Über Vergangenheit und Zukunft der österreichischen Verfassung

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C. Konegen, 1905 - Austria - 171 pages
 

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Popular passages

Page 116 - Periode, die währen mag wie von 1789 bis 1815 oder auch wie von 1618 bis 48, »und eh nicht«, heißt es in dem Gedicht vom Bruderzwist in Habsburg: Und eh nicht, die nun Männer, faßt das Grab, Und, die nun Kinder, Männer sind geworden, Legt sich die Gärung nicht, die jetzt im Blut. Der Krieg geht weiter; und auch dies Buch, darin er sich im Kleinen abbildete, im Persönlichen wiederholte, könnte weitergehen mit ihm — und währt
Page 35 - Die Bereitwilligkeit der (deutsch-liberalen) Partei, für die militärisch-politischen StaaUinteressen einzutreten, versagte, als Oesterreich das europäische Mandat empfing, Bosnien und die Herzogowina zu okkupieren. Für den Gesichtskreis der Professoren und Advokaten, die die Partei leiteten , für die Empfindung des Börsenkapitales war das nichts als ein kostspieliges, verhängnisvolles Abenteuer. Die Partei verleugnete ihre Herkunft nicht, im Grunde war 'sie eine bürgerliche Oppositionspartei,...
Page 126 - Die Deutschliberalen haben es zur Zeit ihrer Herrschaft zu ihrem schweren Schaden versäumt, den Ansprüchen des aufstrebenden tschechischen Volkes gerecht zu werden. Seither durch ein Vierteljahrhundert so gut wie ganz von der Regierung ausgeschlossen, haben sie das Maß ihrer und der gegnerischen Kräfte besser kennen gelernt und ihre Ansprüche tief herabgestimmt.
Page 91 - Durch die Volksschule gewinnt oder verliert die Nation den Nachwuchs in den Massen. Die Gemeindeschule ist zwar durch das Gesetz außer Streit gestellt, das Gesetz sorgt auch noch durch Pflichtschulen für die größeren Minoritäten, aber die Gemeinden deuteln an der gesetzlichen Pflicht, sie mißbrauchen die Rechte der Baupolizei und der Schulaufsicht; außerdem bleiben auch die kleineren Minoritäten zu versorgen, für welche sich Vereine ins...
Page 36 - Politik durch die Katastrophen von 1859 und 1866 aufgedrängt wurden. So lange der österreichische Kaiser den Vorsitz unter den deutschen Reichsfürsten hatte, so lange war den Deutschösterreichern, weil sie das Bindeglied mit den Reiche waren, zu Hause die bevorzugte Stellung gesichert. Der Austritt Oesterreichs aus dem Deutschen Bunde hat ihnen diesen Vorteil vor den anderen Nationalitäten genommen; ja vielleicht hat sich die Gunst von früher in Mißtrauen verwandelt.
Page 155 - Seite gewöhnlich geschehen ist.« v. Wieser, p. 35. M) »Unsere Verfassung ist nicht aus den Wirklichkeite n unseres Staates hervorgewachsen, sondern sie ist als Buchverfassung entstanden, wirklich und unwiderstehlich war nur der Drang nach einer Verfassung, aber der Inhalt, der ihr gegeben wurde, ist aus Büchern gezogen, in denen man die fremden Muster beschrieben fand.« v. Wieser, p. 155. 20) »Unsere österreichische Wahlordnung hat mit der Art, wie sie die Interessenvertretung eingerichtet...
Page 87 - Deutschen auszudehnen, denn zuletzt sind auch diese in die nationale Bewegung hineingezogen worden. Der Deutschösterreicher in der Zeit unserer Großväter und Väter war deutsch, weil er ein Österreicher und weil für ihn von Österreich das Deutsche nicht zu trennen war. Den nationalen Bestrebungen trat er aus dem allgemeinen Staatsinteresse entgegen, welches ihm ans Herz...
Page 153 - So ist es gekommen, daß nach der Schlacht von Königgrätz der Ausgleich mit den Magyaren beschlossen wurde, die eigentliche Wendung ist jedoch erst nach 1870/71 eingetreten, mit der Begründung des Deutschen Reiches, die allen Plänen ein Ende bereiteten, welche noch darauf zielen mochten, in Deutschland wieder Einfluß zu gewinnen.
Page 37 - ... also schon einen Kompromiß enthält. Dieses System gibt dem Abgeordneten eine gebundene Marschroute, konnte sich behaupten , ja noch mehr , sie hat sich — wenn man von ihrer nationalen Politik absieht — voll bewährt. Mit ihrem Namen ist die Einführung der Arbeitergesetzgebung in Oesterreich verknüpft, sie hat das finanzielle Gleichgewicht endgültig hergestellt, die Valutaregulierung gesetzlich gesichert, die Reform der direkten Steuern eingeleitet. An den wesernlichen Errungenschaften...
Page 88 - Rechtsprechung und Verwaltung, in die feste Ordnung des Beamtentums, in die Schlagfertigkeit des Heeres waren es, wogegen er sich sträubte. Erst nach und nach kam bei den Deutschen die nationale Empfindlichkeit hervor, sie begannen die fortwährenden Zugeständnisse an die fremden Volksstämme als eine Minderung ihres Volkstums zu fühlen und kamen endlich zu ihrer Auffassung vom nationalen Besitzstande, den sie zu verteidigen hätten.

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