Bekenntnisblätter: verstreute und hinterlassene Aufzeichnungen eines Dichterphilosophen

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Schuster & Loeffler, 1905 - 224 pages
 

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Popular passages

Page 22 - Meine Freude war nur kurz. Und ich verlor ihn so ungern, diesen Sohn! Denn er hatte so viel Verstand! so viel Verstand! — Glauben Sie nicht, daß die wenigen Stunden meiner Vaterschaft mich schon zu so einem Affen von Vater gemacht haben!
Page v - Und droht auch Nacht der Schmerzen ganz Mein Leben zu umfassen — Ein unvernünftger Sonnenglanz Will nicht mein Herz verlassen.
Page 66 - Vekümmernisse und Konflikte sein ganzes Selbst mit dem Gott, der ihn berufen, verschlungen hat. Diesen Gott, diesen Genius wird er nicht verraten für die Silberlinge des Glückes, der «Lxistenz, dieser Gott duldet keinen zweiten neben sich; verhungernd wird der echte Poet sprechen: Dein Wille, Herr, geschehe!
Page 181 - Entsagung in diesem Bekenntnis kann mit der reinsten Beruhigung einhergehen, schon deshalb, weil zu wissen, daß und warum man nicht weiß, Wissen ist: wie denn Mathematik eine Aufgabe für bewältigt hält, deren Unlösbarkeit sie bewies.
Page 154 - Welt erfüllen soll, ist nicht mehr gebräuchlich; die Kinder der Zeit springen mit ihren Talenten um, wie Heldenknaben mit prächtigen Schwertern, sie wollen damit Ruhm gewinnen, eh...
Page 3 - Armer hör' die Tröstung nicht. Drum tönt das Lied aus meiner Brust So dumpf und schwer, des Trübsinns voll, Was ist's, das mich erfreuen soll? Und was erfüllt mein Herz mit Lust? Da mir ein kostbar Gut gebricht: Ich Armer höre leider nicht!
Page 71 - Subjektivität das feste Gemälde einer Vergangenheit heraufzubeschwören, ist dem Griffel des Historikers anvertraut, dem Dichter aber bleibt seine Individualität heilig, er läßt sie nicht untergehen in der anschaulichsten Schilderung fremder Zustände und Ve...
Page 48 - Vcdürf» nissen sie sich mit so gemeiner Willigkeit überlassen, der Kreis des Menschenlebens noch nicht abgeschlossen ist. Und wie bei solchen Festen Freunde und Nachbarn enger aneinander rücken, auch die Fremden, die...
Page 4 - Voden nicht ungeahnte Rosen trüge und große Gestalten es füllten, die ungleich den irdischen Raumgesetzen den engen Kerker nur um so mehr erweitern, je zahlreicher sie ihn bevölkern.
Page 110 - Zeitideen zu spekulieren, denn wenn sie fallen, wenn die Zeit diese Ideen sinken läßt und der Dichter nicht in sich selbst nach nährenden Schätzen gegraben, nicht ein unverwüstliches Kapital an Ideen und Strebungen besitzt, die nicht unmittelbar mit der Zeit, sondern nur mit den «Lntwicklungen seiner Indivi» dualität innig verwachsen, so wird er zum entblößten Vettler, der keinen armen Uupferpfennig von Gedanken mehr auszugeben hat.

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