Gedichte

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Creuzbauer und Hasper, 1846 - 511 pages
 

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Page 342 - Lauf, So muß er in den Fluten als Opfer untergehen, Kein Auge wird ihn jemals auf Erden wiedersehen. Da steht der Frevler an dem See, wirft seine Bürde ab Und stößt hinab mit einem Fluch den Sack ins nasse Grab: „Da, jage du nun Fische da drunten in dem See, Jetzt kann ich ruhig jagen im Forste Hirsch und Reh, Kann mich nun ruhig wärmen an deines Holzes Gluten, Du brauchst ja doch kein Feuer da drunten in den Fluten.
Page 340 - Röte prangen. Es braust der Sturm, es saust das Rohr, es pfeift im Tannenwalde, die Wolken ziehn am Monde hin, die Schatten auf der Halde; und auf und ab durchs nasse Gras dreht sich der Reigen ohne Maß, und immer lauter schwellen ans Ufer an die Wellen.
Page 340 - Nacht herniedersinkt, der volle Mond am Himmel blinkt, entsteigen sie dem Bade als Jungfern ans Gestade. Es braust der Wind, es saust das Rohr die Melodie zum Tanze; die Lilienmädchen schlingen sich von selbst zu einem Kranze und schweben leis umher im Kreis, Gesichter weiß, Gewänder weiß, bis ihre bleichen Wangen mit zarter Röte prangen.
Page 340 - Bart umwallet, und eine Donnerstimme schallt, daß im Gebirg es widerhallt: »Zurück in eure Wogen, ihr Lilien ungezogen!« Da stockt der Tanz - die Mädchen schrein und werden immer blässer. »Der Vater ruft: puh! Morgenluft! zurück in das Gewässer!
Page 342 - Dieter, der Wilderer benannt, Dem Förster eine Kugel hat er durchs Herz gebrannt; Jetzt kommt er in die Wogen den Leichnam zu versenken, Doch unser alter Mummler läßt sich so was nicht schenken. Der Alte hat gar leisen Schlaf, ihn stört sogar ein Stein, Den man vielleicht aus Unbedacht ins Wasser wirft hinein: Dann kocht es in der Tiefe, Gewitter steigen auf. Und flieht nicht gleich der Wandrer mit blitzgeschwindem Lauf, So muß er in den Fluten als Opfer untergehen, Kein Auge wird ihn jemals...
Page 343 - Er spricht« und will zurück, doch hält ein Dorngestrüpp' ihn an, Und immer fester zerrt es ihn mit tausendfachem Zahn, Da kocht es in der Tiefe, Gewitter steigen auf, Dumpf rollt ob dem Gebirge der Donner seinen Lauf, Der See steigt übers Ufer, es glühn des Himmels Flammen, Und hoch schlägt über dem Mörder die schwarze Fluth zu
Page 339 - Gestade. Es braust der Wind, es saust das Rohr Die Melodie zum Tanze, Die Lilienmädchen schlingen sich, Als wie zu einem Kranze; Und schweben leis' umher im Kreis, Gesichter weiß, Gewänder weiß, Bis ihre bleichen Wangen Mit zarter Rüthe prangen.
Page 340 - Zurück in eure Wogen, ihr Lilien ungezogen!" — Da stockt der Tanz — die Mädchen schrein und werden immer blässer: „Der Vater rust ! puh, Morgenluft ! Zurück in das Gewässer'.
Page 342 - Wer schleicht dort aus dem Tannenwald mit scheuem Tritte her? Was schleppt er in dem Sacke nach so mühsam und so schwer?

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