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Die Feinschlamme werden an der Sohle des Tiefbrunnens durch das Pumprohr P herausgehoben und nach der Filterpresse gedrückt, während die Presswässer abermalen in in den Betrieb zurück gelangen. Die Presskuchen werden geformt, getrocknet und entsprechend wie oben angegeben verwertet.

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Das nachstehende Bild zeigt uns endlich eine Rothe-Degenersche Anlage in ihrer äusseren Erscheinung, wie sie sich in Spandau dem Beschauer darbietet. Einer Beschreibung bedarf es nach dem Vorstehenden nicht.

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Fig. 58. Die Spandauer Kläranlage nach Rothe - Degener.

Nach diesem Prinzip der Heberwirkung sind noch eine Reihe von Vorrichtungen abweichender Form ersonnen worden, die sämtlich mehr oder weniger mit dem Schwebefiltersystem rechnen. Die gebräuchlichsten Formen der Schwebefilter-Anlagen haben wir indes in Vorstehendem kennen gelernt.

Ehe wir die Filtervorrichtung und damit die Hilfsmittel zu mechanischer Reinigung verlassen, möchten wir der Fangvorrichtungen noch kurz gedenken. Gewissen Industrien entschlüpfen nur zu leicht feinverteilte Anteile ihrer Fabrikate, wie namentlich der Holzstoff- bezw. Papierindustrie, andere wieder müssen bestrebt sein, gewisse Anteile ihrer Rohmaterialien vor bezw. nach der Ausnützung zurückzuhalten, wie z. B. die Zuckerfabriken in ihren Schwänzen bezw. den Schnitzelresten, welche dann in die Abwässer gelangen.

Für die Gewinnung der feinen Faserstoffe wurden Apparate ersonnen, welche mit Hülfe von feinen Drahtsieben oder eigenartigen Kämmen ihrer Aufgabe mehr oder weniger gut gerecht werden. Die Fangapparate von E. Schuhricht in Siebenlehn und neuerdings von H. Riensch in Uerdingen a. Rh. haben die meiste Verbreitung gefunden.

Der Zurückhaltung der an zweiter Stelle genannten gröberen Materialien dienen Holz- oder Eisenroste, Siebe etc., wie solche auch unsere Fig. 51 und 53 in ihrer Wirkungsweise zeigen und der eigenartige Schwanzfänger, welcher von sehr engem Roste die mitgerissenen feinen Wurzelfasern mechanisch wegkämmt, um die Durchlassfähigkeit der Roste unter den sonst aufgelagerten Wurzelresten nicht leiden zu lassen.

Wir schieden diese Fangvorrichtungen von den eigentlichen Reinigungsvorrichtungen, weil hier meist nicht die Reinigung, sondern die Gewinnung der mehr oder weniger wertvollen Massen die Hauptsache zu sein pflegt. An die reinigenden Wirkungen solcher Anlagen um der Abwässer willen wird dabei meist garnicht gedacht.

Etwaige schädliche Laut fliessen, in die werden wohl künst

Entgasung und Luftzufuhr. Abkühlung. Gase entweichen, wenn die Wässer in langem, offenem Luft. Fehlt es hierfür an Platz und Gelegenheit, so lich Wehre, Ueberfälle, Staue etc. geschaffen, über welche die zu entgasenden Gewässer in dünner Schicht fliessen, um mit breitester Oberfläche den entgasenden Wirkungen der Luft ausgesetzt zu werden. Vorrichtungen nach Art der Gradierwerke dienen demselben Zweck, den sie auch bestens erfüllen. Gleichzeitig erhält bei den sich hier abspielenden Vorgängen das Abwasser eine Luftzufuhr und damit den ihm gewöhnlich fehlenden Sauerstoff, der seinerseits unter Umständen Oxydationen bewirkt. Die Enteisenungsverfahren von Piefke und Oesten gehören auch hierher. Der Erstere lässt die Wasser über und durch Koksschichten fliessen unter gleichzeitiger Luftzufuhr, während der Letztere das Wasser in freiem. Fall aus Brausen durch die Luft fallen lässt. Dieselben Verfahren können auch bei etwa nöthiger Abkühlung warmer, aus den Betrieben austretender Abwässer, Kondenswässer etc. dienen. Ich erinnere an die „Fallwässer" der Zuckerfabriken.

Chemische Reinigung. Die besprochenen mechanischen Hülfsmittel haben lediglich die Aufgabe, Sinkstoffe und Trubstoffe aus dem verunreinigten Wasser, also die unlöslichen Bestandteile desselben zurückzuhalten, zur Beseitigung -soweit möglich der löslichen Verunreinigungen dient die chemische Reinigung. Sie bezweckt vorab, das, was von diesen gelösten Stoffen in unlösliche Form zu bringen ist, unlöslich zu machen, um es dann mit den mechanischen Hülfsmitteln, die wir kennen gelernt haben und bei denen wir bereits gelegentlich „,chemischer Zusätze“ gedenken mussten, zu entfernen. Was sich zwar durch chemische Mittel nicht unlöslich machen lässt, aber Gasform annehmen kann, dem vermögen wir auf dem Wege der chemischen Reinigung ebenfalls beizukommen, wie sie uns auch gestattet, Säuren durch Anwendung alkalischer Stoffe, die sich mit den Säuren verbinden, unschädlich zu machen und schädliche ätzende Alkalien ihrer Schädlichkeit dadurch zu entkleiden, dass wir den Abwässern Säuren zufügen, bis die Bildung unschädlicher Salze erreicht ist.

Nach dem Gesetz der chemischen Verwandschaft und mit Hülfe chemischer Wechselzersetzungen wird das Obige unschwer erreicht.

Befindet sich z. B. in einem Wasser freie Schwefelsäure, so fügen wir Kalkmilch dazu; die Säure wird gebunden, es entsteht schwefelsaurer Kalk und dieser scheidet sich, weil unlöslich oder wenigstens schwer löslich zum grössten Teile aus und kann kann nun mechanisch entfernt werden. Hätten wir es in dem Abwasser mit Salzsäure zu thun gehabt, so würde mit Hülfe von Aetzkalk zwar die saure Reaktion auch verschwunden sein, aber es bildet sich in diesem Falle kein Niederschlag; es kommt zu keinen Ausscheidungen, weil das nun neu gebildete Chlorcalcium leicht löslich ist, andererseits aber, wie wir wissen, fischereilich einen recht harmlosen Körper darstellt.

Wir haben also im ersteren Falle die Säure nicht nur unschädlich gemacht, sondern sie samt dem zugefügten Reinigungsmittel durch einen chemischen Prozess aus dem Wasser entfernt, im Letzteren dagegen nur das Unschädlich werden erreicht, indem die Säure samt dem Reinigungsmittel in chemischer Vereinigung nun im Wasser gelöst bleibt Hier wird also gewissermassen die Verunreinigung um die Menge des Reinigungsmittels gesteigert, aber das Abwasser trotzdem seiner schädlichen Wirkungen entkleidet, falls der etwaigen hohen Konzentration durch Verdünnung begegnet wird.

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Haben wir es mit alkalischen - laugenartigen Abwässern zu thun, so werden uns jetzt umgekehrt die oben erwähnten beiden Säuren zur Herstellung unschädlicher - nicht mehr ätzender Verbindungen verhelfen, aber da gewöhnlich hierbei Kali und Natronlauge in Betracht kommen, erhalten wir mit Hülfe der beiden Säuren jetzt nur lösliche Verbindungen, da die betreffenden neugebildeten Kali- und Natronsalze löslich sind.

Enthält ein Wasser z. B. Ammoniaksalze, die wir zu entfernen. wünschen, so wird uns ein Zusatz von Aetzkalk zur Bildung von freiem Ammoniak verhelfen, welches, wenn wir die bei der Entgasung besprochenen Hülfsmittel anwenden, wenigstens teilweise gasförmig in die Luft entweicht soweit die Luft mit ihrem Kohlensäuregehalt nicht infolge Karbonatbildung dies verhindert.

Unter der chemischen Wechselzersetzung zweier Salze versteht man den Austausch der sauren bezw. der basischen Bestandteile.

Fügen wir z. B. zu einem Abwasser, welches Kupfersulfat enthält, ein lösliches Kalksalz, so würde wieder wie oben unlösliches Kalksulfat entstehen Damit wäre uns aber nicht gedient, denn wir wollen jedenfalls das giftige Kupfer ausscheiden. Dazu verhilft uns aber eine Beigabe von Aetzkalk, welche das Kupfer als Kupferoxyd zur Ausscheidung bringt, während sich gleichzeitig die Schwefelsäure in Verbindung mit Kalk niederschlägt.

Wir haben also bei der chemischen Reinigung in erster Linie zu überlegen, durch welche chemischen Zusätze wir die Bildung unlöslicher oder gasförmiger Verbindungen zu erreichen vermögen und zwar in erster Linie mit den Stoffen, welche wir entfernen wollen. Es leuchtet hiernach ein, dass eine chemische Reinigung nur dann wirksam einzusetzen vermag, wenn wir im Stande sind, mit den zu entfernenden Stoffen unlösliche Verbindungen herzustellen. In all den Fällen, wo, dies nicht möglich ist, werden wir also

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nicht von einer Reinigung d. h. Entfernung der löslichen verunreinigenden Stoffe reden können, sondern im besten Falle (Säuren, Alkalien) nur von einer Verbesserung des Abwassers, einer Entkleidung seiner direkt fischschädlichen Wirkungen.

Noch muss hervorgehoben werden, dass wir natürlich mit Hülfe chemischer Prozesse nicht nur gelöste feste Körper auszuscheiden oder unschädlich zu machen vermögen, sondern dass dies auch bei flüssigen und gasförmigen Substanzen gelingt. So z. B. beseitigen wir meist das giftige Schwefelwasserstoffgas durch Zusatz von Eisensalzen, wobei unlösliches Schwefeleisen entsteht und zur Ausscheidung gelangt. Auch Oxydationen, wo der Luftsauerstoff nicht mit der wünschenswerten Energie und Raschheit eingreift, bewirken wir auf chemischem Wege, z. B. durch Permanganat und wohl auch gelegentlich Reduktionen durch Sauerstoff entziehende Körper.

Aber nicht nur bei der Entfernung löslicher Stoffe können wir die guten Dienste der chemischen Reinigung in Anspruch nehmen, auch bei der Abscheidung unlöslicher, spezifisch sehr leichter, also vornehmlich organischer Stoffe versagen sie ihre Hülfe nicht.

Wir sprachen oben von der Beschwerung organischer Schwemmstoffe durch Beimischen aufgeschwemmter mineralischer Stoffe, wie Thon oder Lehm. Das bleibt aber bei der Schwierigkeit der Durchmischung immer ein etwas zweifelhaftes, sozusagen rohes Auskunftsmittel. Hier leistet die chemische Reinigung treffliche Dienste, sei es nun, dass wir etwa auf chemischem Wege ausfällbare Bestandteile der Abwässer selbst dazu benutzen, den einen Teil des beschwerenden Mittels abzugeben, sei es, dass wir durch Beimischung zweier Salze ohne Rücksicht auf das im Abwasser Vorhandene eine chemische Aktion bewirken, deren Ergebnis in Gestalt feinstverteilter Sinkstoffe sich nun im Entstehungsmoment entweder auf den leichten Schwebestoffen des Abwassers, diese beschwerend, ablagert, sei es, dass die neugebildeten Sinkstoffe bei ihrem Niedergange in dem zu klärenden Wasser die feinverteilten Schwebestoffe einschliessen und mechanisch mit zu Boden reissen.

Wir vermögen also mit Hülfe der chemischen Reinigung leichte Trubstoffe der mechanischen Klärung zuzuführen und wie wir oben bereits lernten, all diejenigen löslichen Stoffe, welche wir in unlösliche Form bringen können. Es werden sich also von den mineralischen Stoffen nur diejenigen unserem Bemühen widersetzen, welche wir als Meerwasserbestandteile kennen lernten (s. pag. 71), von den organischen löslichen Stoffen dagegen eine recht erhebliche Menge, weil es eben unter den organischen Körpern eine sehr grosse Zahl solcher, um die es sich hier handelt, giebt, welche wir schlechterdings nicht in eine unlösliche Form überzuführen vermögen. Es besteht einfach für sie keine unlösliche Form oder wenn sie wirklich erreichbar wäre, kommt sie für uns nicht in Betracht wegen des vielleicht zu hohen Preises der betreffenden das Unlöslichwerden bedingenden Materialien.

Die chemische Reinigung im Sinne der Abwassersäuberungs-Technik darf nur mit leicht erhältlichen, billigen Materialien rechnen, sonst kann

sie uns nichts nutzen. Die Abwasserreinigungskosten dürfen die Industrie nicht überlasten, andernfalls würde man da, wo das verlangt wird, die Industrie einfach auf den Aussterbeetat setzen und die Möglichkeit ihrer wirtschaftlichen Existenz nicht selten untergraben.

Damit aber wird die Zahl der Mittel, deren sich die Reinigungstechnik bedienen kann, sehr wesentlich eingeschränkt; Aetzkalk und Eisen- und Thonerdesalze, billig erhältliche Mutterlaugen und sonstige geeignete industrielle Abgänge stellen ihre wesentlichsten Vertreter dar, trotz der Unzahl von Rezepten, welche für ihre Handhabung vorgeschlagen wurden.

Noch müssen wir eines Umstandes gedenken, der leicht zum Uebelstande wird. Von der chemischen Reinigung muss man erwarten dürfen, dass sie nicht nur zum Niederschlagen von leichten Schwemmstoffen verhilft, dass sie nicht nur ausscheidet, was ausgeschieden werden kann, sondern dass schliesslich sowohl die mit ihrer Hülfe ausgefällten Stoffe unlöslich, als auch die unter ihrem Einfluss gereinigten Abläufe dauernd klar bleiben. Aber gerade nach diesen beiden Richtungen lässt uns nur zu häufig die chemische Reinigung im Stich.

Es kann nicht davon die Rede sein, dass bei Entfernung lediglich mineralischer fällbarer Verunreinigungen die chemische Reinigung nicht leistet, was wir von ihr verlangen, aber bei den Abwässern mit hohen Gehalten an organischen Bestandteilen, bei den z. B. überaus verschiedenartig zusammengesetzten und wechselvoll ablaufenden Jauchen der Städtereinigung, darf doch ein Arkanum nicht erwartet werden, welches all den verschiedenen Stoffen gleicherweise in demselben Sinne Rechnung trägt. Solche chemischen Mittel können nicht allen Stoffen gegenüber nur niederschlagend wirken, sondern werden auch einzelne vielleicht nicht berühren, andere an einer sonst aus anderen Ursachen am Ende möglichen Ausscheidung hindern, wieder anderen gegenüber aber sogar lösend wirkend. Das aber leistet leider der Kalk dank seiner basischen Eigenschaften, z. B. bei gewissen Eiweissstoffen oder eiweissähnlichen Körpern! Damit werden seine sonstigen, für unsere Zwecke trefflichen Eigenschaften recht wesentlich geschmälert.

Eine Hauptregel der Reinigungstechnik besagt, dass wir Maass halten müssen mit den Reinigungsmitteln, dass wir ein Uebermaass zu vermeiden haben, wollen wir nicht bewirken, dass nun das Uebermaass mehr Schaden bringt als vielleicht die Stoffe bewirkt haben würden, welche wir auszuscheiden trachten.

Bei dem Aetzkalk haben wir trotz seiner, wie wir gesehen haben, überaus schädlichen Wirkungen für das Fischleben hierauf nicht so ängstlich zu sehen, denn dank der Kohlensäure der Luft wird ein geringes Uebermaass von dieser leicht beseitigt, aber mit dem Verschwinden des Kalkes beziehungsweise seiner basischen Eigenschaften scheiden sich natürlich auch die unter dem Einfluss der Letzteren in Lösung gegangenen Stoffe wieder aus, unser Klärungswerk ist damit vernichtet und die Natur der dabei sich ausscheidenden Stoffe bedingt leider recht unangenehme Zufälle für die betreffenden Gewässerstrecken. Ferner wäre zu erwähnen, dass der Kalk und die meisten chemischen Mittel, wie wir bei der biologischen

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