Die Romantik der Chemie

Front Cover
Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde, 1914 - Chemistry - 87 pages
with 26 pictures (both drawings and photographs) and 4 tables.
 

Other editions - View all

Common terms and phrases

Popular passages

Page 65 - Hauptmann, an dasjenige wieder an, was wir oben schon benannt und besprochen haben. ZB was wir Kalkstein nennen ist eine mehr oder weniger reine Kalkerde, innig mit einer zarten Säure verbunden, die uns in Luftform bekannt geworden ist. Bringt man ein Stück solchen Steines in verdünnte Schwefelsäure, so ergreift diese den Kalk und erscheint mit ihm als Gips; jene zarte luftige Säure hingegen entflieht. Hier ist eine Trennung, eine neue Zusammensetzung entstanden und man glaubt sich nunmehr berechtigt,...
Page 65 - Diejenigen Naturen, die sich beim Zusammentreffen einander schnell ergreifen und wechselseitig bestimmen, nennen wir verwandt.
Page 66 - In diesem Fahrenlassen und Ergreifen. in diesem Fliehen und Suchen glaubt man wirklich eine höhere Bestimmung zu sehen; man traut solchen Wesen eine Art von Wollen und Wählen zu, und hält das Kunstwort Wahlverwandtschaften für vollkommen gerechtfertigt.
Page 2 - Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde, Stuttgart. i?^ie Gesellschaft Kosmos will die Kenntnis der Naturwissen» ^^ schaften und damit die Freude an der Natur und das Verständnis ihrer Erscheinungen in den weitesten Kreisen unseres Volkes verbreiten.
Page 66 - Denken Sie sich ein A, das mit einem B innig verbunden ist, durch viele Mittel und durch manche Gewalt nicht von ihm zu trennen; denken Sie sich ein C, das sich ebenso zu einem D verhält; bringen Sie nun die beiden Paare in Berührung: A wird sich zu D, C zu B werfen, ohne daß man sagen kann, wer das andere zuerst verlassen, wer sich mit dem andern zuerst wieder verbunden habe.
Page 65 - Hauptmann: diese Fälle sind allerdings die bedeutendsten und merkwürdigsten, wo man das Anziehen, das Verwandtsein, dieses Verlassen, dieses Vereinigen gleichsam übers Kreuz, wirklich darstellen kann; wo vier, bisher je zwei zu zwei verbundene Wesen, in Berührung gebracht, ihre bisherige Vereinigung verlassen und sich aufs neue verbinden. In diesem Fahrenlassen und Ergreifen, in diesem Fliehen und Suchen glaubt man wirklich eine höhere Bestimmung zu sehen; man traut solchen Wesen eine Art...
Page 55 - Wenn der Guß mißlang? Wenn die Form zersprang? Ach! vielleicht, indem wir hoffen, hat uns Unheil schon getroffen. Dem dunkeln Schoß der heil'gen Erde vertrauen wir der Hände Tat, vertraut der Sämann seine Saat und hofft, daß sie entkeimen werde zum Segen nach des Himmels Rat.
Page 67 - Ich kenne nichts Schrecklicheres als die armen Menschen, die zu viel gelernt haben. Statt des gesunden kräftigen Urteils, welches sich vielleicht eingestellt hätte, wenn sie nichts gelernt hätten, schleichen ihre Gedanken ängstlich und hypnotisch einigen Worten, Sätzen und Formeln nach, immer auf denselben Wegen. Was sie besitzen, ist ein Spinnengewebe von Gedanken, zu schwach um sich darauf zu stützen, aber kompliziert...
Page 67 - Urteils, welches sich vielleicht eingestellt hätte, wenn sie nichts gelernt hätten, schleichen ihre Gedanken ängstlich und hypnotisch einigen Worten, Sätzen und Formeln nach, immer auf denselben Wegen. Was sie besitzen, ist ein Spinnengewebe von Gedanken, zu schwach um sich darauf zu stützen, aber kompliziert genug um zu verwiren.
Page 68 - Sänger sagen läßt: ,Ich singe, wie der Vogel singt, der in den Zweigen wohnt (!), das Lied das aus der Kehle dringt ist Lohn, der selbst belohnt.

Bibliographic information