Vertraute Briefe geschrieben auf einer Reise nach Wien und den österreichischen Staaten zu Ende des Jahres 1808 und zu Anfang 1809, Volumes 1-2

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Popular passages

Page 177 - In der christlichen Ansicht hat sich alles umgekehrt: die Anschauung des Unendlichen hat das Endliche vernichtet/ das Leben ist zur Schattenwelt und zur Nacht geworden, und erst jenseits geht der ewige Tag des wesentlichen Daseins auf.
Page 175 - Schilderungen, welche manche Schriftsteller des nördlichen Deutschlands von dieser Hauptstadt entworfen, durch die wohlwollendste Aufnahme der eben aus jenen Gegenden herkommenden Gelehrten und Künstler, und durch uneigennützige Wärme für den Ruhm unserer Literatur zu widerlegen, eine Wärme, die selbst durch eine gerechte Empfindlichkeit nicht hat gedämpft werden können. Ich fand hier die Herzlichkeit besserer Zeiten mit jener liebenswürdigen Regsamkeit des Südens vereinigt, welche oft...
Page 49 - Herr Peale hat mir sehr gefallen, und ganz besonders im erzählenden Ton, in welchem er sehr fein das zarte Mittel zwischen malerischer Darstellung und trockner Erzählung hält. Auch in seinen ihm eignen Versuchen, die Deklamation mit Akkorden auf dem Fortepiano zu begleiten, und die Modulationen der Stimme den harmonischen Modulationen der Begleitung anzuneigen und mit ihr zu verschmelzen, hab' ich mehr gefunden, als ich erwartete.
Page 280 - Forteplanos dieses Meisters, von schönen kunstvollen Händen jene höchst geniale Komposition mit einer Vollendung vortragen, wie man selten etwas hört. Die zarten Kunstseelen gingen mit so vielem Geist und Gefühl in die sublimen und schönen Gedanken und Phantasien des Komponisten ein, und übten die größten Schwierigkeiten mit so vieler Präzision und Rundung aus, daß sie wahrlich eine ganze Welt voll Musik um uns her zauberten. Nur sehr wenige ganz auserwählte Kunstfreunde nahmen Teil an...
Page 311 - Rat und Begehren seinen Instrumenten mehr Gegenhaltendes, Elastisches gegeben, damit der Virtuose, der mit Kraft und Bedeutung vorträgt, das Instrument zum Anhalten und Tragen, zu den feinen Druckern und Abzügen mehr in seiner Gewalt hat.
Page 205 - Starken — leicht zuviel haben kann. Ich mochte aber dennoch so wenig, als der überaus gutmütige, delikate Fürst, dessen Loge im ersten Range ganz nahe am Theater war, auf welchem das Orchester und Beethoven dirigierend mitten drunter, ganz nahe bei uns stand, die Loge vor dem gänzlichen Ende des Konzerts verlassen, obgleich manche verfehlte Ausführung unsre Ungeduld in hohem Grade reizte. Der arme Beethoven...
Page 207 - Achtes Stück: ein neues Fortepianokonzert von ungeheurer Schwierigkeit, welches Beethoven zum Erstaunen brav, in den allerschnellsten Tempis ausführte. Das Adagio, ein Meistersatz von schönem, durchgeführtem Gesänge, sang er wahrhaft auf seinem Instrumente mit tiefem, melancholischem Gefühl, das auch mich dabei durchströmte.
Page 206 - Concert, den ersten und einzigen baaren Gewinn hatte, den er im ganzen Jahre finden und erhalten konnte, hatte bei der Veranstaltung und Ausführung manchen großen Widerstand und nur schwache Unterstützung gefunden. Sänger und Orchester waren aus sehr heterogenen Theilen zusammengesetzt, und es war nicht einmal von allen aufzuführenden Stücken, die alle voll der größsten Schwierigkeiten waren, eine ganz vollständige Probe zu veranstalten, möglich geworden.
Page 148 - Beethoven ans Fortepiano und er phantasiert uns wohl eine Stunde lang aus der innersten Tiefe seines Kunstgefühls in den höchsten Höhen und tiefsten Tiefen der himmlischen Kunst mit Meisterkraft und Gewandtheit herum, daß mir wohl zehnmal die heißesten Tränen entquollen, und ich zuletzt gar keine Worte...
Page 208 - Idee verunglückte in der Ausführung durch eine so komplette Verwirrung im Orchester, daß Beethoven in seinem heiligen Kunsteifer an kein Publikum und Lokale mehr dachte, sondern drein rief, aufzuhören und von vorne wieder anzufangen.

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