Page images
PDF
EPUB

treten aller Kantone und Beschleunigung der Reorganisation der eidgenössischen Bundesstaaten. Demnach luden sie den Präsidenten von Reinhard dringend ein, die nicht in der Bersammlung repräsentirten Stände aufzufordern, ihre Deputirte in dieselbe abzuordnen, es mögen auch ihre gegenwärtigen Verhältnisse beschaffen seyn, wie sie wollen.

Diesem Anfinnen zu entsprechen, nahm die eidge nössische Versammlung zu einem schon vorhin ver suchten Mittel ihre Zuflucht, dessen, dasselbe be gleitende, Beweggründe zu Erfüllung ihrer Hoffnung dießmal hinreichen sollten, die bisher gar nicht angeschlossenen, odèr seit einigen Tagen wieder zurückgetretenen Kantone, zum Beytritte und Theilnahme an den Berathungen der schweizerischen Angelegenheiten zu bewegen. Sie beschlos in einem in rein vaterländischem Sinn abgefaß= ten Schreiben den in ihrer Mitte nicht reprásentirten Stände Bern, Freyburg, Solothurn und Graubündten erst erwähnte Note mitzutheilen, und sie einzuladen, sich durch beförderliche Abordnung ihrer Gesandten neu anzuschließen, auf daß spätestens innerhalb 8 Tagen die Grundlagen des neuen Schweizerbundes in vollständiger Sißung berathen werden können. Auch Zürich hatte dem von der eidgenössischen Versammlung

gegen seine Regierung geäußerten Wunsche, diese abwesenden Kantone zum Nachgeben und zur Berücksichtigung der Zeitumstände freundbrüder= lich zu bewegen, entsprochen und die Aufforde= rung der eidgenössischen Versammlung an fie durch eigene Verwendung unterstüßt. Es hatte aber der Erfolg der Erwartung nicht entsprochen. Alle 3 Städte, Bern, Freyburg und Solothurn, verweigerten wiederholt, in einem auf einem Kongrese zu Bern verabredeten Einverstånds nisse, die Absendung ihrer Gesandten zu der eidgenössischen Versammlung, von der wie durch die Konvention vom 29 December ihre Rechte verleßt glaubten. Sie wollten nur an eine drey= zehnortige Tagsaßung, die sich übrigens keine Berathungen über Kantonal - Versammlungen erlauben dürfe, Gesandte schicken, erklärten da ben jedoch ihre Bereitwilligkeit, wenn Umstände eine Gränzbesesung erfordern sollten, Theil daran zu nehmen.

Während dieser Anstrengungen die Vereinigung aller Kantone zu erzielen, erfolgten tumultuarische Auftritte in den rheinthalischen Gemeinden Rebstein, Balgach und Marbach, in welchen nächtliche Komplotte zur Demokratifirung des Rheinthals auf Appenzelleris schem Fuße statt hatten. Es hatte jedoch ein

gerücktes Militär die Schreyer bald wieder zum Schweigen gebracht. In der Stadt Luzern hingegen ertrugen die Bürger unwillig ihre bisherige Herabwürdigung und Ausschließung so manchen verdienten Mannes in ihrem Schooße aus dem Kleinen Rathe und den höchsten Tribunalien, und daher war der Wunsch und die Tendenz schon ziemlich laut unnd sichtbar geworden, bey dieser Gelegenheit den Einfluß der Stadt mit dem des Landes in größere Gleichheit und Harmonie zu bringen. Da nun die Majorität der Regierung sich nicht zu den Ansichten und Wünschen der Bürgerschaft von Luzern, (denn es hatten die Mitglieder der alten Regierung eine von ihnen individuell unterzeichnete Suschrift dem durch die Mediationsakte aufgestellten großen Rathe, am 20 Jenner schon übergeben, worinn sie den Grundsaß der Rückkehr zur alten Ordnung, bey den gegenwärtigen Konjunkturen als nothwendig, gerecht und wohlthẳtig für Stadt und Land aufstellten) herablassen wollte, so ward die Vermittlung des Präsidenten der eidgenössischen Versammlung, Bürgermeister von Reinhardt und selbst auch die Einwirkung desselben angesucht, damit die gewünschte Vereinigung bewerkstelliget werden möchte. Su diesem Ende begaben sich von beyden Parteyen

2

1

Deputationen nach Zürich: Schultheiß Krauer, Kathsherr Kilchmann und Appellationsrichter Schärer von der bestehenden; Präsident Keller, Meyer von Schauensee, ehemaliger Justizminister und Doktor Gloggner von der vormaligen Regierung. Diese hielten am 31 Jenner und 1 Februar bey Bürgermeister von Reinhardt Privat - Konferenzen, bey welchen beyde Theile mit nicht geringer Lebhaf= tigkeit die entgegengeseßten Interessen verfochten, und über das zu treffende RepräsentationsVerhältnis zwischen Stadt 'und Land der Vorschlag, daß die Regierung in Zukunft zur Hälfte aus Bürgern der Stadt und wieder zur Hälfte aus den Municipalstädten und vom Lande besest werden möchte, von den Deputirten der Stadtparthie wohl aufgenommen, von den Abgeordneten der Regierung aber abgelehnt wurde. Der große Rath, dem das Zürchersche Vereinigungsprojekt mißflel, beauftragte den kleinen Rath, wenn er es gut fände, Verbesserungen der Verfassung zu berathen und ihm seine Vorschläge zut hinterbringen. Während nun der kleine Rath im Vorgefühl der naben Krise mit allerley Maasnahmen sich beschäftigte, stimmten die Mitglieder der alten Regierung, so wie die Bürgerschaft von Luzern, für die Annahme des Vergleichs von Zürich, und gaben hievon dem kleinen Rath

Kenntniß. Diese Nachricht veranlaßte eine stürmische Sißung, in welcher ein Beschluß genommen wurde, nach welchem alle als Ruheftörer angesehen und bestraft werden sollen, welche auf einem andern als dem geseßlichen Wege ihre Ansichten und Wünsche über Verbesserung der Kantonalverfassung geltend zu machen suchen; dann erfolgten noch andere Auftritte, die den Amts Schultheißen Rütimann den Rath zu verlassen und seine Entlassung einzureichen bewogen hatten. Diese Vorgänge ließen jest die Regierung Truppen in den ihr ers gebenen Gemeinden aufbieten, sich am folgenden Morgen in nahen Entfernungen um die Stadt zu versammeln, und ihre Befehle allda abzuwarten. Die Stadt gegen Gewaltsübungen zu sichern, traten unter dem Vorfiße des Alt= Landammanns Rútímann Ausschüsse der alten Regierung und der Bürgerschaft zusammen, und erklärten sich als Regierungs - Kommission. Ein paar Dußend entschlossener Männer bemächtigten sich des Arsenals, der Stadtthore und des Regierungsgebäudes, worinn der kleine Rath versammelt war. Ueberall zeigte sich nur geringer Widerstand. Dieses alles war die Arbeit einer Stunde am 16 Abends um 5 ́Uhr. Ant folgenden Morgen gieng man den gegen die

« PreviousContinue »