bd. Jürg Jenatsch. Angelia Borgia

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H. Haessel, 1924
 

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Popular passages

Page xxxviii - Ich war von einem schweren Bann gebunden. Ich lebte nicht. Ich lag im Traum erstarrt. Von vielen tausend unverbrauchten Stunden Schwillt ungestüm mir nun die Gegenwart. Aus dunkelm Grunde grüne Saat zu wecken, Bedarf es Sonnenstrahles nur und Tau's, Ich fühle, wie sich tausend Keime strecken. Tag, schein herein!
Page xxviii - FÜLLE Genug ist nicht genug! Gepriesen werde Der Herbst! Kein Ast, der seiner Frucht entbehrte! Tief beugt sich mancher allzureich beschwerte, Der Apfel fällt mit dumpfem Laut zur Erde. Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube! Die saftge Pfirsche winkt dem durstgen Munde! Die trunknen Wespen summen in die Runde: „Genug ist nicht genug!
Page xlv - Die zweite gibt, sie wird zu reich. Der dritten wallend ihre Flut, Und jede nimmt und gibt zugleich Und strömt und ruht.
Page 405 - Was hat denn Don Giulio verbrochen?" fragte sie. „Oh, nichts! Er hat mit seinen Augen ein Weib bezaubert und ihrem Manne den Degen durch die Brust gerannt." „Schmachvoll!" „Er ist ein ungezogener Knabe! In den Weingarten des Lebens eingebrochen, reißt er, statt sich ordentlich eine Traube zu pflücken, deren, so viele er mit beiden Händen erreichen kann, vom Geländer, zerquetscht vor Gier die süßen Beeren und besudelt sich mit dem roten Safte Brust und Antlitz.
Page xli - Die Rechte streckt ich schmerzlich oft in Harmesnächten und fühlt gedrückt sie unverhofft von einer Rechten — Was Gott ist, wird in Ewigkeit kein Mensch ergründen, doch will er treu sich allezeit mit uns verbünden.
Page 25 - ... Eintreten der Kleinen überflog eine dunkle Schamröte seine breit ausgeprägte Stirn. Er behielt eine ernste Haltung, aber seine Augen lachten. Jetzt stand das Mädchen vor ihm, umschlang den Sitzenden mit beiden Armen und küßte ihn herzlich auf den Mund. „Ich habe gehört, daß du hungerst, Jürg", sagte sie, „und bringe dir etwas . . . Von unserm gedörrten Fleische, das du so gerne issest!
Page xxv - Zu ruhn ist mir versagt, es treibt mich fort, Die Stunde rennt - doch hab ich einen Hort, Den keine mir entführt, in deiner Treue! Sie ist die alte wie die ewig neue, Sie ist die Rast in dieser Flucht und Flut, Ein fromm Geleite leisen Flügelschwebens, Sie ist der Segen, der beständig ruht Auf allen Augenblicken meines Lebens.
Page 364 - Zeitgenossen - in seiner übermächtigen Vaterlandsliebe. Wie ich ihn kenne, so strömt sie ihm wie das Blut durch die Adern. Sie ist der einzige überall passende Schlüssel zu seinem vielgestaltigen Wesen. Ich muß zugeben, er hat ihr mehr geopfert, als ein aufrechtes Gewissen verantworten kann. Aber», fuhr er zögernd und mit gedämpfter Stimme fort, «ist es nicht ein Glück für uns ehrenhafte Staatsleute, wenn zum Heile des Vaterlandes notwendige Taten, die von reinen Händen nicht vollbracht...
Page 455 - Ben Emin berichtet : Eines Tages trat der Heiland mit seinen Jüngern aus dem Tore einer Stadt. An der Landstraße lag in der Sonne ein toter Hund, dem die Jünger mit Ekel und Schmähungen auswichen. Der Heiland aber blieb bei dem Aase stehen, und, das einzige, was daran rein geblieben war, hervorhebend, sprach er: <O sehet, wie blendend weiß seine Zähne sind...
Page xliv - Eine liebe, liebe Stimme ruft Mich beständig aus der Wassergruft Weg, Gespenst, das oft ich winken sah! Sterne, Sterne, seid ihr nicht mehr da?

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