Page images
PDF
EPUB

Hand zu spielen. Sie ist der Pfuhl, der jenes Krötengeschlecht gezüchtelt, das, je nachdem das Correctivfalsum oder die falschen Decretalen des Isidor sein Petrifels; unter der Führung der Vaticanleibkröte, oder unter der des specifisch preußischen Demokratikus sein Gift an den Mann zu bringen, jedwede Gelegenheit erlauert.

IV. Der Hyphotesegeschäftler (der Kathederjude) und der Seeligkeits- (resp. Seeligkeitsfürrogats-) feilbieter (der

Kanzeljude).

In den Abschnitten II und III war uns das moderne Judenthum nach zwei ganz concreten, dem practischen Treiben und Schaffen angehörigen Richtungen (der Geschäfts- und der politischen Streberbranche) näher getreten. Die nominellen, die Aushängeziele derselben, die „Firma-, resp. die „Parteiangesehenheit“ mochten es immerhin noch in der Schwebe lassen, ob resp. in wie weit die Erstrebungen dieser Ziele im Sinne jenes westphälischen Bauers deutbar, der einem behufs Testamentsaufnahme bei ihm erschienenen Richter erwidern konnte (auf dessen Bemerken nehmlich, er habe doch [seines Beinbruchs wegen] keine Ursache, schon an den Tod zu denken): „das ist es ja grade, und nun doch dem Hof nichts mehr nüßen können!" Sehen wir ein wenig schärfer zu, so schwindet sehr bald aller Zweifel. Wir nehmen wahr, daß hinter dem geschäftlichen und politischen Fäseurthum der Gegenwart nur ganz ausnahmsweis jene bäuerlich naturwüchsige Hofidentifizirung steckt, jenes naive, mit der ganzen Persönlichkeit verwachsene Verobjectivirungsverlangen, bewußt vielmehr oder unbewußt die unmittelbare Beziehung auf das individuelle Selbst, das private Interesse, auf die persönliche Geltung. In einer Zeitatmosphäre nach Geartetheit der unseren, allen objectiven Haltes baar, gehört es ja bereits zu dem Alltäglichen aus bloßer Unerträglichkeit der inneren Leere (ein körperlich wie geistig vollständig rüstiger wiener Professor spricht dies mit klaren Worten in seinem leßten Willen aus, angesichts dessen er seinem Leben ein Ende gemacht) Hand an sich zu legen *) oder was schließlich aus

*) Die Zahl der Selbstmörder ist in Deutschland da am geringsten, wo noch ein derb Stück Unsterblichkeitszuversicht zu Hause, in Oberbaiern; da am größesten, wo häckel'sche Moralprincipien bereits am Meisten in Fleisch und Blut übergegangen find, in dem Eldorado der Sozialdemokratie.

eben demselben Loch pfeift, die auf gewöhnlichem, ehrlichem Wege unerreichbar vermeintliche Unsterblichkeit auf außergewöhnlichem, auf forçirt schofflem Wege anzustreben; sei es durch Angriffe auf den Leumund Anderer (als klägliche Prozeßberühmtheit) oder durch Zerstörung von deren Glück, deren Leben (Erinnerungen an den namensüchtigen Tempelverbrenner in Ephesus). Wir dürfen daher eben so wenig, wie den Geschäfts-, und den Parlamentsjuden, den Katheder, den Kanzeljuden außerhalb des Rahmens also gearteter Zeit stehend erwarten. Auch dieser Leiterin ist dasselbe Frrlicht, das jene in den Sumpf des Individualismus, des Materialismus, der Menschenunwürdigkeit geführt, das moderne Judenbewußtsein, „der Verstand im engeren Sinn.“ Er ist es daher, dem wir näher auf den Leib zu rücken haben.

Dabei haben wir uns vorab zu verdeutlichen, daß das Verstandesbewußtsein es nicht ist, worauf der Vorzug des Menschen vom Thier beruht. Auch der Hund hat Verstand. Auch der Hund hat das Vermögen zu unterscheiden, zu urtheilen, zu schließen. Nicht nur, daß der Hund den Einen mit dem Anderen nicht verwechselt, zu beurtheilen vermag, von wem er Pflege, Wohlthat, von wem er Pein zu gewärtigen, zählt die Hundelebensgeschichte Thatsachen in Hülle und Fülle auf analog jenem zu Füßen legen eines blutenden Jungen seitens der Hundemutter dem, der ihr vor Jahr und Tag einen Dorn ausgezogen. Noch in weit höherem Grade aber als der Hund ist zum Vollzug der Verstandesfunctionen der Frre befähigt. Mit staunenswerthester Subtilität können wir den Frren raisonniren hören, ihn seine (auf irgend welch' firer Idee beruhender) Rolle zu End spielen sehen. Ein wesentlich Anderes ist eben der Verstand als geistesphänomenologische Kategorie, dieses Factotum unseres, über die sophistische Dialektik sich nicht erhebenden Zeitungs-, resp. Parlamentsjuden und der Verstand als Organon des universellen (logisch: des „speculativen“) Denkens, der (positiven) Vernunft.

Hund und Irrer, obgleich verstandbegabt, entbehren nichts desto weniger dieser, den Menschen zum erst Menschen machenden, Bewußtseinsqualität; will sagen der Gabe des theoretischen und practischen sich Ineinvernehmenwissens, resp. sich Ineinvernehmenseßens mit der objectiven Welt. Hunde, wie Irre, vermögen die Dinge nicht in ihrem „An und Für sich sein“ nicht in ihrem Allzusammenhange, sondern nur in ihrem Für sie sein“ zu erfassen. Hunde in's Besondere sind eben, wie

der Zeitjude ihnen Solches auch nachzurühmen pflegt, practisch, wissen was sie wollen. Einem Hunde macht keinen Moment den Kopf es warm, ob sein Dornauszieher ein Ehrenmann oder ein Lumpazi, ob er medicinae chirurgiaeque doctor oder utriusque juris, so wenig, als für das Interesse des Frren, die intellectuellen oder beruflichen Leistungen eines Menschen im Allgemeinen existiren, dasselbe vielmehr sich lediglich auf Verwendbarkeit des Betreffenden bei Durchführung seiner Schrulle reduzirt. Wie denn eine frappante Documentirung gründlichen Frrsinns die ist, in dem Mitmenschen nicht ein gleichgeartetes Wesen, Fleisch von seinem Fleisch, Geist von seinem Geist zu erkennen; gelegenheitlich des Anstoßens an einen Vorübergehenden nach Thierart den Blick unmittelbar (und allein) dem dabei in Kontakt gekommenen eigenen Körpertheil, der eigenen Hand, zugewendet zu sehen; den Gestoßenen, Verleßten lediglich als einen harten Gegenstand ästimirend.

Mit dieser Hunde- und Irrenweisheit einem und denselben Topf ist die tonangebende Intelligenz und Moral unserer Tage entnommen. Auch sie ist unvermögend, die Dinge vom objectiven, vom Allstandpunkt, zu beurtheilen, sondern nur vom geschäftbedarflichen, von dem lieben Jchinteresse aus.

Nun soll zwar einem, den Hochmuthskißel nicht eben simulirenden, Weisthum unserer selten braven, selten gescheiten Z wirthin zu Folge die, ipsissima verba, zehn Jahre im Irrenhause (nota bene als Wirthschafterin des Directors) gewesen, all' und jeder Mensch mehr oder weniger irre sein, mehr oder weniger an einer fixen Idee kranken. Frrfinnig de jure dürfte dennoch aber nur der genannt werden, dessen Grundanschauung (Spezialidee) thatsächlich außer all und jedem Einver= nehmen mit der (Zeitetappe der) Universalidee. Frrfinn, totale Vernunftwidrigkeit, kann allerdings außer auf dieser Firwerdung einer vertehrten Anschauung der Verhältnisse der eigentlichen Besessenheit auch darauf beruhen, daß die Fähigkeit des Festhaltens von Eindrücken mangelt; auf hochgradiger Gedächtnißschwäche; auf Firirungsunvermögenheit der dialektischen Entwickelungsstation. Einer Station, die als Station der Universalidee ewiger Fortentwickelung davon weit entfernt ist, Entwickelungsstillstand, thatlose Ruhe zu sein; vielmehr als Ausgangs-, resp. Anreizpunkt für eine neue Jneinsbildung von Subject und Object, als Heilwahrheit, Evangelium einer Zeitepoche sich darstellt.

Wie nun den Altjuden der Jehovahglaube vor einer Schranken

losigkeit des Egoismus schüßt, der, abstrahirend von Zeit und Zeitforderungen dem irrenhausberechtigenden Wahne nahe bringen müßte, daß er, dieser Einzelne, der Punkt sei, um den das Weltall kreise, so find für den modernen Juden es die aus dem Weltlauf sich ergebenden Gegenströmungen, Rippenstöße 2c. 2c. seitens anders gerichteter Subjectivitäten, welche davor bewahren. Und wie der Altjude wohlweise sich hütet, mit dem ungereizt schon Zornigen, „Eifrigen“ (auf seine Macht Eifersüchtigen) es zu verderben, trägt der neujüdische Geschäftsherr die Klugheitsregel hinter dem Öhr, daß, wer als Freund nicht nüßen, als Feind doch schaden könne.

Die Eindämmung des Egoismus des Altjuden erscheint demnach auf festerer, tiefer fundamentirter Basis beruhend, als die des Neujuden.

Nichts desto weniger kann man sich nicht verhehlen, daß, wenn der Altjude unter Zeit und Verhältnissen, wo das mosaische Gesez ihm nicht mehr concurrenzloses Schibolet der Harmonie mit Gott und der Welt, wie weiland zur Zeit des Einzuges der Juden in das gelobte Land, daran dennoch unverrückt festhält, unter den Erklärungsgründen dafür außer den gerechtfertigten Motiven auch noch die Gewohnheit und die Betrachtung figuriren möchten, daß Jehovah denn doch ein geringerer Geschäftsverderber, als der christliche Gottvater. Anstatt durch tieferes Forschen annähernd sich emporzuschwingen zu jener Gedankenhoheit und Sinnesreinheit eines Baruch Spinoza, hat nach, wie vor, er sein Genügen an der Begründung der Göttlichkeit seines Gesetzes durch die, seitens Jehovahs persönlich vollzogene, Einhändigung der Geseßestafeln auf dem Sinai. Doch wie hätten wir ein Recht, darüber verwundert zu erscheinen, die wir täglich evangelische Christen jede über den Bibelrahmen hinausreichende Forschung für des Teufels erklären, alle der Menschheit seit Entstehung des Bibelwerkes gewordene Offenbarungen brevi manu annulliren hören können. Oder wo wäre da wohl ein Unterschied auffindlich zwischen einem dergleichen, Knackianer wollen wir ihn taufen, und dem en gros Geschäftler in gleicher Branche in Rom? Ist doch beider Ruhm derselbe, nach Bedarf auf Lager die allein unfehlbar echte (eau du cologne, nein) Wahrheits-, resp. Seeligkeitsanweisung zu besißen.

Und doch ist zu keiner Zeit, wo wirklicher Glaube existirte, das credo, quia absurdum est buchstäblich zu nehmen gewesen. Im Gegentheil hat grade zu solchen Zeiten stets Wahnglaube gegolten, was dem (speculativen, die Dinge in ihrem universellen Zusammenhange er

fassenden, mit der positiven Vernunft identischen) Verstand widersprochen. Wie auch die Wahrheit ihrerseits, soweit sie als solche, d. h. als Heilswahrheit, sich zu legitimiren im Stande, nie als ein eisernes Bestandgerümpel hingenommen worden ist; als in sich beruhende, in sich abgeschlossene Substanz *). Von Christenthum als Subject, als Geist,

*) Zeiten, die, eben nur fähig, den, Wissen und Glauben gemeinsamen, Lebensnerv, abgestorben, wie er dann ja ohnedem, zu durchschneiden, wie sollten sie nicht auch total gedächtnißschwach sein? Was ihnen, wie Anderen, die Schule gelehrt, daß die phantasieüberreichen Dichtungen der Vedas, die Fundamente unseres mathe matischen und astronomischen Wissens Geistesprodukte indischer und egyptischer Priester, daß das wesentlichste Verdienst um die Bewältigung der Barbarei des Mittelalters das der Kirche, die damaligen Klöster Pflanzschulen der Wissenschaften, Seminare, das Alles ist den scharfsinnigen Begriffezergliederern nicht mehr gegenwärtig. Mangelte ihnen nicht sogar die Consequenz, das, was gestern sie öffentlich bekannt, heute nicht schon wieder zu verleugnen, den Gedanken, daß eine Kraft, die sich nicht äußere, nur eine eingebildete, keine reale sei, so würden sie sich sagen, daß ein Glaube, wie der der Gegenwart, ein vom Wissen abstrahirender, eben kein Glaube sei. Jeder Glaube, der lebendig (abgesehen ganz von dem christlichen, der als Postulat direkt geltend macht, Gott im Geist und in der Wahrheit zu erkennen) regt an, fordert zum Forschen auf, ist, wie Ursprung, so Ziel mannigfachen Wissens. Gleicher Weise ist das Wissen nur wahres Wissen, als Erkennen der Dinge im Zusammenhange, als System; sein, die Entwickelung in sich begreifendes, bestätigendes Resultat das sogenannte Absolute; das, worüber hinauszugehen, der Geist (einer Zeit) nicht im Stande. Und als dieses Höchste eo ipso nicht ein blos Gemeintes, das sein, auch nicht sein, kann, sondern ein Gewisses; — Glaubens-, Gewissenssache. Wie es denn auch recht eigentlich die Aufgabe (der Wissenschaft) unseres Jahrhunderts war, den Standpunkt des fragmentarischen Wissens verlassend, eine Einheit der Wissensdisciplinen zu erwirken, die in dem Boden der Logik ihre Wurzel. Der deutsche Philosoph, der diese Riesenaufgabe gelöst in unserer Zeit zuweilen noch als Feuilletonistenwigeentbinder genannt Hegel, bezugnehmend auf die Religion, sagt: sie verhalte sich zur Wissenschaft, wie die Vorstellung zum Legriff. Beider Inhalt sei ein und derselbe; die Wahrheit. Sehr anderer Meinung ist der Geschäftswissenschaftler" der Heutzeit. So konnte ohnlängst uns der Frankfurter Moniteur verrathen: daß der Atheismus der Gegenwart eine ganz apparte Sorte sei; der Stolz, die Blüthe gleichsam, unseres Zeitalters. Aus dem Fetischmus habe sich der Polytheismus, aus diesem der Monotheismus und aus legterem der Atheismus entwickelt. Wie sollte ein Zeithöhe. repräsentant auch die Nullität der Zeit unterschreiben wollen! Ohne Glauben ist sie, wie offen zu Tage liegt, hätte sie nicht einmal ein wenig Wissen, müßte sie ja allerdings total abgebrannt erscheinen. Nun hat aber zur Zeit, als die Juden vorübergehend Jehovah Valet sagten und zu allen Zeiten, wo die Götterthrone unbesekt waren, in allen Zeiten der Entgeistung selbstverständlich Atheismus gegolten und mit ihm, comme aujourd'hui, der Materialismus. Nur wähne man nicht, wie man so oft

[ocr errors]

"

[ocr errors]
« PreviousContinue »