Gedanken und meinugen über allerlei Gegenstände: ins Teutsche übersetzt, Volume 2

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Popular passages

Page 62 - Wir können die Tugend auf eine Art ergreifen, daß sie dadurch fehlerhaft wird; wenn wir sie mit zu großer Hitze und zu heftiger Gier umarmen. Diejenigen, welche sagen, in der Tugend könne niemals ein Übermaß stattfinden, spielen mit Worten und erwägen nicht, daß da keine Tugend mehr ist, wo sich Übermaß befindet...
Page 98 - Befehlen ; zwey tens (sie haben in ihrer Sprache den Gebrauch, daß sie die Menschen, Hälften des Einen von dem Ändern nennen,) hätten sie bemerkt, daß es bey uns Menschen gäbe, welche alle Dinge zur Bequemlichkeit im höchsten Überfluß hätten, und daß ihre Hälften als arme, magre und verhungerte Geschöpfe vor ihren Thüren bettelten, und könnten sie nicht begreifen, warum diese so armen Hälften eine solche Ungerechtigkeit geduldig trügen, und warum sie die ändern nicht bey der Kehle...
Page 98 - Männer, mit Haar auf dem Kinne, dabey stark und bewaffnet, die den König umgaben, (wahrscheinlich meinten sie die Schweizer und die Leibwache,) sich dazu bequemten, einem Kinde zu gehorsamen, und daß man nicht lieber einen von ihnen wählte, zum Befehlen : zweytens (sie haben in ihrer Sprache den Gebrauch, daß sie die Menschen, Hälften des Einen von dem Ändern nennen,) hätten sie bemerkt, daß es bey uns Menschen gäbe, welche alle Dinge zur...
Page 95 - Schliesslich mögen zur vergleichuug noch aus Bodes Übersetzung der Essais Montaignes (M. Montaigne's Gedanken und Meinungen über allerley Gegenstände. Zweyter Band. Berlin 1793. S. 121 und 124) die beiden lieder hier platz finden. Kommt herbey mit hellem Haufen, Kommt, gelüstet Euch mein Fleisch!
Page 97 - Saft und Mark erzeuget. Darnach lüstefs Euch, Ihr dummen Hunde? Nun so nagt und freßt Eur eignes Mark. Nehmt mir wieder, was ich Euren Vätern nahm! Fleuch nicht, Schlange, schöne bunte Schlange, Bleib! daß meine Schwester eine Zeichnung Nach der Schönheit Deiner Haut mir mache, Und nach der ein schönes Band für Cora, Meine Jugendfreunden, die ich liebe! So nennt jeder Dich die schöne Schlange. Preiset auch dich mehr, als andre Schlangen!
Page 98 - König umgaben, (wahrscheinlicherweise meinten sie die Schweizer und die Leibwache,) sich dazu bequemten, einem Kinde zu gehorsamen, und daß man nicht lieber einen von ihnen wählte , zum Befehlen ; zweytens (sie haben in ihrer Sprache den Gebrauch , daß sie die Menschen, Hälften des Einen von dem...
Page 97 - ... Vorarbeit. Gracian gehört zu diesen Vorarbeitern ebenso wie Montesquieu, und Karl May flickte Winnetou aus den zerstreuten organischen Resten. — Montaigne hat die Doppelfunktion des Typs Edler Wilder in der aufklärerischen Polemik genauestens beschrieben: Weltprüfung: »Drey ehrliche Menschen unter ihnen, (welchen es wohl nicht ahnen mag, wie theuer eines Tages ihrer Ruhe und ihrer Glückseligkeit die Kenntniß unserer verderbten Sitten zu stehen kommen, und die Bekanntschaft mit uns ihren...
Page 98 - ... sich ziehen werde, wie ich leider! voraussetze, daß das so weit nicht mehr hin sei,) die unglücklich genug waren, sich ins Netz der Neugier locken zu lassen, und der Anmuth ihres Landes zu entsagen, um das unsere zu besehen, kamen zu der Zeit nach Rouen, als der König Karl IX. sich dort aufhielt. Man zeigte ihnen unsere Art zu leben; unsere Pracht, die Einrichtung einer schönen Stadt! Nachher befragte sie jemand, um zu wissen, was sie für das Merkwürdigste befunden hätten? Sie antworteten,...
Page 81 - ... einfachen Natursinn vorstellen können, als wir aus der Erfahrung ersehen; und haben nicht glauben können, daß unsere Gesellschaft mit so wenig menschlicher Kunst und Flickwerk bestehen könne. Es ist eine Nation, würde ich zu Plato sagen, unter der es keine Hoffnung zum Handelsgewinn gibt, keine Bekanntschaft mit der Gelehrsamkeit; keine Lehre von den Zahlen; keinen Nahmen für bürgerliche Obrigkeit, oder für Häupter des Staats; keine eingeführte Knechtschaft; keinen...
Page 81 - Mahlereyen übertreffe, womit die Dichtkunst das goldne Zeitalter ausgeschmückt hat, nebst allen den Erfindungen, um einen glücklichen Zustand der Menschheit zu erdichten; sondern selbst die spekulativen Begriffe der Philosophie und sogar ihre Wünsche.

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