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man die den Durchschnitten der stärkern Axencylinder entsprechenden Kreise umgeben von Gruppen gesonderter Punkte, die sich bei Veränderung des Focus als Endflächen der feinen Axencylinder erweisen.

Für die Theile des Centralnervensystems, welche feine Nervenfasern in feinkörniger Substanz oder in einer Körnermasse eingebettet enthalten, empfiehlt sich die Anwendung der kaustischen Kalilösung und Auswaschen in destillirtem Wasser, wodurch die feinkörnige Substanz und die Körner schwinden und die Nervenfasern mit eigenthümlich rauhen Conturen zurückbleiben. Ich habe mittelst dieser Behandlung ein reiches Netz feinster Nervenfasern innerhalb der feinkörnigen Substanz der Grosshirnrinde im Zusammenhang mit den gegen die Rinde aufsteigenden Nervenfaserbündeln der weissen Substanz dargestellt. Ein wahrhaft überraschendes Bild gewähren senkrecht zur Oberfläche geführte Durchschnitte der Randwülste des Kleinhirns, wenn die zwischen der weissen Axe des Läppchens und der einfachen Reihe verzweigter Ganglienzellen befindliche Körnerschichte in dem Moment, wo die Kalilösung eindringt, sich plötzlich in ein zierliches und enges Fasernetz verwandelt, in welches einerseits die Nervenfasern der weissen Axe einstrahlen, während es andrerseits mit feinsten Maschen die Ganglienzellen umspinnt und vereinzelte Fasern durch die feinkörnige Schichte zur Oberfläche sendet.

Versuche über die Wirkung des Goldchlorids, die ich in Gemeinschaft mit Herrn Stud. Merkel anstellte, haben uns, wie Gerlach, die Ueberzeugung gewährt, dass die Fasern der grauen Commissur und der grösste Theil der Fasern der sogenannten grauen Hörner des Rückenmarks Nervenfasern sind. Gerlach's Methode ist folgende: Möglichst frische Stücke des Rückenmarks werden in 1- 2 procentiger Lösung von doppelt chromsaurem Ammoniak gehärtet, die Durchschnitte, gegen Lichteinwirkung geschützt, in eine Lösung von 1 Thl. Goldchloridkalium auf 10000 Thle. schwach (mit Essig oder Salzsäure) angesäuerten Wassers gelegt und nach 10-12 Stunden, wenn die weisse Substanz blass lilla, die graue kaum gefärbt ist, in einer Mischung von 1 Thl. Salzsäure auf 2-3000 Thle. Wasser einige Minuten hin- und herbewegt. Hierauf verweilen die Schnitte etwa 10 Minuten in einem Gemenge von 1 Thl. Salzsäure auf 1000 Thle. 60 procent. Alkohol; und einige Minuten in absolutem Alkohol; sie werden durch Kreosot aufgehellt und in Canadabalsam eingeschlossen. Nach Verlauf von 6 -8 Stunden erscheinen alle dem Nervensystem angehörigen Fasern dunkelviolett, die

Zeitschr. f. rat. Med. Dritte R. Bd. XXXII.

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Bindesubstanz leicht blassblau. Sollen die Nervenzellen mit dargestellt werden, so müssen die Schnitte, ehe sie in die Goldlösung kommen, einige Stunden mit einer andern Metalllösung, am besten mit einer sehr verdünnten Lösung von salpetersaurem Uranoxyd oder auch mit Chlorpalladium behandelt werden. Die Fasern werden dabei dunkel, fast schwärzlich, die Nervenzellen und deren Ausläufer tief dunkelroth, die Kerne aber völlig farblos.

Aus der Betrachtung der reinen Goldpräparate gewann Gerlach das Resultat, dass an der Bildung der grauen Substanz ein Netz äusserst feiner Fasern Antheil nimmt, in welches Nervenfasern der hintern Wurzeln nach wiederholter Theilung eintreten, während aus demselben stärkere Nervenfasern sich entwickeln, welche nach längerm oder kürzern Verlauf in der grauen Substanz sich an die Stränge der weissen anlegen. Mit diesem Netze verbinden sich ferner die von Deiters als Protoplasmafortsätze bezeichneten feinsten Ausläufer der Nervenzellen. Es findet sich in sämmtlichen Theilen der grauen Substanz des Rückenmarks mit Ausnahme der nächsten Umgebung des Centralkanals und der Substantia gelatinosa. In der letztern wird die feinkörnige Neuroglia zwar durch Züge der sie durchsetzenden hintern Wurzelfasern durchbrochen, diese aber theilen sich nicht und bilden keine Netze und darin besteht nach Gerlach der bisher immer noch nicht genügend aufgeklärte Unterschied zwischen der Substantia gelatinosa und der eigentlichen grauen Substanz des Rückenmarks. In der grauen Commissur, welche zum grössern Theil hinter, zum kleinern Theil vor dem Centralkanal liegt, schien ihm ein eigentliches Netz feinster Nervenfasern ebenfalls zu fehlen; dagegen kommen hier etwas stärkere, wenngleich immer noch feine Nervenfasern vor, welche theils transversal zwischen den symmetrischen Rückenmarkshälften, theils vertical verlaufen. Die transversalen Fasern legen sich zum Theil an die Hinterstränge an, zum Theil gehen sie in die Partie des nervösen Fasernetzes über, welche zwischen vordern und hintern Säulen in der grauen Substanz des Rückenmarks liegt. Von den verticalen Fasern vermuthet der Verf., dass sie sich den Hintersträngen anschliessen.

Bedient man sich zur Erhärtung der Centralorgane der Chromsäure, so läuft man Gefahr, nicht sowohl Nervenfasern, als Axencylinder mit Bindegewebsfasern zu verwechseln. Ob nackte Axencylinder, abgesehen von den Ursprüngen der Nervenfasern aus den Ganglienzellen, in den Centralorganen vorkommen, ist uns zweifelhaft geworden. Bei Anwendung der Brönner'schen

Flüssigkeit sieht man auf Querschnitten die feinsten Axencylinder noch mit einem hellen Hof von transparentem Nervenmark umgeben. In Kalilösung erblassen die Axencylinder bis zur Unsichtbarkeit und wenn feine Nervenfasern sich kenntlich erhalten, so verdanken sie dies allein ihrer Markscheide, die ihnen das erwähnte, eigenthümlich rauhe Ansehen giebt. Endlich färben sich auch in der Goldlösung die feinen Fasern schon zu einer Zeit, wo an den stärkeren der Axencylinder noch farblos und nur die Rinde von Nervenmark, wahrscheinlich in Folge ihres Fettgehalts, farbig erscheint. In verdünnter Chromsäure, chromsaurer Kalilösung und Müller'scher Flüssigkeit aber bläht sich, wie in Wasser, das Nervenmark auf, trennt sich in Form sogenannter Myelintropfen von den Axencylindern ab und hinterlässt eine grosse Zahl der letztern nackt, die aus den Rändern des Präparats nach allen Seiten durch einander gewirrt und oft in Form unregelmässiger Netze hervorragen. Die feinsten dieser Axencylinder sind nicht stärker als Bindegewebsfibrillen, oft von ähnlich geschlängeltem Verlauf und an Chromsäurepräparaten überhaupt nicht von Bindegewebsfäden unterscheidbar, während im frischen oder in dem durch Alkohol erhärteten Zustande beiderlei Fasern an ihrem Verhalten gegen Essigsäure oder Kalilösung von einander unterschieden werden können. Beide erblassen und quellen in diesen Flüssigkeiten, aber die Axencylinder behalten ihre glatten Conturen und ihre gestreckte Lage, während die Bindegewebsfibrillen zu unförmlichen Klümpchen zusammenschnurren. Durch Auswaschen mit Alkohol lassen sich die von Chromsäurepräparaten stammenden Durchschnitte der Einwirkung des Brönner'schen Wassers erschliessen; dadurch wird das Myelin vollkommen durchsichtig und es ist, besonders an Längsschnitten, leicht zu constatiren, dass die über den Rand vorragenden feinen Fasern zum bei weitem grössten Theil nur die in Unordnung gerathenen Fortsetzungen paralleler Fasern sind, welche in schmalern und breitern Bündeln, mit stärkern Axencylindern alternirend, die weissen Stränge zusammensetzen. Die scheinbaren Anastomosen der an den Rändern frei liegenden Fasern erweisen sich bei stärkerer Vergrösserung als Kreuzungen und nur über Einen Punkt wage ich noch nicht, ein bestimmtes Urtheil auszusprechen, ob nämlich spitzwinklig gabelförmige Theilungen an den feinsten Axencylindern der weissen Substanz des Rückenmarks vorkommen, oder nicht. So bestimmt Bindegewebsfibrillen und Axencylinder sich unterscheiden lassen, so ist es doch nicht möglich, die Mittel der Diagnose auf jeden einzelnen Fall anzuwenden.

Von den aus der Pia mater in die Hemisphären eintretenden Arterien durchsetzen nach Arndt einzelne die graue Substanz, ohne Aeste abzugeben, andere und zwar die Mehrzahl beginnen die Verästelung, nachdem sie ein Drittel oder die Hälfte der grauen Schichte durchzogen haben; die reichliche Verzweigung derselben an der Grenze der weissen Substanz entspricht der gelbröthlichen Schichte Kölliker's. Die äussere Schichte der Hirnrinde wird fast ausschliesslich von Capillaren versorgt, welche direct aus der Pia mater hervorgehen.

Durch den Fäulnissprocess sah Falk zuerst den Axencylinder sich verändern: es entstehen Einschnürungen und Trennungen der Continuität an den eingeschnürten Stellen. Das Nervenmark zerfällt feinkörnig. Die Ganglienzellen gehören zu den gegen Fäulniss resistentesten Gebilden.

III. Compacte Gewebe.

1. Knorpelgewebe.

C. Robin, Mémoire sur l'évolution de la notocorde, des cavités des disques intervertébraux et de leur contenu gélatineux. Paris. 1868. 4. 12 pl. C. Hasse, Beiträge zur Entwickelung der Gewebe der häutigen Vogelschnecke. Ztschr. für wissensch. Zool. Bd. XVII. Heft 3. p. 381. Taf. XXI.

Reitz,

Wiener Sitzungsberichte. 2. Abthlg. Bd. 55. p. 503.

Mathematisch - naturwissensch. Klasse.

Die Zellen der Chorda dorsalis sind nach Robin im frischen Zustande polyedrisch und feinkörnig; erst durch Berührung mit Wasser werden sie kuglig und transparent. Im 3. Monat des embryonalen Lebens vergrössern sie sich um das zwei bis dreifache, nehmen Kugelform an und füllen sich mit Tropfen einer röthlichen oder gelblichen Flüssigkeit, die nach etwa halbstündigem Verweilen in Wasser ebenfalls vollständig schwinden. Die Scheide der Chorda dorsalis findet der Verf. farblos, völlig homogen, ungestreift, frei von Granulationen und Kernen. Ihr innerer Contur setzt sich im frischen Zustande nicht ab gegen die hyaline Flüssigkeit, die den zelligen Theil der Chorde umgiebt, wird aber bemerkbar, wenn unter der Scheide die aus den äusseren Zellen austretenden Sarcode tropfen sich ansammeln. Die erst in diesem Stadium bestimm

bare Mächtigkeit der Membran beträgt bei allen untersuchten Säugethieren und in allen Regionen der Wirbelsäule 0,003 Mm. Der Verf. spricht ihr jeden Antheil an der Bildung der Wirbelkörper und Synchondrosen ab, schildert dagegen die Entwickelung des Gallertkerns der Synchondrosen aus dem zelligen und hyalinen Theil der Chorda dorsalis; Vermehrung der hyalinen Substanz soll die Veranlassung sein, dass die Chorda an den den Synchondrosen entsprechenden Abschnitten der Wirbelsäule sich erweitert und die Zellen sich in Gruppen zerstreuen; nur an der Peripherie der Höhle hängen sie nach Art eines Epithelium zusammen und von da aus ragen einfache oder verzweigte Reihen derselben in die Höhle vor. Die Fasern der Intercellularsubstanz entstehen erst nach Vollendung des Wachsthums.

Vom hyalinen Knorpel sagt Robin (p. 66 ff.), dass er sich durch die gleichzeitige Entstehung eiförmiger Kerne und einer hellen Zwischensubstanz bilde, welche letztere Hohlräume einschliesse, deren jeder einen Kern, zuweilen zwei enthalte. Die Zwischensubstanz, anfangs weich und zerdrückbar, wird allmählich consistenter und nimmt an Masse zu; zugleich vergrössern sich die Hohlräume, werden unregelmässig dreiseitig oder pyramidenförmig und füllen sich mit einer feinkörnigen Substanz, die sich zum Kern wie eine Zelle verhält.

An der Stelle des Knorpels der Vogelschnecke findet Hasse zuerst dicht gedrängte grosse, kuglige Zellen mit grossem, die Zelle fast ausfüllenden kugligem Kern; sie sind durch eine sehr geringe Menge einer homogenen, klaren Zwischensubstanz getrennt und zeigen nach allen Richtungen äusserst feine, kurze Ausläufer, mittelst deren sie unter sich und mit dem Perichondrium anastomosiren. Später werden die Zellen mehr eckig, die Kerne länglich, die Zwischensubstanz vermehrt sich und mit ihr vereinigt sich die vom Kern abgehobene Zellmembran. Mit dem Auseinanderrücken der Zellen werden die Fortsätze länger und stärker.

Reitz berichtet von einer Theilnahme der Knorpelzellen an der Heilung von Trachealwunden: Neben allgemeiner Wucherung der Knorpelzellen erwiesen sich einige in der Nähe des Schnittrandes in die Länge ausgezogen; andere hatten dabei den Kern eingebüsst und erschienen als kernlose Fäden; wieder andere hatten, ohne sonstige Formänderung, Fortsätze nicht allein zum Rande des Schnitts, sondern auch weit hinaus in das Wundlumen gesendet und überbrückten dasselbe, indem sie mit ähnlichen vom gegenüberliegenden Schnittrande verschmolzen. Am 4. Tage nach der Verletzung soll die Knorpelnarbe nur aus solchen Fäden bestehen.

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