Das Wiener Stadt-Theater

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J.J. Weber, 1875 - Theater - 226 pages
 

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Page 61 - Perlvater" sagte der lustige Komiker Schmelka, um die Übertreibung zu verspotten. Darüber lacht man jetzt nicht mehr, man findet's in der Ordnung, daß Gold und Edelstein und Sammet und Seide da angebracht werden, wo sie unsinnig sind. Geradezu gedankenlos sind die öffentlichen Stimmen im Besprechen und im Preisen der sogenannten Ausstattung. Selbst der Spott kundiger Leute gegen diese Putzsucht wird schon nicht mehr empfunden.
Page 61 - Zinsen zahlen muß. So rächt sich ein Übelstand wie eine Schuld, fortwuchernd von Geschlecht zu Geschlecht. Selten bietet sich ein Personal so glücklich für ein großes Drama wie das unsrige sich bot für dies Werk Schillers, und wir mußten zögern, weil ein Luxus der Ausstattung gefordert wird. Umsonst hat Schiller selbst auf Ifflands Bemerkung erklärt: daß man diese Opernzutat äußerlichen Glanzes nicht brauche, umsonst nahm ich zu wiederholten Malen Anlauf zu dem...
Page 8 - Ein Theater, welches in erster Linie das Auge befriedigen will, beeinträchtigt das Ohr; das Ohr aber ist für ein gutes Theater das wichtigere Organ. Ich war indessen eingenommen für das Ritterstück und hatte es schon in Leipzig geben wollen. Sein Thema gehört nicht bloß der Ritterzeit, und dies Merkmal ist entscheidend bei der Wahl historischer Stücke fürs Theater. Mir lag außerdem viel daran, poetische Talente wie Wilbrandts auf dem Stadttheater zu haben, und mit dem „Hammerstein...
Page 61 - ... sie unsinnig sind. Geradezu gedankenlos sind die öffentlichen Stimmen im Besprechen und im Preisen der sogenannten Ausstattung. Selbst der Spott kundiger Leute gegen diese Putzsucht wird schon nicht mehr empfunden. Man nennt einen Führer dieser Putzsucht im Theater den „Tapezier-Dramaturgen"; aber der Vorwurf wird kaum verstanden, und gilt für harmlos.
Page 64 - Adam, ist ganz selten geworden im Repertoire. Anderswo hat er nie festen Fuß fassen können, weil man seine Komik, die Komik der Voraussetzungen, zu spitz fand für die Bühne. Diese Komik bringt es mit sich, daß man nachträglich lacht, im Theater aber will man auf der Stelle lachen. Und das „Käthchen" selbst — wir müssen's uns eingestehn — ist auch ziemlich alt geworden. Eine verzweifelt reale Zeit sieht mit Befremden ein Ritterstück, dessen Held und Heldin ein Traumleben in die Wirklichkeit...
Page 89 - Die Ausstattung knapp, die Ausführung reich! das ist allerdings mein Motto. Dies schließt aber nicht aus, daß die äußerlichen Dinge entsprechend sind dem Charakter und der Situation des Stückes. Zupassend sollen sie sein, nur nicht vorherrschend.
Page 89 - Schauspiel", aus erster, naiver Theaterzeit stammend, mag sie immerhin dazu berechtigen. Ich lege den Schwerpunkt ins Hören. Die Aufmerksamkeit des Publikums geflissentlich auf die Äußerlichkeit der Szene lenken, heißt für mich, die Innerlichkeit der Dichtung gefährden. Das...

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