Anleitung zum Vortrag Beethovenscher Klavierwerke

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O. Janke, 1875 - 156 pages
 

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Page 67 - Sonate pathetique spricht, folgendes: ,Im allgemeinen spielte er selbst seine Kompositionen sehr launig, blieb jedoch meistens fest im Takte, und trieb nur zuweilen, jedoch selten, das Tempo etwas.
Page 68 - ... Schöpfung, wobei sein stets gebundenes Spiel wesentlich mitwirkte, das zu seinen besonderen Eigenheiten im Vortrage gehörte. Was ich selbst von Beethoven immer vortragen hörte, war mit wenig Ausnahmen stets frei alles Zwanges im Zeitmaße; ein „Tempo rubato" im eigentlichsten Sinne des Wortes, wie es Inhalt und Situation bedingte, ohne aber nur den leisesten Anklang an eine Karikatur zu haben. Es war die deutlichste, faßlichste Deklamation, wie sie in dieser hohen Potenz vielleicht nur...
Page 24 - Rat und Begehr seinen Instrumenten mehr Gegenhaltendes, Plastisches gegeben, damit der Virtuose, der mit Kraft und Bedeutung vorträgt, das Instrument zum Anhalten und Tragen, zu den feinen Druckern und Abzügen mehr in seiner Gewalt hat. Er hat dadurch seinen Instrumenten einen größeren...
Page 69 - 100 nach Mälzel, doch kann dies nur von den ersten Takten gelten, denn die Empfindung hat auch ihren Takt, dieses ist aber doch nicht ganz in diesem Grade (100 nämlich) auszu11 Prod'homme, 325. 12 Hölderlin, Werke, II, Stuttgart 1961, S. 491".
Page 3 - Herz schon je einmal bei Beethoven's Akkorden heftiger geschlagen, die aufgehorcht haben bei diesen Klängen, welche so neu und unerhört, und dabei so ursprünglich und unserm Seelenleben so vertraut zu uns gesprochen, wie Stimmen der Verheissung aus den ersten Jugendtagen. Ich wünsche mir in meinen Kreis diese reinerhaltene Jugend, der bei irgend einer von Beethoven's Weisen eine Ahnung von dem Urklang, von den Urmelodien erwacht ist, die der ewig unversiegbare Quell unserer Kunst, die Götterbilder...
Page 48 - Stück: ein neues Fortepiano-Konzert von ungeheurer Schwierigkeit, welches Beethoven zum Erstaunen brav in den allerschnellsten Tempis ausführte. Das Adagio, ein Meistersatz von schönem, durchgeführtem Gesange, sang er wahrhaft auf seinem Instrumente mit tiefem, melancholischem Gefühl, das auch mich dabei durchströmte [es handelt sich um das Klavierkonzert in G-dur].
Page 63 - Jahren öfter* mit diesem oder jenem Tempo nicht einverstanden war, weil ich es anders fühlte, nämlich die Bedeutung jener Musik. Auch bei den Proben in der Josephstadt war es schon deutlich erkennbar und vielen auffallend, dass Sie die Allegro's alle langsamer haben wollten als früher.
Page 83 - In diesem Adagio entwickelt sich bereits die romantische Richtung, durch die Beethoven später eine Compositions-Gattung schuf, in der die Instrumentalmusik sich bis zur Malerei und Poesie steigerte. Es ist nicht mehr blos der Ausdruck von Gefühlen, was man hört, man sieht Gemälde, man hört die Erzählung von Begebenheiten.
Page 83 - Mag sich Beethoven (der so gerne Naturscenen schilderte) dabei vielleicht das Wogen des Meeres in stürmischer Nacht gedacht haben, während von Ferne ein Hülserus ertönt, immer kann ein solches Bild dem Spielei ') Musikern und Musiksreunden, deren Kops und Herz noch gesund sind, ist das Capitel: „Allgemeine Aussassung des Werkes...
Page 62 - Gar kein Metronom! Wer richtiges Gefühl hat, braucht ihn nicht, und wer das nicht hat, dem nützt er doch nichts, der lauft doch mit dem ganzen Orchester davon...

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