Das Grundproblem der Erkenntnistheorie: eine philosophische Studie

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Beck, 1881 - History - 62 pages

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Page 44 - Dagegen bin ich mir meiner selbst in der transzendentalen Synthesis des Mannigfaltigen der Vorstellungen überhaupt, mithin in der synthetischen ursprünglichen Einheit der Apperzeption, bewußt, nicht wie ich mir erscheine, noch wie ich an mir selbst bin, sondern nur daß ich bin.
Page 35 - Wichtigste war: nicht in dieser ihrer Eigenschaft, dem Geiste angeboren zu sein, werden jene Wahrheiten erfahren, sondern die sachliche Selbstverständlichkeit ihres Inhalts fällt uns zuerst auf und macht sie, nachdem irgend ein Beispiel uns veranlaßt hat, sie zu denken, von aller Bestätigung durch fernere Beispiele, mithin von der Erfahrung unabhängig, welche diese liefern könnte.
Page 36 - Denn wirklich nennen wir ein Ding, welches ist, im Gegensatz zu einem andern, welches nicht ist; wirklich auch ein Ereignis, welches geschieht oder geschehen ist, im Gegensatz zu dem, welches nicht geschieht; wirklich ein Verhältnis, welches besteht, im Gegensatz zu dem, welches nicht besteht; endlich wirklich wahr nennen wir einen Satz, welcher gilt, im Gegensatz zu dem, dessen Geltung noch fraglich ist.
Page 53 - ... x, welches nur durch die Gedanken, die seine Prädikate sind, erkannt wird, und wovon wir, abgesondert, niemals den mindesten Begriff haben können; um welches wir uns daher in einem beständigen Zirkel herumdrehen, indem wir uns seiner Vorstellung jederzeit schon bedienen müssen, um irgend etwas von ihm zu urteilen; eine Unbequemlichkeit, die davon nicht zu trennen ist, weil das Bewußtsein an sich nicht sowohl eine Vorstellung ist, die ein besonderes Objekt unterscheidet, sondern eine Form...
Page 39 - ... Zusammenhang unverständlich sei und nur durch die Erfahrung verbürgt werde. Ich kann dieser Meinung nicht beipflichten, die Verständniß nur da erreicht zu haben glaubt, wo sie Gleiches einander gleichsetzen kann. Denn daß nun ^ — ^ sei, worauf beruht es denn, daß wir diesen Satz unbeanstandet als eine verständliche Wahrheit betrachten, wenn nicht auf der unmittelbaren Evidenz, mit welcher er sich uns aufdrängt und keine weitere Vermittlung seiner Gewißheit wünschenswerth macht? Wie...
Page 36 - So wenig Jemand sagen kann, wie es gemacht wird, daß Etwas ist oder Etwas geschieht, ebenso wenig läßt sich angeben, wie es gemacht wird, daß eine Wahrheit gelte; man muß auch diesen Begriff als einen durchaus nur auf sich beruhenden Grundbegriff ansehen, von dem Jeder wissen kann, was er mit ihm meint, den wir aber nicht durch eine Konstruktion aus Bestandteilen erzeugen können, welche ihn selbst nicht bereits enthielten.
Page 8 - wir nennen sie deshalb das unmittelbare Bewußtsein« (SysL d. kr. Ph.). Dieses führt die größte subjektive Gewißheit mit sich und wird vom natürlichen Denken stets als Wissen betrachtet Hätten wir nur dieses unmittelbare Bewußtsein, so würden wir alle ohne Ausnahme jene Auffassung des natürlichen Denkens teilen; denn es würde uns der Gedanke des Irrtums überhaupt nicht kommen, wir würden keinen Grund zur Annahme der Richtigkeit oder Falschheit einer Vorstellung haben. Nur das mittelbare...
Page 32 - Bewufstseins, also an sich subjektiv sei und demnach über die Dinge, wie sie an sich sein mögen, nichts aussagen könne. Diese Meinung dürfte jedoch als eines der gröfsten Vorurteile zu betrachten sein, unter denen die Philosophie zu leiden gehabt hat.
Page 35 - Sinne, dafs überall, sobald das Subjekt einer solchen Erkenntnis gedacht wird, auch das zugehörige Prädikat als selbstverständlich mit ihm verbunden erscheint ; und in nichts anderem als in dieser Selbstverständlichkeit besteht andrerseits auch die Notwendigkeit der Geltung, die allgemeinen Wahrheiten offenbar in anderer Bedeutung zukommt, als den Verknüpfungen verschiedener Inhalte, die uns die veränderliche Erfahrung vorführt.

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