Internationale Aufgaben der Universität: Rede zur Gedächtnisfeier des Stifters der Berliner Universität König Friedrich Wilhelm II in der Aula am 3. August 1906 gehalten

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G. Schade, 1906 - Berlin (Germany) - 38 pages
 

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Page 10 - Studierenden durch den allzugroßen Andrang fremder Elemente fürchtet, sondern auch eine weiterreichende Schädigung der deutschen Industrie besorgt, wenn die mit unserer Vorbildung und Kenntnis ausgerüsteten Ausländer in ihrer Heimat dem deutschen Importe eine empfindliche Konkurrenz bereiten. Diese Besorgnisse können auf den deutschen Universitäten nicht laut werden. Wenn man absieht von leicht zu beseitigenden Unzuträglichkeiten, die sich vereinzelt durch allzustarkes Vordrängen der Ausländer...
Page 28 - Manche Leute, die von der Auflösung der menschlichen Natur nichts wissen, sich dagegen des Elends ihres Lebens wohl bewußt sind (awsid^ffsi riyc ev TWI ßfcai yoxo-po.fiioaüvri<?), mühen sich ihre Lebenszeit in Unruhen und Ängsten ab, indem sie über die Zeit nach dem Tode erlogene Fabeln erdichten.
Page 8 - ... zu können. Durch diesen Austausch war einerseits unseren Studenten die Gelegenheit geboten, die Anschauungen eines amerikanischen Theologen und Soziologen über moderne ethische und religiöse Probleme zu hören, andrerseits war es unserem Gaste vergönnt, durch seine amtlichen und außeramtlichen Beziehungen tiefere Blicke in die Verhältnisse unserer Universität, unserer Gesellschaft und unseres Staatswesens zu werfen, als es sonst dem Fremden wohl möglich wäre. Manche Frucht hat gewiß...
Page 22 - Brot hervorzaubern zu können. So erscheint ihnen die Herstellung einer künstlichen Sprache durchaus möglich und hoffnungsvoll. Schon 1901 hat sich Ostwald darüber folgendermaßen ausgesprochen: „Es handelt sich tatsächlich nicht um eine Phantasterei bei der Frage nach der allgemeinen künstlichen Sprache, sondern um eine wissenschaftlich-technische Aufgabe, deren Lösung eine unabsehbare Entlastung der arbeitenden Menschheit von nutzloser Anstrengung mit sich bringen wird.
Page 14 - ... der Universitäten durch solche Verschiedenheiten der Organisation, wohin ich auch namentlich die eigentümliche und wenig befriedigende Ferienordnung der deutschen Schulen und Hochschulen rechne, hier und da beeinträchtigt werden mag, so verschwinden doch alle diese kleinen Hemmnisse gegenüber der Hauptschwierigkeit, die den Austauschgedanken ernstlich bedroht und die gegenseitige Verständigung in weiterem Umfange unmöglich zu machen scheint, ich meine die Verschiedenheit der Sprache. Gestatten...
Page 6 - Freiheit des Vaterlandes, Freiheit der Wissenschaft«, die von der jüngsten Hochschule in die preußischen und deutschen Lande hinausdrang. So ist es nicht wunderbar, daß unter den wißbegierigen Jünglingen, die im ersten Winter 1810 unser Universitätsgebäude füllten, fast die Hälfte Ausländer gezählt wurden. Die Zahl der einheimischen Immatrikulierten betrug, wie die von Rektor Dernburg 1885 veröffentlichte Übersicht ergibt, in jenem ersten Semester 152, die der Ausländer 104, zusammen...
Page 38 - ... wie sie sich von selbst auf dem Gebiete der Wissenschaft seit geraumer Zeit durchgesetzt hat. Auf den internationalen Kongressen stehen diese drei Sprachen im Vordergrunde, und die internationale Assoziation der Akademien läßt in ihren Protokollen nur diese drei zu. Es ist üblich geworden, daß die akademischen Publikationen der übrigen kleineren Nationen, die natürlich Wert darauf legen, auch bei der Abfassung wissenschaftlicher Werke ihre Muttersprache zu Worte kommen zu lassen, doch in...
Page 12 - Behaglichkeit irdischen Daseins, er sucht und findet vielmehr hier das rastlose und ruhelose Leben und Weben einer Dreimillionenstadt, in der die großen Fragen der Politik, des Handels und der Industrie einen ganz anderen Widerhall finden als an jenen amönen Musensitzen. Überall tritt hier dem Studierenden, mag er in die Museen oder Kunstausstellungen, in die Theater oder Konzerte, in die Fabriken oder Exporthäuser gehen, das Bild des modernen Verkehrs entgegen, der nicht bloß das deutsche Vaterland...
Page 24 - ... Weltsprache und Weltsprachen", ohne daß man sagen könnte, daß durch dieses Florettgefecht der beiden Freunde die Streitfrage gelöst oder sonderlich gefördert worden wäre. Denn es handelt sich bei dieser ganzen Bewegung nicht nur um praktische, sondern auch um wichtige theoretische Fragen, die bis in das Innerste der ganzen Sprachwissenschaft, ja bis in die tiefsten Tiefen der menschlichen Erkenntnis hinabführen.
Page 9 - Vertreter des wohlhabenden Bürgerstandes hüben und drüben durch bedeutende Stiftungen ihr Interesse an dieser geistigen Verbrüderung der beiden Völker bekundet haben, so wird der Versuch des vorigen Winters sich in den nächsten Jahren im vergrößerten Maßstabe wiederholen. Es ist aber zu wünschen, daß, um jede Einseitigkeit zu vermeiden, auch andere hervorragende Kulturnationen allmählich in diesen Austauschverein einbezogen werden, damit der einst auf den europäischen Universitäten...

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