Religion und Religiosität in Wielands Geschichte der Abderiten

Front Cover
GRIN Verlag, Oct 22, 2009 - Literary Criticism - 20 pages
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Insitut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Christoph Martin Wieland, Sprache: Deutsch, Abstract: Obwohl Wielands „Geschichte der Abderiten“ zeitlich und räumlich in der griechischen Antike angesiedelt ist, besitzen Handlung und Charaktere, freilich unter dem Deckmantel der Satire, deutlich erkennbare Entsprechungen in der zeitgenössischen Gegenwart des Autors. Es darf also keineswegs von einem „antikischen“ Roman die Rede sein. Viel mehr ist Wielands Abderitengeschichte ein Spiegelbild der in dieser Phase der Geschichte nach wie vor feudal geprägten, aristokratisch und klerikal beherrschten, rückständischen und von Unvernunft gezeichneten deutschen Gesellschaft, die der Aufklärung dringend bedurfte. Im Sinne der Aufklärung ist es das herausragende Verdienst des Autors, die Abderiten zwar überspitzt, doch dabei mit allen Eigenheiten, Meinungen und Emotionen zu beschreiben, so dass sie der aufmerksame Leser als geistige Zeitgenossen zu erkennen versteht. Dabei geht Wieland umfassend vor und zeichnet sämtliche Bereiche der Gesellschaft nach. Eine ausführliche Analyse dessen würde im Rahmen einer Seminararbeit ausufern, daher soll hier nur ein, allerdings höchst wichtiger, Aspekt der abderitischen Gesellschaft, untersucht werden: Religion und Religiosität der Abderiten. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass Wieland den klerikalen Apparat Abderas und das dazugehörige Personal fest in den Bereich der Politik integriert, so dass letztlich keine Grenzen zwischen den beiden Bereichen erkennbar sind: Religiöses Handeln wird zum politischen Handeln, religiöse Legenden und Riten werden Teil des politischen Instrumentariums. Teil dieses Systems ist freilich ein abderitisches Volk, das derlei Machenschaften und den Missbrauch der Religion billigt, verkennt oder ignoriert. Dem gegenüber stellt Wieland den Philosophen und abderitischen Landsmann Demokrit als Idealtypus des aufgeklärten Menschen und Wissenschaftlers. Im Folgenden soll also beschrieben und analysiert werden, wie der Klerus in Abdera die Bürger beherrscht und manipuliert und in welcher Weise eine derartige Darstellung desselben seitens des Verfassers das Ziel der Aufklärung verfolgt.

Bibliographic information