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erschien es aber nach Schliessung der Kette in den Seitenröhren, so war das ein Zeichen, dass es diamagnetisch gegen Luft ist.

In dieser Weise geprüft, zeigten sich diamagnetisch: Stickstoff (schwach), Wasserstoff, Kohlensäure, Kohlenoxydgas, Stickstoffoxydul, ōlbildendes Gas, Steinkohlengas, Chlorwasserstoffsäure, Jodwasserstoffsäure, Ammoniak, Chlor, Jod, Brom, Cyan. Sauerstoff zeigte sich weniger diamagnetisch als Luft. Stickstoffoxyd und salpetrigsaures Gas gaben keine entscheidenden Resultate.

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Faraday änderte nun den Versuch dahin ab, dass er den Versuchsraum gegen die äussere Luft absperrte und ihn mit Kohlensäure, mit Steinkohlengas oder mit Wasserstoffgas füllte, so dass die zu untersuchenden Gase nicht in Luft, sondern in Kohlensäure, Steinkohlengas oder Wasserstoffgas ausströmten.

Auf diese Weise untersucht, verhielt sich das Sauerstoffgas magnetisch gegen alle anderen Gase.

Intensitätsbestimmung magnetischer und diamagnetischer Kräfte. Die Grösse der Anziehung, welche magnetische Flüssigkeiten durch Magnet pole erfahren, hat Plücker in folgender Weise gemessen: Zur Aufnahme der Flüssigkeit dient ein Uhrglas mit abgeschliffenem Rande; es wird bis über diesen Rand mit der Flüssigkeit gefüllt und dann dieselbe mit einem als Deckel dienenden matten Glase abgestrichen, so dass man sicher ist, dass die eingeschlossene Flüssigkeit bei gleicher Form stets dasselbe Volumen einnimmt.

Um die Stärke der Anziehung zu bestimmen, wird das Uhrglas mit seinem Inhalte und seinem Deckel in einen dünnen Ring von Messing gebracht, der an drei etwa 200 Millimeter langen Seidenfäden an einer Wage hängt, welche hinreichend fein ist, um 1 Milligramm anzugeben, und an der, ausser der Axe des Wagbalkens, kein Eisen sich befindet. Um die Wirkung bei schwachen Kräften zu verstärken, wird das Glas nicht mit einem einzelnen Pole in Berührung gebracht, sondern es werden die beiden Halbanker, etwa wie hier Fig. 492 dargestellt sind, so auf die Pole gelegt, dass die einander zugekehrten Enden derselben noch 6 Mm. von einander abstehen; die Wage wurde genau so adjustirt, dass das Uhrglas mit dem Ringe, wenn die Wage tarirt ist, gleichzeitig jeden der beiden Halbanker eben berührt. Nach Erregung des Magnetismus wird das Uhrglas mit seinem Inhalt angezogen, und um es von den Halbankern abzureissen, wird auf die Wagschale der anderen Seite feines Bleischrot und dann feiner Sand aufgelegt. Das Gewicht des zugelegten Schrotes oder Sandes ist das Maass für die jedesmalige magnetische Kraft.

Das leere Uhrglas selbst nebst dem Messingringe zeigte sich magnetisch; als der Elektromagnet durch 6 Platinelemente erregt wurde, ward es noch mit einer Kraft von 0,4 Gramm angezogen.

Als das Uhrglas mit Wasser gefüllt wurde, betrug die Anziehung noch

0,28 Gramm. Die diamagnetische Abstossung des im Uhrglase eingeschlossenen Wassers beträgt also 0,12 Gramm.

Nun bereitete Plücker vier Lösungen von Eisenchlorür, deren Salzgehalt sich verhielt wie 8: 4: 2 : 1 und bestimmte die zum Abziehen nöthigen Gewichte. Es ergab sich aus diesen Versuchen, dass die Anziehung der Eisenchlorürlösung dem Gehalte an Eisenchlorür proportional ist.

Ganz ähnliche Resultate wurden mit fein vertheiltem Eisen erhalten, welches in frischem Schweineschmalz gleichmässig vertheilt war.

Aehnliche Versuche wurden auch mit anderen eisen- und nickelhaltigen Substanzen gemacht. Die folgende Tabelle enthält einen Theil der so erhaltenen Resultate:

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Die Columne A enthält das Gewicht der untersuchten Substanz, unter B findet sich das Gewicht des in der untersuchten Masse enthaltenen Eisens; die mit C überschriebene Columne enthält die Grösse der beobachteten magnetischen Anziehung. Dividirt man mit den Zahlen unter B in die unter C stehenden, so erhält man die Zahlen der letzten Verticalreihe, welche also angiebt, wie gross die Anziehung gewesen sein würde, wenn bei gleichmässiger Vertheilung im Inneren des Uhrglases der Eisengehalt der Substanz gerade 1 Gramm betragen hätte.

Wir sehen daraus, dass bei gleichem Eisengehalt die magnetische Anziehung verschiedener Eisenverbindungen sehr verschieden ist, dass die magnetischen Eigenschaften des Eisens in den meisten seiner Verbindungen ausserordentlich geschwächt erscheinen. Bezeichnen wir die magnetische Anziehung des metallischen Eisens mit 100 000, so ist die Anziehung, welche unter gleichen Umständen die gleiche Menge Eisen in verschiedenen Verbindungen erfährt, die folgende:

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Man sieht aus dieser Zusammenstellung, wie sehr die magnetischen Eigenschaften des Eisens abnehmen, wenn dieses Metall mit anderen Körpern chemische Verbindungen eingeht. Eine einzige Eisenverbindung zeigt einen stärkeren Magnetismus; bezeichnen wir den Magnetismus des Eisens mit 100 000, so ist der eines gleichen Gewichtes Magneteisenstein 40 227. Es ist dies eine Verbindung von Eisenoxyd mit Eisenoxydul (Fe 0 + Fe2 03). - Der starke Magnetismus dieser Verbindung rührt höchst wahrscheinlich daher, dass das Eisenoxydul in sehr hohem Grade magnetisch ist. Das Eisenoxydul selbst konnte Plücker bisher noch nicht untersuchen.

Die Grösse der diamagnetischen Abstossung wurde in der Weise ermittelt, wie es oben für Wasser angegeben wurde. Bezeichnen wir die Stärke des Diamagnetismus des Wassers mit 100, so ist bei gleichem Volumen die Stärke der diamagnetischen Abstossung für

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172 Einfluss der Krystallisation auf die diamagnetischen Erscheinungen. Plücker machte zuerst die Beobachtung, dass die Krystallisationsverhältnisse einen wesentlichen Einfluss auf die diamagnetischen Erscheinungen ausüben. Eine Turmalinplatte z. B., welche einer Turmalinzange entnommen, also parallel mit der Axe geschliffen war, wurde so aufgehängt, dass die Richtung der Axe mit der Richtung des Fadens zusammenfiel (es ist dies in Fig. 499 durch die Schraffirung angedeutet; die Schraffirungslinien sind der optischen Fig. 499. Fig. 500. Axe der Platte parallel). Die Platte stellt sich zwischen den Polen des Elektromagnets axial; der Turmalin ist also eine magnetische Substanz (was wohl von seinem Eisengehalte herrührt). Nun wurde dieselbe Platte so aufgehängt, dass die Richtung der optischen Axe rechtwinkelig zu der des Fadens war, wie dies Fig. 500 angedeutet ist; jetzt stellte sich die Platte äquatorial. Faraday machte Versuche mit gut krystallisirten Wismuthstücken, aus welchen sich ergab, dass die Hauptspaltungsrichtung stets ein Bestreben zeigt, sich äquatorial zwischen die Magnetpole zu stellen. Dieses Bestreben macht sich in der Weise geltend, dass eine Säule von krystallisirtem Wismuth, deren Axe auf der Hauptspaltungsfläche rechtwinkelig steht, sich selbst bei entschieden vorherrschenden Längendimensionen axial stellt.

Faraday nennt die Richtung des krystallisirten Wismuths, welche sich axial zu stellen strebt, die Magnetkrystallaxe.

Plücker liess geschmolzenes Wismuth langsam zwischen den Magnetpolen krystallisiren. Nach dem Erstarren zeigte sich, dass die Ebenen

der vollkommenen Spaltbarkeit vorherrschend nach der äquatorialen Richtung lagen.

Nachdem Plücker das eigenthümliche Verhalten der Krystalle zwischen den Magnetpolen entdeckt hatte, suchte er es durch eine Einwirkung der Magnetpole auf die optischen Axen zu erklären. Neuerdings hat er seine Ansicht über diesen Gegenstand in folgender Weise modificirt: Unter der inducirenden Wirkung eines Magnetpols wird jedes kleinste Theilchen eines Krystalls polar magnetisch oder polar diamagnetisch. Aber die Polarität tritt auf, nicht wie bei der gewöhnlichen Induction, nach einer veränderlichen Richtung, die bloss nach der Lage der Pole bestimmt wird, sondern je nach der Krystallform nach einer oder mehr als einer festen Richtung. Solche Richtungen, die in dem Krystalle durch die Form desselben gegeben sind, habe ich die magnetischen Axen des Krystalls genannt."

Krystalle des regulären Systems haben keine solche magnetische Axe. Die optisch einaxigen Krystalle haben eine magnetische Axe, welche mit der krystallographischen Hauptaxe (also auch mit der optischen) zusammenfällt. Stellt sich die magnetische Axe zwischen den Magnetpolen axial, so nennt Plücker den Krystall magnetisch positiv; er nennt ihn magnetisch negativ, wenn sich die magnetische Axe zwischen den Magnetpolen äquatorial stellt.

Knoblauch ist dagegen der Ansicht, dass überhaupt in diamagnetischen, wie in magnetischen Körpern, deren Theilchen nicht nach allen Seiten hin gleich weit von einander abstehen, die (diamagnetische oder magnetische) Wirkung, welche sich an ihnen zwischen den Magnetpolen kund giebt, immer in der Richtung am stärksten ist, in welcher die materiellen Theilchen am nächsten bei einander liegen.

Für diese Ansicht spricht der folgende Versuch: Wird aus dem feinen Pulver eines rein diamagnetischen Körpers, z. B. aus Mehl, mit Hülfe von etwas Gummiwasser ein vierkantiger Stab gebildet, so stellt sich dieser zwischen den Magnetpolen natürlich so, dass die Längenaxe äquatorial steht. Drückt man ihn in der Richtung seiner grösseren Ausdehnung so weit zusammen, dass das Parallelepiped in einen Würfel übergeht, so stellt sich dieselbe Richtung, welche vorher äquatorial war, auch jetzt Loch äquatorial. Dies ist selbst dann noch der Fall, wenn die Zusammendrückung in demselben Sinne wie zuvor so weit fortgesetzt worden, dass sas dem Würfel eine dünne Platte entstanden ist, so dass also die Ebene der Platte axial steht.

Im zweiten Theil seiner ,,Lehre vom Galvanismus" u. s. w. hat jedoch Wiedemann Zweifel gegen die Richtigkeit dieser Ansicht ausgesprochen.

Galvanische Zuckung. Da einerseits die Inductionströme vor- 173 zugsweise kräftige physiologische Wirkungen hervorbringen und andererseits das Verständniss der physiologischen Wirkungen der Elektricität so

wohl, als auch der Erscheinungen der thierischen Elektricität die Kenntniss der Inductionserscheinungen voraussetzen, so ist hier der passendste Platz diese Gegenstände näher zu betrachten.

Die Zuckungserscheinung, welche wir bereits S. 182 kennen gelernt haben, und deren Beobachtung eine neue Aera der Elektricitätslehre eröffnete, ist ein zusammengesetztes Phänomen. Galvani suchte, wie wir bereits gesehen haben, die Quelle der Elektricitätserregung in dem Froschpräparate selber, während Volta dagegen die Behauptung aufstellte, dass die Zuckung lediglich durch einen elektrischen Strom erzeugt werde, dessen Quelle ausserhalb des Froschpräparates zu suchen sei und als deren Sitz er die Berührungsstelle der heterogenen Metalle bezeichnete, aus welchen der Leitungsbogen zusammengesetzt ist.

Volta's Ansicht errang zunächst den Sieg, und allerdings ist es vorzugsweise, wenn auch nicht ausschliesslich, die ausserhalb des Präparats entwickelte Elektricität, welche die Zuckung bei der ursprünglichen Form des Galvani'schen Zuckungsversuches hervorruft. Wenn das Froschpräparat noch sehr empfindlich ist, so gelingt es allerdings, wie schon Galvani zeigte, auch Zuckungen nicht allein mit gleichartigem Metallbogen, sondern auch ganz ohne Metalle hervorzubringen. Wenn aber die Empfindlichkeit des Präparats so weit abgenommen hat, dass sich unter diesen Umständen keine Zuckungen mehr zeigen, so treten sie bei Anwendung eines aus zwei verschiedenen Metallen zusammengesetzten Schliessungsbogens sogleich wieder ein.

Wenn nun dadurch auch die Ueberlegenheit eines aus heterogenen Metallen gebildeten Schliessungsbogens dargethan ist, so findet doch, wie wir in den folgenden Paragraphen sehen werden, auch in den Muskeln des Froschpräparats selbst eine Elektricitätsentwickelung Statt, wenn auch in anderer Weise als es Galvani sich vorstellte, und diese Elektricitätsentwickelung ist es, welche allein die Zuckung ohne Metalle bewirkt, die wir bald näher werden kennen lernen.

Soviel ist aber aus dem Gesagten schon klar, dass das Froschpräparat ein sehr empfindliches Rheoskop ist, welches in vielen Fällen selbst mit dem Multiplicator wetteifert. Wir haben bereits früher gesehen, dass eine Volta'sche Säule von vielen Plattenpaaren auch in dem lebenden Körper Zuckungen hervorbringen kann, welche denen des galvanischen Froschpräparates entsprechen.

Wenn der Froschschenkel schon unter Umständen zuckt, unter welchen am lebenden Körper auch nicht die leiseste Spur eines Schlages wahrzunehmen ist, so liegt der Grund davon lediglich darin, dass bei dem galvanischen Präparat der Strom in einer ganzen Strecke seiner Bahn auf den Nerven allein angewiesen ist, während er beim lebenden Körper einen Leiter von viel grösserem Querschnitt, die Arme z. B., durchläuft, so dass also nur ein unbedeutender Theil des gesammten Stromes auf die Nerven kommt.

Um das Froschpräparat recht empfindlich zu machen, kommt es dar

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