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geredet haben, das Nahuatl oder Mexicanische, das sogenannte | bourg 1 hat den Versuch gemacht, die geschichtlichen UeberlieferunAzteca.

gen Centralamerika's mit den mexicanischen in Verbindung zu brin gen, und darin liegt ohne Zweifel ein Fortschritt auf der richtigen Bahn. Er hat nachgewiesen, daß die Tolteken von Süden nach Norden gewandert sind, und daß Yucatan, Chiapas und Guatemala den Ursiß einer Civilisation bildeten. Unglücklicherweise macht auch der französische Abbé den Versuch, diese Ge| sittung aus der alten Welt herzuleiten, statt sie als eine urthümliche aufzufassen.

Bourbourg betrachtet die Quichés von Guatemala und die Chichimeken als nahe verwandt; den Namen der leßtern erklärt er als „Quiche Mecatl", d. h. Quiche-Bund oder Bündniß, Conföde

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Die erste ist die Chan-Quiche Periode, während welcher Votan und dessen Nachfolger, die Votaniden eine hebräische (!) Gesittung nach Yucatan und Chiapas verpflanzt hätten; 2) die TulhaUlmeca Periode, während welcher die zweite Botan-Dynastie

welche jene Dynastie verfällt und endlich verschwindet; 4) die Guatemalteco-mexicanische Periode. Während derselben wird das Quiche Tultecareich von nerdischen Barbaren überschwemmt, und unter diesen gewinnen die Mexicaner durch Grausamkeit und Verrätherei eine solche Uebermacht, daß sie ein mächtiges Reich gründen können, eben jenes welches die Spanier vorfanden.

Eine tiefer eingehende Prüfung ergibt, daß beinahe alle diese Angaben falsch sind. Sobald wir uns nicht irre führen lassen durch die ausschweifenden Phantasien der indianischen Ueberlieferungen, und sobald wir die frommen Excentricitäten der spanischen Schriftsteller für das nehmen was sie sind, und die, rund heraus gesagt, Abgeschmacktheiten einer angeblichen vergleichenden Archäologie - dann kommen wir zu durchaus andern Resultaten Bernal Diaz berichtet, daß die Gelehrten in Spanien, als die ersten Indianer ihnen zu Gesicht kanten, die wunderlichsten Theorien über die Her kunft und Abstammung dieser aus einem fernen Erdtheile herübergebrachten Leute aufstellten. Das ist aber noch bis in die jüngsteration. Er nimmt vier Perioden des großen Chichimekenreiches an. Zeit hinein der Fall gewesen; die amerikanischen Studien sind dadurch ungemein erschwert und verwirrt worden; man hat das Einfache und Natürliche übersehen, ist in die wilde Weite hineinge schweift und hat alle denkbaren Möglichkeiten aufgestellt. Die Gelehrten sahen den Wald vor Bäumen nicht, und dachten am aller-geherrscht hätte: die Tolteken; 3) die Cholullan-Periode, in wenigsten an eine einfache und natürliche Auflösung des Räthsels. Sie vergassen völlig, daß die Bevölkerung Amerika's eine ureingeborne ist, daß die „Indianer“ Aborigines sind. Von Anfang an waren die Gelehrten von einer förmlichen Wuth besessen, die urthümliche Gesittung, welche die Eroberer auf der westlichen Seite des Globus fanden, gleichsam in apostolischer Nachfolge aus der östlichen Erdhalbe herzuleiten, und diese Krankheit ist seit drei Jahrhunderten eine unheilbare gewesen. Diesem gelehrten Irrsinn verdanken wir die phantastische Annahme einer vermeintlichen Wanderung, auf welcher Millionen Menschen von Asien nach Amerika hinüberkamen, und dann durch die eisigen Wüsteneien der rufischen Besitzungen, durch die Wälder von Oregen, die sandigen Einöden | von Utah und die saharagleichen Ebenen des nördlichen Mexico zogen. In diesen Wüsten und Steppen sollen dann die auf Wanderzügen begriffenen Millionen einige Städte gebaut haben, die segenannten Casas grandes am Colorado, am Gila und in Chihua- | hua. Die Ruinen dieser großen Gebäude sind heute noch vorhan. den. Wären die obigen Angaben richtig, so würde aus ihnen hervorgehen, daß die wandernden Asiaten eine starke Vorliebe für abschreckende Wüsten gehabt hätten, während gegenwärtig alle Reisenden sich beeilen, um möglichst rasch den Weg durch wasserlose und baumleere Flächen zurückzulegen, nicht aber mächtige Gebäude aufzuführen. Zum Glück haben die geographischen Entdeckungen der Neuzeit richtigern und verständigern Ansichten Bahn gebrochen, und heutzutage kann niemand mehr im Ernst behaupten, daß Millionen Chichimeken ein Land durchwandert hätten, in welchem, nach dem Ausspruche Kit Carsons, der es sicherlich genau kennt, selbst; Wölfe verhungern müßten.

Das Dunkel, welches seither über der Bevölkerung und der Geschichte des mericanischen Reiches lag, ist gleichfalls erst in den lezten Jahren gelichtet worden, seitdem man angefangen hat den Maaßstab einer besonnenen Kritik an die Ueberlieferungen zu legen. Albert Gallatin gab in seiner Abhandlung über die halbcivili firten Nationen Mexico's eine vortreffliche Uebersicht der Traditionen, welche sich auf Tolteken, Chichimeken und Azteken beziehen, untersuchte ihre Wahrscheinlichkeit und wies nach, wie wenig sie auf Glaubwürdigkeit Auspruch machen dürfte. Brasseur de Bour

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In den Ansichten und Aufstellungen des gelehrten Abbés scheint manches Richtige enthalten zu seyn; aber seine ganze Darstellung und Beweisführung ist viel zu sehr mit etymologischen und mythologischen Abschweifungen und Annahmen überladen, und man arbeitet sich durch Bourbourgs Abhandlung nur eben so mühsam hindurch als durch die alten spanischen Historiadores. Niemand wird in Abrede stellen, daß der großen Menge phantastischer Ueberlieferungen auch Thatsachen zu Grunde liegen, die verständlich und begreifbar werden, sobald man sie willkürlicher oder traditioneller Zuthaten entkleidet. Schlägt man jedoch zu diesem Zwecke den Weg der „vergleichenden Archäologie“ ein, und läßt man den Wanderer bei jedem Schritte über weit hergeholte griechische, hebräische, ägyptische und phönicische Fragmente straucheln, so wird er sich gewiß nicht zurecht finden, und häufig kaum Lust haben in einem solchen Labyrinthe weiter zu gehen. Ich glaube nicht, daß ein Herbeiziehen der Archäologie der alten Welt bei der Untersuchung über amerikanische Antiquitäten in praktischer Hinsicht irgendwelchen Nutzen schaffen könnte. Selbst angenommen die Neue Welt sey den Völkern des östlichen Continents bekannt gewesen, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, daß die letztern Amerika so völlig aus dem Gesicht verloren, so ohne allen Zusammenhang mit demselben gewesen sind, daß sie selber nichts mehr davon wußten, und daß der neue Erdtheil ihnen gänzlich unbekannt war, als er von Europa. aus entdeckt wurde. Was kann es unter solchen Umständen frommen, sich an eine Abstammung zu flammern, für welche gar kein Beweis vorliegt, und die jedenfalls da wie hier gründlich in Ber

1 Lettres pour servir d'introduction à l'histoire primitive des nations civilisées de l'Amériques septentrionale, adressées à Monsieur le duc de Valmy. Mexico 1851. 4. Es ist eine spanische, vielfach ungenaue Ueberseßung beigefügt. Der Hauptsache nach sind diese Briefe iu Andree's Westland, Bremen 1852, deutsch mitgetheilt worden. A.

| meisten beschäftigt. Alle diese Sprachen zeigen das Gepräge eines hohen Alterthums; und nicht bloß daraus allein, soudern auch aus anderen Gründen können wir den Schluß zichen, daß die Ge

auch auf dem amerikanischen Continent ihr Gang sich von Süden nach Norden bewegte. Unter dem warmen Himmel Mittelanierika's reiften sich die Früchte der Civilisation früher als in dem nördlicher liegenden Mexico, das aber seinerseits, nachdem die Gesittung sich einmal bewurzelt hatte, kräftiger emporwuchs und der mächtigere Theil wurde.

gessenheit gerathen war? Wozu soll das Umherjagen unter Millionen Thatsachen, um möglicherweise einige dürftige Analogien zu erhaschen, die dennoch von feinerlei eigentlicher Bedeutung sind? Der amerikanische Continent reicht ohne Zweifel in all und jeder Be-fittung in Mittelamerika die ältere war, und daß, wie gewöhnlich, ziehung vollkommen aus, und ist ganz danach angethan, um seine eigene und eigenthümliche Archäologie zu haben. Die Gegenstände, welche er dem archäologischen Studium darbietet, stehen an Interesse hinter jenen der alten Welt nicht zurück, sobald wir sie nur mit amerikanischem Blick ansehen und nicht durch die Schaugläser literarischen Vorurtheils und der Archäologie der östlichen Welt betrachten. Es wird für uns in Amerika die Aufgabe feyn, zuvor alle Materialien für unsere eigene amerikanische Archäologie zu sammeln, sie zusammenzustellen, mit Kritik zu sichten, und uns dabei an die Regeln und Weisungen zu halten, welche die natürliche Geschichte der Menschheit, ihr ganzer Entwicklungsgang | an die Hand gibt. Diese sind für alle Zeiten und Völker so ziem | lich dieselben, mit nicht erheblichen Abweichungen.

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Ju die Einzelnheiten über die traditionelle Geschichte der ersten Quichefürsten brauche ich hier nicht näher einzugehen. Man bezeichnet sie gewöhnlich als Votaniden, und manche Schriftsteller haben Berge ven Unsinn aufgehäuft, um den Ursprung derselben in der alten Welt finden zu können. In diesen Botaniden, den einflußreichsten Kriegern des Quichevolkes, scheinen die Tolteken angehört zu haben, welche in der alten mexikanischen Geschichte eine so große Rolle spielen.

Dieses vorausgeschickt, gehe ich näher in die oben aufgestellte Frage ein. Es kann nicht im mindesten zweifelhaft seyn daß so Brasseur de Bourbourg hat überzeugend nachgewiesen daß die herrliche und fruchtbare Lante wie Centralamerika und Mexico eine Wanderung der Tolteken oder Tulteken im Süden begann, daß sie zahlreiche und eingeborne Bevölkerung gehabt haben, die im Gange höchst wahrscheinlich von Tulha ausging, das dort lag wo wir jezt der Zeit verschiedene Stufen menschlicher, religiöser und politischer Ocosingo finden. Vielleicht haben die Gebieter, Herren oder CaziEntwickelung durchmachte, bevor sich große Staaten bildeten und fen dieser Stadt zu dem Stamme oder der Familie Tul gehört, ehe ein kühner Jäger, ein großer und glücklicher Krieger oder ein dessen spätere Augehorige als Tutuls (Xiuh und Color) bekannt kluger Priester Dynastien mit erblicher Nachfolge gründeten. Das sind. Ohne Zweifel waren sie einer der Adelsstämme unter den Leben und Sehn der Menschen in einem noch mehr eber weniger Quiches, und wenu wir der Sage welche der Coder Gondra erzählt, primitiven Zustande fällt jedoch nur selten in das Bereich der eigent. und welche Bourbourg in seinem zweiten Briefe mittheilt, Glauben lichen Geschichte. Sie nimmt davon wenig Notiz und berichtet mehr beimessen dürfen, so lag die Veranlassung zu ihrem Bezuge von von Bewegungen, Streitigkeiten, Kriegen und Eroberungen. Tulha darin, daß die Ermordung des lezten Herrschers der regieDas ruhige Leben der bei weitem überwiegenden Mehrzahl bleibt renden Dynastie, der noch minderjährig war, einen Volksaufstand unerwähnt und wird vergessen. Was nun insbesondere Mexico an- zur Folge hatte. Sie verließen Tulha in zwei verschiedenen Abtheibelangt, so finden wir in allen Epochen seiner traditionellen Ge-lungen; die eine zeg fort unter Xelhua nach dem Laude Nonchual, schichte eine ureingeborne Bevölkerung, die den Boden oder den Hintergrund bildet, auf welchem die eindringenden Eroberer und Unterbrüder erscheinen. Von diesen ist immer die Rede, sie werken Heroen, und in weiterer Steigerung durch die Ueberlieferung Riefen, Halbgötter und zulezt auch wohl Götter; die Maffe des Volks wird vergessen.

nur

Unter ter eingebornen Bevölkerung Mexico's und Mittelamerika's ragen insbesondere zwei Nationen hervor; in dem erstern die Nahuatl und in leßtern die Quiche. Beide treten in verschiedenen Stämmen auf, reden Sprachen die zwar in manchen Ausdrücken verschieden sind, aber doch deutlich erkennen lassen daß sie ein und demselben Grundgebäude angehören. In einem frühern Vortrage wies ich auf die Eigenthümlichkeit hin, daß in den amerikanischen Sprachen so oft willkürliche und eigensinnige Beränderungen und Umwandelungen sich wahrnehmen lassen. Sie kommt besonders unter den Wanderstämmen vor, bei welchen sie allgemein war, auch läßt sie sich leicht erklären. Doch wird der allgemeine Charafter dieser Sprachen dadurch nicht erheblich beeinträchtigt oder verändert, und man findet ohne Mühe daß sie ein und derselben Familie angehören. Die Maya-, Quiche und Tzentalsprache lassen bald ihre Berwandtschaft erkennen, sie wurden (und werden nech) im heutigen Yucatan, Guatemala und Chiapas geretet. Die Maya war wohl am meisten ausgebildet, und mit ihr haben sich die Spanier am

die andere ging einige Jahre später aus Tulha weg, angeführt von Jeyxcohuatl, der nach dem Tode des minderjährigen Fürsten die Regierung an sich geriffen hatte, sich aber nicht behaupten fonnte. Er soll mit seinem Gefolge nach Anahuac ausgewandert seyn, wo er die Ulmecas und Xicalancos und das Tul-, oder nach der Nahuatlflection das Tulteca-Reich gründete.

Beide Häuptlinge, Xelhua und Jeyxcohuatl, zogen mit ihren Anhängern von Tulha fort. Aus allen Ueberlieferungen und hieroglyphischen Gemälden kann man abnehmen, daß die Schaar Jchr cohuatl's anfangs einen Theil ihrer Reise zu Waffer machte. Dann gelangten sie an eine Stätte die nordöstlich vom Thale Mexico's liegt, und kam von dort nach dem Orte wo sie sich niederließen. Es ist klar daß die Wanderung dieser Häuptlinge gen Norten nach ihnen unbekannten Gegenden ging, nicht nach Süten hin, wo das Gebot ihrer früheren Gebieter galt. Der Theil der Reise welchen sie zu Wasser zurücklegten, geschah wohl auf Flüssen welche sich in den n.erikanischen Meerbusen ergießen; sehr wahrscheinlich auch auf der Lagune von Tampico (oder Tamiagua), wo sie zuerst Halt gemacht zu haben scheinen, und wo sie später an dem Strome aufwärts gegangen seyn mögen der Tula heißt, und in seinem unteru Theile dort wo er sich in den Panuco ergießt, Rio Moctezuma genannt wird. Dort fanden sie Stämme welche die Nahuatlsprache redeten, und da die Ueberlieferung ausdrücklich sagt, daß sie selber

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ihre Sprache wechselteu, so können wir es für sicher annehmen daß Man tarf wohl annehmen taß ein so mächtiges Reich wie die Tutulriuhs, als sie in Anahuac ankamen, das Nahuatl sich an- jenes der Tulhahäuptlinge, das, gleich den übrigen amerikanischen eigneten. Sie waren in den Künsten des Friedens bewandert, un- Regierungen, sich auf die breite Grundlage einer Feudalaristokratie terwiesen in ihnen die Stämme welche sie vorfanden, und erlangten stüßte, nicht in einer kurzen Spanne Zeit über den Haufen gewer unter denselben Einfluß und Uebergewicht. Wir wissen nicht genau fen werfen konute; es mögen Jahre verflossen seyn ehe der innere wo Nonohualco (offenbar das Nonoval der Mayachronik und Liza- Kampf zwischen den Herrschern und den Unterdrückern zu Ente genas Nohnial) lag, wir haben es aber in den südöstlichen Provinzen fochten war. Man wird es ferner glaubhaft finden daß die armen. Mexico's zu suchen. Die Tutuls welche unter Xelhua von Tulha | Maceguals oder Mayaques, die Leibeigenen, Unterstützung von den ausgewandert waren, zogen nämlich nach Nonohualco, und wirkten wilderen Stämmen im Norden erhielten, gleichviel ob sie diefelben dort in ähnlicher Weise wie die Schaar Ilhxcohuatls auf die Lan- | austrücklich um Hülfe ersuchten oder ob diese ans freien Stücken deseingebornen ein. Denn wir finden bald nachher die Völker von kamen, als sie sahen daß das mächtige Reich, von welchem auch fie Anahuac unter der Herrschaft der Tutuls oder Tulteken, die Quiche- in gewisser Weise abhängig oder doch berührt waren, sich der Zermecatl oder Chichimecatl hießen, weil sie mit den Quiches verwandt rüttung preisgegeben sah, und daß sie aus diesen Wirren Nuzeu waren. Ihr Chichimecatlreich ist nichts anderes als eine Herrschaft ziehen konnten. Das waren, meiner Ansicht zufolge, Ursache und der verbündeten Quiches. Diese Etymologie des Namens Chichi- Gegenstand jener großen Bewegung welche in der Ueberlieferung meca erscheint als die natürlichste und ist jedenfalls den sehr ge- als die große Chichimekenwanderung bezeichnet wird. Sie war zwungenen Ableitungen von Techichinany, Chichen, Chichi oder Chi- sicherlich die erste große Erhebung der unterdrückten Volksmassen chimi vorzuziehen, die wir bei Torquemada, Alva, Betancourt und welche in der Geschichte von Mexico und Mittelamerika vorkommt. jüngst auch bei Buschmann finden. 1 Das Wort Chichimecatl in Aus allem was die Tradition in Betreff dieser Bewegungen überfeiner allgemeinen Bedeutung bezeichnete nicht etwa einen Stamm liefert hat, scheint sich zu ergeben, daß auch an die unteren Classen oder ein Bolk mit besonderer Sprache, denn die Nahuatlstämme, im Reiche der Tulteken die Reihe kam; und die angebliche Herkunft die Otomiten und die wilden Stämme im Norden, wurden gleich der Chichimeken von Xolotl weist deutlich auf ihre frühere Tage falls mit unter dieser Benennung begriffen sobald sie den Tulteken und Stellung hin, und auf die Elemente um welche es sich handelt. unterworfen waren, und die wenigen Indianer welche auch jezt noch Xolotl ist der Held welcher in die Hölle ging, als seine Brüder, in einigen Theilen der mexikanischen Republik, z. B. in Queretaro, Söhne der Luft, Diener nöthig hatten. Er brachte einen Knochen San Luis Potosi, Guanaxuato und Michoacan, Chichimecas genannt herauf der zerbrochen und mit Blut besprengt wurde, daraus entwerden, haben keine Spur gemeinsamer Abstammurg oder Sprache standen dann die Diener oder Leibeigene. Diese Sage von Xolotl aufzuweisen. Außerdem finden wir, daß das alte Quichereich, zu hat sicherlich eine tiefere Bedeutung, und zeigt das Emporkommen derselben Zeit da das Chichimecareich gegründet wurde, die Benen- und den Fortschritt der unterdrückten Volksmenge in einem bisher nung Nimaquiche oder Großquiche führte, ein comparativer Aus- fast ganz unbeachtet gebliebenen symbolischen Lichte. Was aus dem drud, der keinen Sinn hätte, wenn neben demselben nicht noch ein von der Hölle heraufgeholten mit Blut besprengten Knochen entsteht, anderes Reich vorhanden gewesen wäre. ist leibeigen, ist Sklav, das will sagen: die wilden Stämme wurden durch blutige Unterdrückung gebändigt; sie befanden sich in der Finsterniß eines rohen Zustandes, und es gebrach ihnen an Licht, allerdings nicht sowchl für ihr eigenes Wohlergehen als für den Nutzen ihrer Unterdrücker. Aber, so heißt es in der Sage, ihre Augen konnten durch dieses Licht nur geöffnet werden, wenn sie endlich von der Unterdrückung ihrer Gebieter erlöst wurden. Das Orakel deutete also den Heroen an, daß sie alle untergehen würden sobald das Licht erscheine. Und so geschah es auch, aber bevor sie zu Grunte gingen, vermachten sie ihre Kleider ihren Leibeigenen. Diese nahmen nun die Stelle ihrer bisherigen Dränger ein, die königliche Krone und der Purpur gingen auf sie über, und die früher wilden und unterdrückten chichimekischen Sklaven bestiegen den Thron ihrer ehemaligen Gebieter. Diese ganze Erklärung ist durch aus einfach und natürlich.

Endlich muß noch erwähnt werden daß der mexikanische Coder Gondra die mit zwei Gefolgschaaren von Tulha ausgewanderten Häuptlinge Chichimeken nennt, zum Zeichen daß sie mit der Quiche | familie verwandt gewesen seyen. Dieses Quichemecatlreich unter | ten Tulhahäuptlingen oder Tutu'riuh, wurde bald mächtiger als cas alte Stammreich. Die Tradition erzählt, es sey so ungemein stark bevölkert gewesen daß im Thal von Mexico jeter Fled Landes bebaut war, und die Fürsten weit und breit ihre Herrschaft ausdehnten. Diese lettere mag für die unterworfenen Völker keine samste gewesen seyn. Das alte System einer Unterscheidung in drei Adelsclassen und in Leibeigene das im Quichereiche galt, wird auch im Tultekenreiche nicht gefehlt haben, und mag am Ende eine Haupturfache der Unzufriedenheit und der Aufstände gewesen seyn, welche in Folge von Hungersnoth und Dürre zum Ausbruch kamen. Die übermüthigen Herrscher wurden besiegt und flohen sammt ihren Anhängern nach verschiedenen Richtungen hin aus dem Lande.

1 Sollte Tezozomoc (Histoire du Mer. I, 2) Unrecht haben, wenn er sagt, man hätte die aztekische Nation ehemals Merica Chichimeca genannt, ce qui veut dire Mexicains sauvages? Tezozomec, der am Ende des 16ten Jahrbunderts schrieb und Nachkomme eines Basallenfürsten des_azte= kischen Reiches war, konnte sich nicht wohl täuschen. Uebrigens stimmt feine Bemerkung vortrefflich zu dem, was Hr. Hermann F. Ludwig über die Universalität des chichimekischen Namens sagt. D. Red.

Alles deutet auf den niedrigen Ursprung, auf die geringe Abkunft der Chichimeken hin, insbesondere thun es auch die Sagen welche wir über Xelotl haben. Als er vom Luftgott verfolgt wurde verwandelte er sich in die gemeine Nahrung des Volkes, nämlich in Mais (Xolotl), in Maguey (Mezolctl) und in einen Fisch (Azolott); am Ende wurde er aber doch bezwungen. Den niedrigen Ursprung bezeichnet die Sage als Chicomostoc oder die Sieben Höhlen. Als Höhlen wurden die Wohnungen der Leibeigenen oder gewöhnlichen Arbeiter bezeichnet, die auf dem Lande aus Rohr und Blät

tern gemacht wurden, in den Städten aber im untersten Geschoß jener eigenthümlichen mexikanischen Gebäude lagen, wie wir sie noch im Lande der Moquis finden. In ihrem ganzen Anblick prägt sich schon die Idee des Feudalismus aus, den man im Mittelalter so oft mit einem pyramidalen Bau verglichen hat, dessen Spiße der Oberlehensherr inne habe. Auch in jenen Gebäuden wohnte der Herrscher und Herr in der Höhe, und seine Vasallen hauseten nach Abstufungen tiefer unter ihm, so daß die Leibeigenen das tiefe und dumpfe Erdgeschoß inne hatten. In den nördlichen Provinzen in welchen die Gesellschaft ein mehr gleichheitliches Gepräge trug, wurden die Stadtviertel als Höhlen bezeichnet, und Vasquez Coronado fand das berühmte Cibola in sieben Höhlen oder Gemeinden eingetheilt. 1

Daß die Bewegungen der Chichimeken eine wirklich volksthüm liche war und von den untereu Claffen ausging, ergibt sich nicht Classen nur aus dem oben Bemerkten, sondern auch daraus daß die Sage sie in ungeheuren Massen wandern läßt. In keiner andern Tradition werden Männer, Weiber und Kinder der großen Volksmenge erwähnt, fie legt auf die Millionen nicht so viel Werth als auf einen Abkömmling ans dem Adel, für welchen die Massen nur als Zubehör erscheinen, als Hintergrund, auf welchem sich der Feudalherr desto stattlicher abhebt. Die Erhebung der Chichimeken warf nun alles über den Haufen und durcheinander, ihr gegenüber konnte der Adel nicht Stand halten. Nun werden auch die Volksmassen von der Sage erwähnt, besonders nachdem sogar der Thron der früheren Gebieter ihnen zugefallen war. Man darf dabei nicht übersehen daß die neue Dynastie ihren volksthümlichen Ursprung auch durch ihre Benennung der chichimekischen bethätigt. Statt der frühern Familienbenennung Tul oder Tutul konnte füglich auch wohl kein anderer an dessen Stelle gesezt werden. Eine Hauptrolle in der ueuen volksthümlichen Regierung spielten ohne Zweifel die Otomis, als die nächsten Gränznachbarn der Nahuatlacas; troßdem behielt aber das Boll den Collectivnamen seiner frühern Zwingherren, und zog ihn den Namen der einzelnen Stämme und Völker vor, aus welchen das neue Chichimekenreich zusammengesetzt war.

Daß die Chichimeken als solche keine besondere Sprache hatten, ist schon erwähnt worden. Die Tolteken, welche zuerst das

1 Diese ganze Annahme scheint mir mehr als gewagt. Zwischen den Moquis nördlich vom Gila und den Völkern in Anahuac läßt sich auch nicht die mindeste Analogie auffinden. Die Pueblos im sogenannten Neu-Merico, am Rio Grande del Norte und überhaupt in den nördlichen Dasen, baueten und bauen zum Theil heute noch ihre Dörfer als große Häuserblöcke, so daß der ganze Stamm gleichsam eine große Familie, unter ein und demfelben Dache wohnt, und von denselben aus Schlamm aufgeführten Mauern umschlossen ist. Auf diese Weise lassen sich die Casas Grandes am besten gegen die nordamerikanischen Turanier, die Stämme der Wüste, vertheidigen. Bei den Pueblosindianern bildet das untere Geschoß, der Kellerraum, die Estufa, das Berathungszimmer der Männer, welches die Weiber nicht betreten durften. Chicomobtoc, las sieta cuevas, die 7 Höhlen, bedeuten überhaupt nur den dunkeln, unbekannten Ursprung oder die niedrige Abkunft im Allgemeinen, über welche sich im Laufe der Zeit ein Mythus bildete, dessen eigenthümliche Bedeutung selbst den Indianern abhanden gekommen war. Wir sehen das aus einer Angabe Sahaguns: er sagt in der Einleitung zu seiner allgemeinen Geschichte Neuspaniens: Del origen de esta gente (der Chichimecas) le relacion que dan los Vregreves (será los Vevetque o mas bien los Huehuetque, ancianos) es que por el mar vinieron algunos vasos, de manera que no se sabe como eran labrados. sinoque se conjetura por una fama que hay, que tienen todos estos naturales, que salieron de siete cuevas, que estas siete cuevas son los siete naviós ó galeras en que vinieron los primeros pobladores de esta tierra: auch die sieben Schiffe die über See gekommen seyn sollen find natürlich mythisch. A.

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Land Anahuac unterwarfen, nahmen die Nahuatlsprache (welche sie vorfanden) an, und dehnten ihre Herrschaft über die umwohnenden, auf niedrigerer Entwickelungsstufe befindlichen Völker aus, insbesondere auch über die Otomis. Während der von den Maceguals ausgegangenen Umwälzung famen, wie schon bemerkt, die nördlichen Stämme nach dem eigentlichen Mexico herab. Jeder von ihnen gebrauchte seine besondere Sprache, daraus ergaben sich jedoch so vielfache Uebelstände, daß die Annahme einer officiellen Staatssprache nothwendig wurde, sobald in Anahuac die Staatsverhältnisse wieder geregelt waren. Der Kaiser Teohotlalozin, Sohn Quinanzine, befahl demnach daß alle Beamten sich der Nahuatlsprache bedienen sollten, sie war schon unter den tultekischen Herrschern Staatssprache gewesen, und wurde allgemein nicht nur für geographische Bezeichnungen gebraucht, sondern sie war auch unentbehrlich zur Erklärung der nahuatlafischen Hieroglyphen und der Bilderschrift. Ixtilchochitl bemerkt, daß dieser Befehl leicht ausgeführt werden konnte, besonders wegen des vielfachen Verkehrs und der engen Verbindung zwischen den Chichimeken und den frühern Bewohnern von Anahuac, welche er Tulteken nennt. Aus diesen Thatsachen ergibt sich deutlich weßhalb Tulteken und Chichimeken eine und dieselbe Sprache redeten, nämlich eben das Nahuatl. Die Völker deren eigenthümliche Sprache dasselbe war, wohnten in Anahuac und waren zahlreich und bedeutend genug um dieselbe unter der Tutulriuhdynastie zu behaupten. Diese Herrscher und ihre Gefolgschaft nahmen sogar aus Staatsklugheit das Nahuatl an statt ihrer altheimathlichen Sprache, des Quiche. Und gleichermaßen blieb das Nahuatl Staatssprache unter den Otomihäuptlingen, welche nach dem Sturze der Tultekenherrschaft den kaiserlichen Thron einnahmen.

(Schluß folgt.)

Rückblicke.

4. Deutschland.

Man sucht gewöhnlich die Politik Preußens in den jezigen europäischen Händeln, namentlich seine Scheu ver einem Bruche mit Rußland der Verschwägerung der russischen und preußischen Monarchen zuzuschreiben. Man verwechselt aber auf diese Art nur die Wirkung mit der Ursache. Denn es sind nicht die Familienverbindungen zweier Höfe, welche eine Gemeinschaft der Interessen erzeugen. Wo historische Gegensätze zwei Staaten trennen, da wer den Verschwägerungen politisch unproductiv bleiben. So konnte die Verbindung Napoleons mit Marie Louise 1813 nicht die Kriegserklärung Desterreichs an Frankreich verhindern. Es ist vielmehr die Gemein. samkeit der Interessen, welche zu Familienverbindungen geneigt macht. In Bezug auf Rußland, und Preußen offenbarte sich jene Gemein.

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zu schützen.

Es läßt sich auch nachweisen daß die jetzige Politik Preußens nicht gegen die historischen Traditionen verstößt. Die diplomatische Geschichte der abortiven Allianz Preußens mit der Türkei, welche mit dem Reichenbacher Vertrage (Juli 1790) endete, ist fürzlich von einem ausgezeichneten deutschen Geschichtschreiber durch Benüßung bisher unbekannter Urkunden beruhigend aufgehellt worden. ↑ Preußens damaliger Beruf liegt in den Worten eines seiner talentvollen Staatsmänner. „Von zwei stolzen und mächtigen Reichen um

deren jedes für sich, Preußen an Macht und Größe überwiegt, befindet sich dieser Staat stets in einer bedenklichen und sorgenvollen Krisis, und muß alle seine Kräfte anstrengen um sich in Würte und Ansehen zu erhalten. Eine beständige Anspannung der zweck

samleit hinlänglich in den Jahren 1806 und 1807, 1813 bis 1815., Angriffe Rußlands auf deutsche Gebiete Desterreichs diesen Staat Wir haben schon bemerkt, daß bei den Streitigkeiten über die Theis lung Sachsens Preußen und Rußland fest vereint den andern drei Mächten gegenüber standen. Sollte je wieder eine Gelegenheit für Preußen eintreten, Gebiete in Deutschland zu erwerben, so würden ihm von jeder andern Großmacht mehr Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden, als von Rußland. Auch sind die Gegenfäße zwischen Preußen und Rußland nicht so schroff als zwischen dieser Macht und Desterreich. Preußen hat nur eine geringe slavische Bevölke. rung, es braucht also in Rußland nicht die slavische Großmacht zu fürchten. Preußen ist nicht wie Desterreich ein wesentlich katholischlossen, die immer weiter zu greifen bedacht sind -von Reichen, scher Staat, es hat also weniger von der Ausbreitung der griechischen Kirche zu fürchten, es hat keinen drängenden Beruf dem Kaiser Nikolaus die Gräcisirung Bolens vorzuwerfen, oder ihn der Katholikenverfolgung anzuklagen. Rußland hat gegen den Nortwesten zu die ethnographischen Gränzen seiner Machterweiterungmäßigsten Mittel ist ihm durchaus nothwendig, denn jede selbst unziemlich erreicht, während im Südosten das russische nnd öster reichische Wachsthum sich gegenseitig ausschließen. Preußen hätte als Gränznachbar Frankreichs keinen Gewinn davon, wenn es jemals gelingen könnte Rußland aus der Reihe der Großmächte hinweg zustreichen. Nur wenn Preußen eine baltische Seemacht gründete oder eine Art Suprematie über die skandinavischen Länder erworben hätte, würden unversöhnliche Gegensätze es von Rußland trennen. Eine solche Gestaltung der Dinge haben aber die Seemächte im Büntniß mit Rußland fürs erste verkümmert. So hat denn Preußen in dem jetzigen europäischen Kriege nur allgemeine Inter essen zu verfolgen, es hat weder, wie Destereich, eine räumlich ers weiterte Nachbarschaft mit Rußland zu bekämpfen, noch, wie die Westmächte, eine Seeherrschaft in südlichen Meeren zu vertheidigen, sondern nur eine Störung der politischen Symmetrie in Europa durch Rußland zu verhindern. Der Rang jeder Großmacht hängt von der Stärke der übrigen Mächte ab, jeder Zuwachs der einen wird. zum (relativen) Verlust der übrigen. Rußland, die stärkste Macht des Festlandes, sigt an zwei innern Meeren unsers Welttheiles, es muß also den Drang fühlen sich dem Ocean zu nähern oder wenig stens die hydrographischen Organe zu einer lebendigen Verbindung mit der atlantischen und mediterrancischen Welt zu besitzen. Ruß lands Politik gegen die Türkei ist eine Lehre für die Staaten des baltischen Ufers. Eine Ausdehnung bis zum Mund der Dardanellen gestatten, hieße Rußland zur Bemächtigung des Sundes ermuntern. Preußen muß aber um so mehr den Beruf fühlen Ruß. lands orientalische Anschläge zu vereiteln, als kürzlich erst das Petersburger Cabinet durch das Londoner Protokoll außerordentliche Erfolge in der baltischen Politik errungen hatte. In diesem Sinne war die Aufgabe Preußens ziemlich klar. Es durfte Desterreich nur in seinen Anstrengungen zur Erlösung der Donaufürstenthümer aus der russischen Vasallenschaft freie Bewegung verstatten. Da durch wurde nicht nur dem russischen Wachsthum eine südöstliche Gränze gesezt, sondern es entwickelten sich auch zwischen Desterreich und Rußland die Widersprüche so lebhaft, daß Preußen eine außer ordentlich günstige Mittelstellung zwischen beiden Mächten gewann, und Gelegenheit fand Desterreich ganz besondere Verpflichtungen aufzulegen. Durch das Aprilbündniß und die kürzlichen Zusaß artikel ist Preußen dieser Politik genau gefolgt, ganz abgesehen davon, daß es als deutsche Macht die Verpflichtung hatte bei einem

bedeutend scheinende Erschlaffung kann für diesen Staat von den nachtheiligsten Folgen seyn.“ „Es ist daher," schloß Graf Golz, „zu Preußens Sicherheit höchst nothwendig, eine jede günstige Gelegenheit wahrzunehmen, wo es sich auf Kosten seiner überlegenen Nachbarn vergrößern kann, um zu den Kräften dieser selbst in das nöthige Gleichgewicht zu kommen." Damals saß Katharina auf dem russischen, Joseph II auf dem österreichischen Thron, und beide Mächte hatten einen Beutevertrag zur Zerstückelung der Türkei geschlossen. Preußen und Desterreich trennten damals die härtesten politischen Gegensätze, die in Europa gefunden werden konnten. Eine russischösterreichische Allianz und eine Machterweiterung beider Rivalen war für Preußen eine drohende Gefahr. Wenn sich der Berliner Hof damals von seinen Gesandten in Konstantinopel hätte leiten lassen, so wäre er rasch in ein Bündniß mit der Türkei gesprungen. Man hat die Rathschläge des Baron Dieß aus den Jahren 1787 bis 1788 benutt, um Preußen in neuerer Zeit an seine orientalischen Traditionen zu mahnen, allein die Gesandten sehen immer die europäische Lage an, wie sie örtlich wohl erscheinen mag. Die wahren Interessen der Staaten aber werden immer nur am Site der Cabinette verstanden werden, und deßhalb mag es mitunter ge= schehen, daß die Politik des Cabinets und das Betragen der Gesandten am dritten Ort sich zu widersprechen scheinen. Wenn man daher zum Verständniß der damaligen Berliner Politik gelangen will, so darf man sich nur an Graf Herzbergs Aeußerungen halten. Dieser Staatsmann war geneigt, Rußland die Krim, Oczakow und Bessarabien, Desterreich aber die Donaufürstenthümer zu überlassen, wenn nur die Pforte, als der verlierende Theil, dafür Desterreich zu Abtretung galizischer Theile an Polen nöthigen, und Polen für diese Bereicherung Thorn und Danzig Preußen überlassen wollte. | Dieses Tausch- und Schenkgeschäft glaubte Preußen sich dadurch zu sichern, daß es zu Gunsten der Pforte eine Allianz fimulirte und durch Truppenaufstellung in Schlesien Desterreich zur Zersplitterung seiner Kräfte nöthigte. Desterreich aber sollte zur Abtretung galizischer Antheile und zur Einwilligung in die Cession von Thorn und Danzig durch das Motiv vermocht werden, daß Preußen durch einen Neutralitätsbruch Desterreichs verwickelte Lage nicht verschlimmert hatte. Es ist bekannt, auf welche Art dieser Plan durch die türki

1 Vgl. Häusser, deutsche Geschichte. Erster Theil S. 287-340.

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