Die Epoche diokletianischer Christenverfolgung - Von ideologischem Existentialismus zu politischem Kalkül

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GRIN Verlag, Feb 18, 2010 - Political Science - 43 pages
Hatte das Christentum schon im zweiten nachchristlichen Jahrhundert einen immer größeren Aufschwung erfahren, ließ es „Anfang des dritten Jahrhunderts [...] aus dem Munde markanter und bedeutender Köpfe im Rahmen des allgemeinenhöheren Geisteslebens seine Stimme hörbar vernehmen.“1 Das Judentum war vom Christentum zahlenmäßig längst übertroffen worden, in einigen römischen Provinzen des Ostens bestand die Hälfte der Einwohnerschaft aus Christen und die Religion pflanzte sich über Grenzen hinweg fort. In Armenien erreichte die Christianisierung im dritten Jahrhundert selbst das Königshaus. Aber auch den spezifisch römischen Kulturkreis erfasste das Christentum mehr und mehr. In der Mitte des 3. Jahrhunderts war die bisher überwiegend griechische Christengemeinde überwiegend römisch geprägt. Das Christentum erfuhr jedoch nicht nur eine territoriale, sondern zugleich eine gesellschaftliche Ausbreitung. Seine differenzierte geistige Kultur verschaffte ihm Eingang in höchste aristokratische Schichten und ließ sogar Mitglieder des römischen Kaiserhofes ›anfällig‹ werden. Dieses Zwischenspiel friedlicher Entwicklung des Christentums wurde in der Mitte des 3. Jahrhunderts durch die Maßnahmen Decius ́ sowie Valerians abrupt unterbrochen. Diese Arbeit beschäftigt sich jedoch mit dem Vorgehen des Diokletian rund fünfzig Jahre später. Was waren seine Motivationen, in einem Zeitalter, in dem bereits verschiedene Gruppen verstärkt zum Monotheismus tendierten, in einer Phase, in der „das religiöse Bewusstsein getragen [war] von der Idee Gottes [...], eines Absoluten, eines Transzendenten mit persönlichem Charakter, das Grundlage und Ziel aller Dinge, das Gegenstand der Anbetung und der Liebe“2 war, gegen das erstarkte Christentum vorzugehen? Warum kam es darüber hinaus erst im letzten Viertel seiner Regierungszeit zu solch brutalem Vorgehen, das alles bisher da Gewesene in den Schatten stellen sollte, und in welchen Maßnahmen manifestierte sich dieses? *************** 1 Alfed Heuss: Römische Geschichte, 8. Auflage, Herausgegeben, eingeleitet und mit einem neuen Forschungsteil versehen von Jochen Bleicken, Werner Dahlheim und Hans-Joachim Gehrke, Paderborn 2001, S. 425. 2 Marrou, H.I.: Von der Christenverfolgung Diokletians bis zum Tode Gregors des Großen, in: Rogier, L.J.; Aubert, R.; Knowles, M.D. (Hg.): Geschichte der Kirche, Bd. I, Von der Gründung der Kirche bis zu Gregor dem Grossen, Einsiedeln, Zürich, Köln 1963, S. 242.

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