Ausgewählte Schriften, Volumes 5-6

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Page 139 - Wahr ist die ganze kreisende Natur; Wahr ist der Wolf, der brüllt, eh er verschlingt, Wahr ist der Donner, drohend, wenn es blitzt, Wahr ist die Flamme, die von fern schon sengt, Die Wasserflut, die heulend Wirbel schlägt; Wahr sind sie, weil sie sind, weil Dasein Wahrheit.
Page 143 - Traum ein Leben", Auch den Witz, diesen ersten nnd alleinigen dienstthuenden Kammerherrn des Lustspiels, verschmähte er, als ob der Witz das ästhetische Gebiet nicht Hand in Hand mit der Wahrheit durchwandeln könnte. Ja, es sagt, glaub...
Page 187 - Grenzen des Lustspiels, alle Zäune und Pferchstäbe der sonstigen geregelten Dramatik überspringend, ja sogar sie höhnend, sie verlachend, sie verwundend. Wo sich aber die Posse anders gestaltet, wo sie die ihr gestellte Freiheit zur Frechheit, die ihr zugestandene Willkür zum widersinnigen Kunterbunter umwandelt, da versinkt sie in das Läppische, Widerliche, Frazzenhafte, Ekelhafte, Verwerfliche.
Page 142 - Mitbehelf zu unserem dramatischen Zwecke sein? Edrita ist halb ein blödsinniges (!), halb ein begeistertes (!) Wesen! Bald wie eine Stumpffühlende bricht sie in ein blödes Gelächter aus, wenn ihr Bräutigam mit der Brücke in die Tiefe stürzt, bald träufeln ihre Lippen Honig von dem Hymet der höchsten Weisheit und des höchsten Edelmuthes. Selbst am Ende ist ihr Eingang ins Licht nicht recht klar, sie sagt, einen Grund verschweige sie, aber man kann denken: weil ihr der Rückzug abgesperrt...
Page 130 - Empfindung ist an und für sich angenehm, allein sie erhält einen höhern, einen gediegenem Werth dadurch, daß sie zu einem Begehren wird, zu einem Begehren darnach; in dem Begehren darnach liegt unsere innere Veredlung, unsere moralische Besserung, und in dem Allen liegt die glücklichste Lösung, das seligste Endziel des höheren Lustspiels, des Lustspiels wie es sein soll. — « Nun ist er endlich soweit. Nach diesem Gesalbader resümiert er, immer wieder, als käme er den Intentionen des Dichters...
Page 142 - Aufhebens unwerth, das mau für und über ihn macht, und auch bei ihm ist es nicht abzusehen, wozu ihn der Dichter so gezeichnet, und in welcher Contrastirung er etwa erscheinen soll? Soll er vielleicht etwa blos dastehen, um den Abstand der bevorzugten Welt von der gewöhnlichen zu zeigen?
Page 127 - Die Poesie ist so ganz und gar, so mit Haut und Haar, so ohne Rast und Ziel, so mit Stumpf und Stiel aus dem Reiche des Lustspiels gewichen, daß schon der Versuch eines Grillparzer, ein Lustspiel zu schreiben, ein neues poetisches Roth auf das frendig überraschte Antlitz Thaliens aufblühen macht.
Page 130 - Verhältnisse gegen die lautersten und alleredelsten Bebungen und Entschlüsse, so oft und so zweischneidig entscheidend, bringt. Das Wohlgefallen an der Wahrheit ist dpppel artig, denn jede Wahrheit kann Doppeltes enthalten, entweder eine Lehre, oder eine Schönheit, im ersten Falle wirkt sie auf das moralische, im zweiten Falle auf das ästhetische Gefühl, und so ist das Wohlgefallen und die Lust, die aus dem Kampfe und Sieg der Wahrheit hervorgeht, eine moralische oder ästhetische Freude«.
Page 133 - Natur-Philosophie und Humoral-Pathologie in die dramaturgische Klinik über! Die Natur heilt keine Krankheit, sondern die Veränderung des Verhältnisses der Reize- die Reize des Lustspiels, seine Erregungen mußten in ein anderes Verhältniß gebracht werden.
Page 130 - Vermögen in den Kollisionsfällen von Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Unwahrheit, Lüge, Nothlüge und allen den Zwischenfällen, in welche uns der Widerpart der gebieterischen und tirannischen Lebens «Verhältnisse gegen die lautersten und alleredelsten Bebungen nnd Entschlüsse, so oft und so zweischneidig entscheidend, bringt.

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