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eine Zeit lang zu Lode in der Gefangenschaft sitzen und Eddo Zöge, seine Hausfrau, den Russen Ranzionirung für ihn zahlen müssen. Zu Gunsten der einst reichen Schlossfrau hatte nun der wohlgelahrte Herr Helmold Vicke aus Reval angeblich solche RanzionirungsGelder dem russischen Befehlshaber zu Lode ausgezahlt. Bei der Rückforderung seiner Auslage hatte ihm der dänische Untersasse Heinrich Uexküll zu Kirkota irgend welche, nicht näher bezeichnete Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Helmold Vicke war dann 1577 nach Arensburg gegangen um sein Recht zu fordern. Nachdem sich dort herausgestellt, dass seine Beweise für die Schuldforderung nicht ganz zulänglich, eine Beilegung der Sache auf gütlichem Wege aber an einer Kleinigkeit gescheitert war, hatte das Gericht seinen Spruch gefällt und zwar zu Gunsten Helmolds. Zugleich hatte sich im Laufe der Verhandlungen herausgestellt, Heinrich Uexküll sei so sehr zahlungsunfähig, dass er selbst das zu der in Aussicht genommenen gütlichen Uebereinkunft erforderliche Geld mehrentheils von guten Leuten" habe erbitten müssen. Diesem Uebelstande gegenüber hatte dann keine andere Massregel zu Gebote gestanden, als Helmold zuzugestehen, dass er des gefangenen Jürgen Uexküll Hausfrau sich zu Recht ausantworten lassen dürfe, dieselbe aber während der Haft gebührlich speisen und unterhalten müsse. In hellem Zorn über diese Entscheidung war Helmold Vicke nach Reval zurückgekehrt, hatte dort öffentlich Schmähreden wider den Statthalter zu Arensburg ausgestossen, weil derselbe ihm sein Recht verweigert, hatte Heinrich Uexkülls Hausfrau in Arrest nehmen, dessen Habe mit Beschlag belegen lassen. Uexkülls Hausfrau hatte er dann freilich ihres Arrests

entledigen müssen, dagegen die Anberaumung eines Gerichtstages zu Reval durchzusetzen gewusst, auf welchem ein Spruch in der Sache ergehen sollte. Unter Hinweis auf die Gewalt, welche ihm als königlich dänischem Unterthan durch einen solchen schwedischen Gerichtstag angethan werde und durch die Forderung, persönlich oder durch Stellvertreter sich dazu in Reval einzufinden, hatte Heinrich Uexküll sich an seinen Statthalter mit dem dringenden Gesuch gewandt, zu erwirken, dass die Beschlagnahme seiner Habe aufgehoben und Vicke mit seinen falschen Anforderungen und Beschuldigungen an die gebührende Obrigkeit verwiesen werde.

Johan Uexküll spricht sich nun in seinem Schreiben an den Statthalter zu Reval dahin aus, dass dieses Verlangen durchaus billig sei, zumal in der That keine Rechtsverletzung Vicke's durch Uexküll stattgefunden habe. Um der guten Beziehungen willen, die zwischen Dänemark und Schweden beständen, müsse er nachdrücklich darauf bestehen, dass Vicke jede Ungebühr in Thaten und Worten untersagt werde, dass dänische Unterthanen nie wieder durch Arrest und andere Gewaltmassregeln in Kummer und Elend gebracht würden, dass Klagen wider dieselben, wie die vorliegende Helmold Vickes immer nur an ihn, als an deren vorgesetzte Obrigkeit verwiesen werden dürften. Wenn einem der beiden Länder durch das andere Grund zu gewaltsamer Wiedervergeltung gegeben sei, so wären die Dänen in diese Lage versetzt worden, als der selige Jürgen Uexküll von Padenorm an der Spitze schwedischen Kriegsvolks in Oesel eingebrochen und die Insel verwüstet habe1).

1) cfr. oben pg. 77.

Trotzdem die Beschwerden hierüber bis heute von den Schweden unberücksichtigt geblieben, hätten sie dänischerseits doch mehr Rücksicht genommen auf die freundnachbarlichen Beziehungen zwischen den beiden Potentaten, als selbst auf jene harte Verletzung durch Friedensbruch. Sie hätten eben keine Misshelligkeiten oder gar Feindschaft zwischen den beiden Ländern aufkommen lassen wollen. Er versehe sich jetzt aber auch gleicher Absichten bei dem schwedischen Statthalter, nicht nur für den vorliegenden Fall, sondern für alle Zukunft.

Aus diesen Briefen geht hervor, dass Johan Uexküll dem geleisteten Eide gemäss sein Amt als Statthalter mit Eifer verwaltete, während König Friedrich II. sich immer mehr aus dem politischen Getriebe in Livland zurückzog. Das mag Uexküll sein Amt immer mehr verleidet haben und als dann König Stephan im Jahr 1579 1)

1) Am 13. März 1579 wird Johan Uexküll noch einmal ausdrücklich als dänischer Statthalter auf Oesel bezeichnet in einer Original-Urkunde des F. A. an genanntem Datum zu Arensburg ausgestellt. Johan Franck, Friedrich Gross, Jürgen Fietinghof zu Zerle, Heinrich Wrede und Otto Fietinghof zu Sandel, Befehlshaber, Secretär und Landräthe Sr. königl. dänischen Majestät zu Oesel bezeugen darin, dass vor ihnen im Auftrage des Statthalters Johan Uexküll von Menzen dessen Sohn Johan Uexküll jun. in Begleitung des wohlgelahrten Valentin Reichart erschienen sei und verlangt hätte, dass sie kraft ihres Amts Simon Anrep vor sich bescheiden und ihm darüber Zeugniss abnehmen sollten, was ihm Anno 1562 am 18. Juni der sel. Dietrich Uexküll auf die Frage geantwortet hätte, wem er seine Güter am liebsten gönnen wolle, wenn er ohne männliche Leibeserben sterben sollte; cfr. Bild I. pg. 62-64.

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den Kriegsruf ergehen liess, da erwirkte er sich unter dringenden Bitten 1) seine Entlassung, und stiess mit seinem gleichnamigen Sohne, so wie mit mehren anderen seines Geschlechts und Namens zu den Fahnen des kriegerischen Siebenbürgen um mit Hilfe seiner alten Freunde, der Polen, das Heil zu erjagen, um seine geraubten Güter wieder zu gewinnen, um sein armes Vaterland von dem Erbfeinde zu befreien. Und König Stephan sowohl wie der Krongrosshetmann Jan Zamoyski haben die Verdienste des Vaters und des Sohnes, ihre Tapferkeit bei allen kriegerischen Unternehmungen, ihre opferfreudige Unbescholtenheit in rühmlichen Zeugnissen anerkannt; insbesondere habe der Sohn bei den Eroberungen von Polozk und Welikiluki sich als ein ehrliebender Kriegsmann erwiesen und sich stets wacker und kühn gehalten, auch nachdem er Pferde, Wagen und all das Seine eingebüsst 2).

Aus den letzten Jahren Johan Uexkülls ist nur noch bekannt, dass er sich eifrig darum bemühte, die verlorenen Allodialgüter im Stifte Dorpat für seine Nachkommen wieder zu gewinnen und seine Anwartschaft auf die Gesammthandgüter in der Wiek sicher zu stellen.

1) In dem Memoriale fährt Johan Uexküll, nachdem er seine ganze dänische Dienstzeit übersprungen, fort: Als er danach erfahren, dass der König von Polen einen nachdrücklichen Feldzug gegen den Moskowiter ins Werk setze und sein armes Vaterland aus der Knechtschaft befreien wolle, da habe er Se Majestät von Dänemark so lange mit Bitten bestürmt, bis ihm der Abschied ertheilt, der edle Georg Farensbach aber zum Nachfolger bestimmt worden sei.

2) F. A. Document von 1599 Sept. 2.

Dabei trat er auch noch einmal mit Herzog Magnus in directe Beziehung. Dieser Fürst hatte die Hoffnung, seine verlorenen Lande und mehr mit Hilfe des Zaren von Moskau zu gewinnen, nur aufgegeben, um als polnischer Lehnfürst ähnliche Hoffnungen zu nähren. Schon im Jahre 1579 hatte Christoph Radziwill mit einigen 1000 Polen, denen sich auch etwa 1000 Mann kurländischen Kriegsvolks unter dem Obristen Jürgen Buttler anschlossen, einen verheerenden Streifzug gegen die Russen im Stift Dorpat unternommen. Dabei wurde das Haus Kirrempah von Buttler erstürmt 1). Auch an diesem Zuge mag sich Herzog Magnus betheiligt haben. Sicher scheint zu sein, dass er im Jahre 1580, während König Stephan seinen glänzenden Feldzug gegen Polozk und Weliki-Luki leitete, angeblich in Verbindung mit Matthias Dembinski und Berthold Buttler einen zweiten Einfall 2) in das Stift Dorpat ausführte und die Genugthuung dabei fand, Kirrempäh und Uelzen, zwei Gebiete und feste Häuser seines einstigen Königreichs als irrender Abenteurer nicht nur wieder zu gewinnen, sondern auch noch im Jahr 1581 an die Dauer seines Gewinns zu glauben. Wenigstens gab er am 3. October 1581, vom Schlosse Rosenbeck aus, diesem

1) Russow Bl. 117a, Henning Bl. 69 a und Hiärn pg. 323. 2) Henning Bl. 70 a; Fabricius 143, der die Einnahme Kirrempäh's durch den Herzog aber ins Jahr 1581 setzt. Wahrscheinlich ist, dass Christoph Radziwills Unternehmen von den übrigen Thatsachen zu trennen ist, dass es nur einen Obristen des kurländischen Kriegsvolks Jürgen Buttler gab, dass nur ein Einfall ins Stift Dorpat vorgekommen ist, bei dem Kirrempäh und Uelzen eingenommen wurden, dass dieser Einfall im Jahr 1580 stattfand, dass Herzog Magnus an der Spitze desselben stand in Verbindung mit dem Obristen Jürgen Buttler.

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