aufzustellen, sondern auch einen neuen Begriff von der Existenz des Menschen zu prägen.
 

Contents

Zur Rezeption der Karyatiden und des Apollo Belvedere bei Rodin
4
Das Erwachen der Menschheit
7
LHomme au nez cassé
9
Das Fragment als Ding
10
Der fragmentisierte Körper als Sinnbild der Seele
11
Die Höllenpforte
16
Rodin und die Moderne
19
Resümee
23
Literaturverzeichnis
26
Copyright

Common terms and phrases

Popular passages

Page 22 - Auch der Satz ist wie ein Körper, der uns einzuladen scheint, ihn zu zergliedern, damit sich in einer endlosen Reihe von Anagrammen aufs Neue fügt, was er in Wahrheit enthält.
Page 10 - Zeit. Darin, glaube ich, liegt der unvergleichliche Wert dieser wiedergefundenen Dinge, daß man sie so ganz wie unbekannte betrachten kann; man kennt ihre Absicht nicht, und es hängt sich (für den Unwissenschaftlichen wenigstens) nichts Stoffliches an sie an, keine nebensächliche Stimme unterbricht die Stille ihres gesammelten Daseins, und ihre Dauer ist ohne Rückblick und Angst. Die Meister sind nichts, aus denen sie stammen, kein mißverstandener Ruhm färbt ihre...
Page 14 - Zeichnung von allen Seiten", Organik, Bewegung, Expression enthalten. Unter Modele versteht Rodin das Oberflächenrelief einer Vollplastik, die Haut einer modellierten Figur, die atmet, deren organisches Leben von innen her an diese Oberfläche vorstößt, die Gestaltung dessen, was er in einer berühmt gewordenen Formel als die Buckel und Höhlungen bezeichnet, die das Wesen der Plastik ausmachen. Rodin berichtet wiederholt, daß ihn in seiner Frühzeit, als er in einem Pariser Dekorationsatelier...
Page 14 - ... Totalität des Bildhauerischen aus ist, schließt er in seine Betrachtungen auch alle Dinge der Natur (Wolken, Landschaften, Bäume) und der Kunst (Architektur — Kathedralen — , Plastik — Monumentalund Kleinkunst — , Malerei und Zeichnung) ein und eliminiert nicht das sogenannte „Häßliche". Er postuliert eine antiklassizistische Ästhetik, einen neuen Schönheitsbegriff, der davon ausgeht, daß in der Natur alles schön ist. Schön ist ihm, was Charakter hat.
Page 10 - Natürlich ist es ein Menschheitssymbol, ein Symbol für den Schoß - den schöpferischen Schoß des Menschen.

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