Page images
PDF
EPUB

lanchthons Schriften, und insbesondere seine. Vorreden und Briefe benußt habe. Ich habe daher viele Stellen, noch außer denen, welche schon der selige überaus verdienstvolle Strobel gesammelt hat, ausgehoben, und in einer deutschen Uebersehung bei Gelegenheit eingeschaltet. Es ist nicht nur überhaupt schön, wenn man einen Mann über seine jedesmalige Lage selbst sprechen hört, sondern folche Aeußerungen liefern auch hin und wie der Aufschlüsse und Bemerkungen, die selbst dem Geschichtskundigen willkommen sein müssen.

Wenn ich übrigens über manche Punkte nur wenig gesagt, und manches ganz weggelassen habe, so bitte ich mich nach dem Zwecke eines Lesebuchs zu beurtheilen. Habe ich aber Fehler in anderer Hinsicht begangen, wie ich von meinem Selbstbewußtsein belehrt sehr gern eingestehe, so muß ich mich freilich auf Gnade und Ungnade ergeben.

Der Verfasser.

Vorrede zur zweiten Auflage.

Da

[ocr errors]

a diese Schrift, nach den öffentlichen Urtheilen die Absicht, in welcher sie geschrieben wurde, nicht ganz verfehlen soll, so weis ich bei dem zweiten Drucke derselben-den leidigen Nachdruck ungerechnet nichts weiter zu sagen, als daß ich hier und dort manches berichtiget und besonders im Ausdrucke verbessert; Zusäße aber mir nur wenige deswegen erlaubt habe, um das Buch nicht stärker zu machen und seinen Ankauf zu erschweren, und daß ich fortdauernd wünsche, bei denen, welche vorher diesen ehrwürdigen Mann nicht kannten, nicht nur sein Andenken überhaupt, sondern auch ihm ähnliche Gesinnungen zu erwecken.

Weil man übrigens dem Kinde schon den Namen des Vaters gegeben und mich hier nnd dort als Verfasser dieser und der Lebensbeschreibungen von den übrigen Reformatoren genannt hat, so sehe ich mich ungern gedrungen, aus der bescheidenen Verborgenheit herauszutreten und meinen unbedeutenden Namen dieser Schrift vorzusehen.

Erstes

Erstes Kapitel.

Melanchthons Geburt und ersten Lebensjahre.

Jene

Jene erfreuliche und jedem Menschenfreunde willkommne Erfahrung, daß jeder Irrthum doch endlich, der långsten Dauer ungeachtet, weichen muß und daß er gerade dann weichen muß, wenn er es am meisten versucht, sich geltend zu machen, hat sich nie kråftiger, nie nachdrücklicher, nie einleuchtender bestätiget, als in dem sechszehnten Jahrhunderte. Man kann der Wahrheit Glück wünschen, man kann ihr allgemeinere Verbreitung und Werthscha, zung vorhersagen, wenn der Irrthum bis zu dem Grade von Kühnheit vorgedrungen ist, daß er droht, alles um sich herum zu Boden zu werfen und die unsinnigsten und schändlich. ften Mittel ergreift, um sich zu behaupten, Dann erst erwachen alle Gegenkräfte; dann erst wagen die Vertheidiger der Wahrheit das Außerste; dann leihen ihnen die Gegner die A

Melancht. Leben,

wirks

wirksamsten Waffen; dann lodert das Feuer

helle auf, das noch lange nur im Stillen fortgeglimmt hätte, wenn es nicht selbst von denen, die es löschen und dåmpfen wollten, einem ofnern freiern Spielraume ausgesett worden wäre.

Das große Werk des genannten Jahrhunderts, deffen wohlthätigen und viel umfassenden Folgen sich noch bis auf unsere Zeiten verbreitet haben und weit in die folgenden Jahrhunderte hinausreichen werden, ist davon der redendste Beweis.

Es schuf eine Menge von Männer, werth des Andenkens der spätesten Nachwelt, welche die Menschengeschichte immer in ihren Urkun den mit dem Kranze an der Stirne auftreten lassen wird. Ihr Gedächtniß wird so lange nicht erlöschen, so lange man sich noch an jene wichtige Begebenheit selbst erinnern wird. Und wenn es nicht nur für den Beobachter der Weltbegebenheiten, sondern für jeden vernünftigen Menschen ein besonderes Inderesse hat, diese große Veränderung selbst genauer kennen zu lernen, so ist die Erzählung von dem Leben und Handlungen dieser Månner zugleich mit in dieses Interesse verwickelt. Denn wer weiß nicht, daß man eine Begebenheit nur dann nach

« PreviousContinue »