Neue Gedichte

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Friedrich, 1895 - German poetry - 248 pages
 

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Popular passages

Page 143 - Die Deutschen sind übrigens wunderliche Leute! Sie machen sich durch ihre tiefen Gedanken und Ideen, die sie überall suchen und überall hineinlegen, das Leben schwerer, als billig. Ei, so habt doch endlich einmal die Courage, euch den Eindrücken hinzugeben, euch ergötzen zu lassen, euch rühren zu lassen, euch erheben zu lassen, ja euch belehren und zu etwas Großem entflammen und ermutigen zu lassen; aber denkt nur nicht immer, es wäre alles eitel, wenn es nicht irgend abstrakter Gedanke und...
Page 143 - Mich soll nur wundern», sagte Goethe lachend, «was die deutschen Kritiker dazu sagen werden. Ob sie werden Freiheit und Kühnheit genug haben, darüber hinwegzukommen. Den Franzosen wird der Verstand im Wege sein, und sie werden nicht bedenken, daß die Phantasie ihre eigenen Gesetze hat, denen der Verstand nicht beikommen kann und
Page 143 - Es war im ganzen», fuhr Goethe fort, «nicht meine Art, als Poet nach Verkörperung von etwas Abstraktem zu streben. Ich empfing in meinem Innern Eindrücke, und zwar Eindrücke sinnlicher, lebensvoller, lieblicher, bunter, hundertfältiger Art, wie eine rege Einbildungskraft es mir darbot; und ich hatte als Poet weiter nichts zu tun, als solche Anschauungen und Eindrücke in mir künstlerisch zu runden und auszubilden und durch eine lebendige Darstellung so zum Vorschein zu bringen, daß andere...
Page 12 - Der Obrigkeit helf ich, die Frevler packen, In den Pfuhl das Wort: Lewwer duad üs Slaav. Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt, Ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt. Und es knirschen die Kiele auf den Sand, Und der Ritter, der Priester springen ans Land, Und waffenrasselnd hinter den beiden Entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden. Nun gilt es, Friesen : Lewwer duad üs Slaav.
Page 67 - STADT Es treibt vorüber mir im Meer der Stadt Bald der, bald jener, einer nach dem andern. Ein Blick ins Auge, und vorüber schon. Der Orgeldreher dreht sein Lied. Es tropft vorüber mir ins Meer des Nichts Bald der, bald jener, einer nach dem andern. Ein Blick auf seinen Sarg, vorüber schon. Der Orgeldreher dreht sein Lied. Es schwimmt ein Leichenzug im Meer der Stadt, Querweg die Menschen, einer nach dem andern. Ein Blick auf meinen Sarg, vorüber schon.
Page 14 - Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern, Brüllt er, die Türen und Wände zittern, Das stolzeste Wort: Lewwer duad üs Slaav. Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß, Die Häscher stürmen mit höllischem Gruß, Durchbohren den Fischer und zerren ihn fort, In den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord. Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben, Ruft noch einmal im Leben, im Sterben Sein Herren wort: Lewwer duad üs Slaav!
Page 165 - Einsamer König, mir ein Gott, Ich sah an deinem Munde Den herben Zug von Stolz und Spott Aus deiner Sterbestunde. Denselben Zug. der streng und hart Verrät die Adelsgeister, Der aus der Totenmaske starrt Bei jedem großen Meister.
Page 13 - ... will anheben seinen Sermon. Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt und verbeugt sich noch einmal: Ihr erlaubt, daß wir Euch stören bei Euerm Essen, bringt hurtig den Zehnten, den Ihr vergessen, und Euer Spruch ist ein Dreck: Lewwer duad üs Slaav!
Page 84 - DIE NEUE EISENBAHN Der Schädel ruft: „Ich bin Ambassadeur, Ich bin Baron, und ich vermittelte Den Frieden zwischen Dänemark und Holland.

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