Hoppla, wir leben!: Ein Vorspiel und fünf Akte

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G. Kiepenheuer, 1927 - German drama - 141 pages

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Popular passages

Page 114 - Gedanken, die im Kegel des Jupiterlichts sich wundstoßen . . . Ach, warum öffneten sie mir das Tor des Irrenhauses? War es nicht gut drinnen trotz Nordpol und Flügelschlag der grauen Vögel? Ich bin der Welt abhanden gekommen. Die Welt ist mir abhanden gekommen. (Während der letzten Sätze sind zwei Kriminalpolizisten gekommen. Beide gehen auf ihn zu, packen ihn bei den Handgelenken). Erster Polizist: Na, junger Mann, den Revolver haben Sie wohl eben gefunden? Karl Thomas: Was weiß ich? Was...
Page 35 - Zwar mein Nachbar, in Holzhausen nämlich, meinte . . . Pickel, meinte er, für die Audienz beim Minister mußt du dir weiße Handschuhe kaufen. Das war im alten Staat so, das bleibt auch im neuen so. Das verlangt die Zeremonienvorschrift. Ich jedoch ... ich habe gedacht, wenn die Monarchie weiße Handschuhe verlangte, müssen wir in der Republik schwarze Handschuhe anziehen . . . Nämlich gerade! . . . Weil wir freie Männer jetzt sind...
Page 61 - Was bedeuten Leid und Erkenntnis von Millionen, wenn schon die nächste Generation dafür taub ist? Alle Erfahrung rinnt ins Bodenlose
Page 139 - Ist es so? ... Der Tanz beginnt von neuem? ... Wieder warten, warten, warten ... Ich kann nicht... Seht ihr denn nicht? ... Was treibt ihr? ... Wehrt euch doch!... Keiner hört, keiner hört, keiner ... Wir sprechen und hören uns nicht... Wir hassen und sehen uns nicht... Wir lieben und kennen uns nicht... Wir morden und fühlen uns nicht... Muß es immer, immer so sein? ... Du, werde ich dich nie verstehen? ... Du, wirst du mich nie begreifen? ... Nein! Nein I Nein I... Warum zertrümmert, verbrennt,...
Page 16 - Blick dich um, was stürzt sich alles zur Idee, in Revolution, in Krieg. Der läuft seiner Frau weg, weil sie ihm den Tag zur Hölle macht. Der andere wird nicht fertig mit dem Leben und hinkt und hinkt, bis er eine Krücke findet, die wunderbar aussieht und ihm ein bißchen Heldenschein gibt.
Page 15 - ... Menschen wieder begeg-nen, mit denen dieser 1919 in der Todeszelle gesessen hat. Die Szenerie des Vorspiels ist eine große Gefängniszelle, 1919, nach der Zerschlagung der Revolution. Sechs Häftlinge sind dort eingesperrt, seit zehn Tagen zum Tode verurteilt. Die Zentralgestalt, Karl Thomas, fragt: „Ja, warum kämpfen wir? Was wissen wir? Für die Idee, für die Gerechtigkeit - sagen wir. Keiner grub so tief in sich, um vor dem letzten nackten Grund den Kopf zu beugen. Wenn - es letzte Gründe...
Page 59 - Erlebnis hat dich verhärtet in diesen Jahren? Eva Berg: Schon wieder gebrauchst du Begriffe, die nicht mehr stimmen. Ich war ein Kind, zugegeben. Wir können es uns nicht mehr leisten, Kinder zu sein. Wir können Hellsichtigkeit, Wissen, das uns zuwuchs, nicht mehr in die Ecke werfen wie Spielzeug, das wir nicht mögen. Erlebnis - gewiß, ich habe viel erlebt. Männer und Situationen. Seit acht Jahren arbeite ich, wie früher nur Männer arbeiteten. Seit acht Jahren entscheide ich über jede Stunde...
Page 26 - Sie werden Ihr Wunder erleben. Ausgezeichnetes Rezept für Sie. Klinisch habe ich Sie geheilt. Von Ihrem Ideenspleen mag der (Kilman KK) Sie kurieren. Gehen Sie zum Ministerium des Innern und fragen Sie nach Herrn Kilman. Glück auf den Weg." 32 Hatte das filmische Zwischenspiel vor dem ersten Akt Szenen aus den Jahren 1919 bis 1927 vor Augen führen sollen, gleichsam um Realität ganz allgemein darzustellen, ging es nun darum, zu erkunden, was diese Realität aus den Menschen gemacht hat. Karl Thomas,...
Page 7 - ... Erinnerungen an Piscators Inszenierung von „Gewitter über Gottland" drängen sich auf. Ein filmisches Zwischenspiel zwischen Vorspiel und erstem Akt überbrückt die Jahre zwischen 1919 und 1927. Eine „Anmerkung für die Regie" schlägt jenes Bühnenmodell vor, auf dem Piscator das Stück ablaufen ließ: „Alle Szenen des Stückes sind auf einem Gerüst spielbar, das in Etagen aufgebaut ist und ohne Umbau verwendet werden kann.
Page 56 - Seit meinem Besuch bei Wilhelm Kilman mag ich nicht mehr. Da-für? Damit die Unsern als verzerrte Spiegelbilder der Alten in die Welt grinsen? Danke. Du sollst mir morgen sein und Traum der Zukunft. Dich, dich will ich, nichts weiter." 34 Er will Eva Berg davon überzeugen, wie sinnlos ihr Einsatz für die Partei sei. Und zu Albert Kroll, den er mitten im Wahlkampf trifft, sagt er: „Was geht mich die Wahl an. Deinen Glauben zeige mir, den alten, der Erde und Himmel und Sterne fortfegte.

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