Der Kampf um's Dasein der Literatur

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W. Friedrich, 1889 - Criticism - 116 pages
 

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Popular passages

Page 78 - Ihm daraus einen Vorwurf zu machen, dünkt mich ebenso lächerlich, wie sein und seiner Götzendiener Forderung, diese Individualitäts-Dokumente als ewig gültige Kunstbibel zu verehren. Auf Zola's Princip muss man weiter bauen, aber er selbst bezeichnet noch keinen abschliessenden Höhepunkt der realistischen Bewegung. Zola's Realismus bildet den gesunden derben Kuhmist, welcher den Acker der Mutter Erde düngt.
Page 86 - Die soziale Frage gilt als die Frage der Zukunft. Aber diese große Frage hängt aufs engste mit der literarischen Frage zusammen. Die heutige Gesellschaft und der heutige Staat bieten hochstrebenden Geistern keinerlei Spielraum. Daher ist das sogenannte Jüngste Deutschland in all seinen Abzweigungen und Ausstrahlungen ein klassisches Symptom der Zeit.
Page 72 - Träumer schauten, erbauen spätere Jahrhunderte. Das Denken allein führt ebensowenig zum Ziele, wie das Dichten allein; sondern erst die Verschmelzung beider Kräfte: der Dichterdenker.
Page 72 - Wir verdauen sie durch das Medium literarhistorischen Wissens. Wir sind nicht eng mit ihnen verbunden. Ihre Formen und ihr Inhalt, ihre Mittel und ihre Zwecke gleichen den unsern nicht mehr. Nur Dichter, die aus der Zeit selbst geboren, beeinflussen ihre Zeit. Wir haben keine grossen Dichter. Daher der materielle unheroische Charakter unsrer Gegenwartsmenschen. Die...
Page 41 - Das grosse gewaltige Schicksal, welches den Menschen erhebt, wenn es den Menschen zermalmt" wurde von ihm nicht aufgerufen, um das Geschäft der Verdauung zu befördern." Es folgt im Anschluss an ein Citat aus Hamann dann die Bemerkung: „Man .wird es uns nicht verdenken, wenn uns die Psychologie Kants in obiger Äusserung etwas — kurländisch vorkommt". S. 174 wird ein Satz citiert, den...
Page 111 - Verstand Die Wahrheit je wird erscheinen — Ihren Schleier hebt keine sterbliche Hand, Wir können nur raten und meinen. Du kerkerst den Geist in ein tönend Wort, Doch der freie wandelt im Sturme fort.
Page 71 - Der Geist wissenschaftlicher Forschung muß sich verbinden mit dem Geist der Dichtung. Denn die Einbildungskraft bildet das eigentliche Element jeder schöpferischen -Fähigkeit. In ihr liegt etwas Göttliches und Prophetisches, indem sie eine intuitive Einsicht in das Wesen der Dinge erzeugt, die selber zeugend wirkt. Man möchte sagen, daß die Neue Welt von Columbus entdeckt werden mußte, weil er sie geträumt und gehofft und geglaubt.
Page 78 - Fehlerchen herumzustöbern. Nun scheint aber eine wahre Dichtung ein organisches Naturprodukt und der Dichter hatte beim Schaffen stets zwingende Gründe, wenigstens für seine Individualität, warum er so und nicht anders verfuhr. Die erste Frage sei: Ist dies Werk bedeutend? Die zweite: Ist es originell? Nachher kommt das Andere an die Reihe. Dieser Standpunkt bedeutet freilich die Vernichtung des verwerflichen »Künstlerthums«.
Page 77 - eine Kunst, bei der uns wohl wird", und wie das doctrinäre Getüftele nun lauten mag: wohl aber verlangen wir eine Kunst, welche uns erhebt. In solchem Sinne haftet auch Zola etwas Pedantisches an; statt „l'art pour l'art" setzt er nur: ,,La verite pour la verite", also auch eine dogmatische Formel.
Page 110 - Was ist der Mensch? Ein Schuft! Und wenn die Welt dir nicht gefällt, So steig' in deine Gruft! Erst gab's nur einen Kotzebu", Jetzt gibt's ein ganzes Schock; Und schüttelst du das Haupt dazu, So leg

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