Bd. Der kleinen Schriften

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J. D. Sauerländer, 1862
 

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Popular passages

Page 152 - Gebet, Die Körner ausgerieben, Liest sie, als früh der Hahn gekräht, Was Lieb erhielt, was Leid verweht, Ans Feldkreuz angeschrieben: „O Stern und Blume, Geist und Kleid, Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!
Page 424 - Dazu gehört gleichwohl, daß man dahin gegangen sei, daß man zurück muß, daß man hinüber möchte, daß man es nicht kann, daß man alles zum Leben vermißt, und die Stimme des Lebens dennoch im Rauschen der Flut, im Wehen der Luft, im Ziehen der Wolken, dem einsamen Geschrei der Vögel, vernimmt. Dazu gehört ein Anspruch, den das Herz macht, und ein Abbruch, um mich so auszudrücken, den einem die Natur tut.
Page 178 - ... jeder hat sein Bündel zu tragen: aber meine selige Tochter, seine Mutter, hat sich zu Tode gearbeitet bei dem Faulpelz, sie konnte nicht erschwingen, seine Schulden zu tilgen. Der Ulan erzählte von den Franzosen, und als der Vater und Stiefbruder sie ganz schlecht machen wollten, sagte der Ulan: 'Vater, das versteht Ihr nicht, sie haben doch viel Ehre im Leibe!
Page 202 - Graf Grossinger, der unter den blühenden Kastanienbäumen vor der Wache auf und ab ging, trat mir schon entgegen. „Lieber Graf", sagte ich mit Ungestüm, „Sie müssen mich gleich zum Herzog bringen, gleich auf der Stelle, oder alles ist zu spät, alles ist verloren!" Er schien verlegen über diesen Antrag und sagte: „Was fällt Ihnen ein, zu dieser ungewohnten Stunde? Es ist nicht möglich; kommen Sie zur Parade, da will ich Sie vorstellen.
Page 26 - Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus...
Page 207 - Er ist ein Schurke, er ist der Verführer, der Mörder der schönen Annerl gewesen; er hat es selbst gesagt, der elende, der schlechte Kerl!" Als dies von allen Seiten hertönte und auch der Prediger und der Offizier und die Gerichtspersonen es bestätigten, war der Herzog so tief erschüttert, daß er nichts sagte, als : „Entsetzlich, entsetzlich, o, der elende Mensch!
Page 177 - Es ist zwölfe vorüber", erwiderte ich, verwundert über ihre Rede. „Gott gebe ihr Trost und Ruhe die vier Stündlein, die sie noch hat", sagte die Alte und ward still, indem sie die Hände faltete. Ich konnte nicht sprechen, so erschütterten mich ihre Worte und ihr ganzes Wesen. Da sie aber ganz stille blieb und der Taler des Offiziers noch in ihrer Schürze lag, sagte ich zu ihr: „Mutter, steckt den Taler zu Euch, Ihr könntet ihn verlieren.
Page 195 - denn man könnte wohl bei jedem Selbstmord einen Prozeß anstellen: ob er aus Melancholie oder Verzweiflung entstanden, der so lange dauern müßte, daß der Richter und die Advokaten drüber in Melancholie und Verzweiflung fielen und auf die Anatomie kämen. Aber seid nur getröstet, liebe Mutter, unser Herzog ist ein so guter Herr, wenn er die ganze Sache hört, wird er dem armen Kasper gewiß sein Plätzchen neben der Mutter vergönnen.
Page 195 - Bald sagt Ihr, sie habe nur noch wenige Stunden, bald sprecht Ihr von ihrem Ehrentag, und sie werde Trost gewinnen durch Eure traurige Nachricht. Sagt mir doch alles heraus: will sie Hochzeit halten mit einem andern? ist sie tot, krank? Ich muß alles wissen, damit ich es in die Bittschrift setzen kann.
Page 194 - Mühe gegeben, in Ehren zu bleiben mein Leben lang, ich war schon Unteroffizier und hatte den besten Ruf bei der Schwadron, ich wäre gewiß noch einmal Offizier geworden, und Annerl, Dich hätte ich doch nicht verlassen und hätte keine Vornehmere gefreit - aber der Sohn eines Diebes, der seinen Vater aus Ehre selbst fangen und richten lassen muß, kann seine Schande nicht überleben.

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