Sippurim: Ghettosagen, jüdische Mythen und Legenden

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Brandeis, 1888 - Jewish legends - 465 pages
 

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Page 50 - Stichen qualvoll meine Seele zerriß. Edle Herren und gestrenge Richter! begann ich mit bebender Stimme, möge es mir gestattet sein, noch einige Worte zu sprechen. Verleiht mir ein gnädiges Gehör, und der Allgerechte wird auch Euch einst hören, wenn Ihr vor den Stufen seines unendlichen Thrones zur Rechenschaft gezogen werdet. Ich schwöre es nochmals hier im Angesichte des Todes, den ich, wenn es Gottes geheiligter Wille ist, durch Euren Richterspruch in kurzer Zeit werde erleiden müssen, ich...
Page 11 - Naphtalie über stehende Kornähren und Flachsstengel daherschwebte, konnte sich der Kaiser nicht länger halten, er mußte lachen. Die Erscheinung war verschwunden, und die Wölbung des Saales senkte sich herab. Sie würde auch den Kaiser verschüttet haben, wenn Rabbi Löw sie nicht mittels der Kabbalakraft fest gebannt hätte.
Page 349 - Jedoch das Blut eures Lebens werde ich fordern, von der Hand eines jeglichen Thieres werde ich es fordern und von der Hand des Menschen, von der Hand des einen werde ich fordern das Leben des Bruders.
Page 57 - Euch darauf, sprach der Rabbi; so lange die prager Gemeinde und die Altneusynagoge, Gott erhalte Beide! bestehen wird, wird dies Gebet für Euer Seelenheil abgehalten werden. Nun so scheide ich getröstet und erhoben. Sie drückten sich gerührt die Hände, und Thränen entquollen den Augen der beiden Greise. Fast willenlos sanken sie einander in die Arme und küßten sich, der Rabbi und der Feldherr! Endlich entriß sich der General schluchzend der Umarmung, hüllte sich in seinen Mantel und ging....
Page 349 - Alles was sich reget, was da lebt, euer sei es zum Essen, wie das grüne Kraut gebe ich euch alles. Doch Fleisch mit seinem Leben, seinem Blute sollt ihr nicht essen.
Page 54 - ... Macht des Alters nicht gebrochen, ein milchweißer Schnurbart überschattete die Lippen, welche stets ein schmerzhafter Zug umschwebte. Die Silberlocken verdeckten nur theilweise die Säbelhiebe an der hohen Stirn. Ich möchte gerne mit Euch allein sein, Rabbi! sprach der Fremde. Als sich die Ändern entfernt hatten, warf er den Mantel ab, und vor dem erstaunten Rabbi stand ein General der ungarischen Cavallerie, dessen Brust mit Ordensbändern und Sternen übersäet war. Erfurchtsvoll erhob...
Page 47 - Hab' ich Dich, Räuber meiner Ehre, ehebrecherischer Schurke ! rief er mich mit einem Schlage zu Boden werfend; stirb, Hund! Beim Scheine der Fackeln erkannte ich, daß das schöne junge Weib nicht mein Weib sei. Die Seele des gekränkten Ehemanns war also von all...
Page 39 - Sage ihnen, so wahr ich lebe! ich will nicht, daß der Frevler sterbe, er kehre zurück von seinen Wegen und lebe. Kehrt zurück, kehrt zurück von Euren schlechten Wegen! Warum sollt Ihr sterben, Haus Israel? Es spricht der Herr: Kann ich den Tod des Frevlers wollen? O! kehrte er zurück, daß er lebe!
Page 34 - schickt einen Mann mit mir, daß er mir Licht mache in meiner Stube, denn mein Weib liegt in Kindesnöthen, und' wir haben kein Licht und es ist Schabbes." „Das kann ich thun," sprach der Korporal; „Wenzel geh mit dem Manne, mach...
Page 48 - ... befand sich ein Greis, dieser sprach: Wir wollen zuerst hören! Zborowski bezwang seine Ungeduld und schwieg. Bevor ich aber in meiner Erzählung fortfahre, ist es nothwendig, Euch, edler Rabbi! den wahren Zusammenhang zu erklären. Als ich Polen verließ, regierte nach dem Absterben des jagellonischen Hauses der französische Heinrich von Anjou. Als er nach dem Tode seines Bruders den französischen Thron bestieg, mußte er der polnischen Krone entsagen, und die Nation daher zu einer neuen Wahl...

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