Sappho: Trauerspiel in fünf Aufzügen

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J.B. Wallishausser, 1819 - 127 pages
 

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Page 21 - Da steh' ich an dem Rand der weiten Kluft, Die zwischen ihm und mir verschlingend gähnt; Ich seh' das goldne Land herüber winken, Mein Aug' erreicht es, aber nicht mein Fuß!
Page 108 - Ich liebte dich, so wie man Götter wohl, Wie man das Gute liebet und das Schöne. Mit Höhern, Sappho, halte du Gemeinschaft, Man steigt nicht ungestraft vom Göttermahle Herunter in den Kreis der Sterblichen.
Page 19 - Das eben ist der Liebe Zaubermacht, Daß sie veredelt, was ihr Hauch berührt, Der Sonne ähnlich, deren goldner Strahl Gewitterwolken selbst in Gold verwandelt. Hab ich dich je mit rascher Rede, je Mit bitterm Wort gekränkt, o so verzeih!
Page 55 - Von beiden Welten eine mußt du wählen, Hast du gewählt, dann ist kein Rücktritt mehr; Ein Biß nur in des Ruhmes goldne Frucht, Proserpinens Granatenkernen gleich, Reiht dich auf ewig zu den stillen Schatten, Und den Lebendigen gehörst du nimmer an!
Page 55 - Dort oben war mein Platz, dort an den Wolken, Hier ist kein Ort für mich, als nur das Grab. Wen Götter sich zum Eigentum erlesen, Geselle sich zu Erdenbürgern nicht, Der Menschen und der Überird'schen Los Es mischt sich nimmer in demselben Becher, Von beiden Welten Eine mußt du wählen. Hast du gewählt, dann ist kein Rücktritt mehr!
Page 108 - Ich taumelte in dumpfer Trunkenheit, Mit mir und mit der Welt im düstern Streite, Vergebens rief ich die Gefühle auf. Die ich in Schlummer glaubt...
Page 123 - Den Menschen Liebe und den Göttern Ehrfurcht! Genießet, was euch blüht, und denket mein! So zahle ich die letzte Schuld des Lebens ! Ihr Götter, segnet sie und nehmt mich auf!
Page 14 - Des Leibes Schönheit ist ein schönes Gut, Und Lebenslust ein köstlicher Gewinn; Der kühne Muth, der Weltgebieter Stärke, Entschlossenheit und Lust an Dem, was ist, Und Phantasie, hold dienend, wie sie soll, Sie schmücken dieses Lebens rauhe Pfade, Und leben ist ja doch des Lebens höchstes Ziel! Umsonst nicht hat zum Schmuck der Musen Chor Den unsruchtbaren Lorbeer sich erwählt, Kalt, frucht- und duftlos drücket er das Haupt, Dem er Erfatz verfprach für manches Opfer.
Page 119 - Erhabne, heil'ge Götter! Ihr habt mit reichem Segen mich geschmückt! In meine Hand gabt ihr des Sanges Bogen, Der Dichtung vollen Köcher gabt ihr mir, Ein Herz, zu fühlen, einen Geist, zu denken, Und Kraft, zu bilden, was ich mir gedacht. Ihr habt mit reichem Segen mich geschmückt, Ich dank
Page 51 - Mit weichen Flügeln senkt der Sommerabend Sich hold ermattet auf die stille Flur; Die See steigt liebedürstend auf und nieder, Den Herrn des Tages bräutlich zu empfangen, Der schon dem Westen zu die Rosse lenkt; Ein leiser Hauch spielt in den schlanken Pappeln, Die, kosend mit den jungfräulichen Säulen, Der Liebe leisen Gruß herüberlispeln, Zu sagen scheinen: Seht, wir lieben! Ahmt uns nach!

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