Elias Schlegel und Wieland als Bearbeiter antiker Tragödien: Studie zur Rezeption der antike im 18. Jahrhundert

Front Cover
Hermann Eichblatt, 1928 - Greek drama (Tragedy) - 208 pages

From inside the book

Other editions - View all

Common terms and phrases

Popular passages

Page 68 - Es ist ein großer Unterschied, ob der Dichter zum Allgemeinen das Besondere sucht oder im Besonderen das Allgemeine schaut. Aus jener Art entsteht Allegorie, wo das Besondere nur als Beispiel, als Exempel des Allgemeinen gilt; die letztere aber ist eigentlich die Natur der Poesie: sie spricht ein Besonderes aus, ohne ans Allgemeine zu denken oder darauf hinzuweisen. Wer nun dieses Besondere lebendig faßt, erhält zugleich das Allgemeine mit, ohne es gewahr zu werden, oder erst spät" (Maximen und...
Page 184 - In der Ruhe und Stille des Körpers offenbart sich der gesetzte große Geist...
Page 104 - Ansehn stürtzt der Fürsten Ansehn bald. Ach! Agamemnon selbst, seufzt in verborgnen Ketten Und kann nicht öffentlich und nicht verstohlen retten. Was rühmt man sich der Macht? Glaub nur kein Mensch ist frey, Selbst Fürsten bindet oft versteckte Sklaverey. War ich ein Unterthan : so wollt ich sie beschützen Ich wollte mich bemühn, und ihre Sache stützen. Doch, da ich König bin: so gilt ein Mitleid nicht, Dem die Zufriedenheit der Völker widerspricht...
Page 117 - O eine neu zu schaffende deutsche Oper ! Auf menschlichem Grund und Boden ; mit menschlicher Musik und Deklamation und Verzierung, aber mit Empfindung, Empfindung ; o großer Zweck ! großes Werk...
Page 180 - Weine nicht, du meines Herzens Abgott! Gönne mir im Scheiden Noch die süßeste der Freuden, Daß mein Tod dein Leben ist. Ach! die Größe deines Schmerzens Ist das Maß von meinen Leiden.
Page 117 - Reisetagebuch» eine Oper gewünscht, die, im Gegensatz zur Barockoper, von äußerster Schlichtheit des Baues, ganz auf menschlichem Grund und Boden ruhen und ganz von Empfindung erfüllt sein sollte : « Der Plan muß einfach sein : keine Verkleidung — keine Verwicklung . . . der Plan muß Empfindung sein : nur diese spricht durch die Stimme . . . Nichts also als menschliche Szene.
Page 88 - Freund und ich fürchte mich vor dem Tadel.« (Diese Stelle ist ein merkwürdiges Beispiel von den Gesinnungen auf der griechischen Bühne. Wie sehr vermeidet der Dichter, seinen Pylades eine reine idealische Großmut zeigen zu lassen, wie wenig erlaubt er ihm, sich über die Menschheit zu erheben!
Page 100 - Grabmal steht noch ganz und unentweyht, Und Feind und Flamme hat noch seinen Ruhm gescheut. Sonst alles ist zerstört, der hohen Thore Prangen, Der stolzen Thürme Glanz, kurz, alles ist vergangen. Vergleich die erste Pracht mit diesen Trümmern doch, Und sprich, Andromacha. Erkennst du Troja noch?
Page 104 - Sieh! wie dort in der See der kühne Lästrer schwimmt, Und nun ein schwaches Bret zu seinem Gotte nimmt, Und noch die Zunge braucht und lästert, bis die Wellen Die athemlose Brust an einem Fels zerschellen.
Page 192 - Ihre Helden und Heldinnen der Vorzeit erschienen jene in Allongeperücken und gesteiften französischen Kleidern, schreibt Ioh. Friedr. Schütze, diese in Reifröcken und Fontangen, wie es die Mode heischte. Sie selbst spielte die Zaire jedesmal im Reifrock, ihr Cato trug seine Perücke und Zwickelstrümpfe so gut wie ihr König im Schlaraffenland.

Bibliographic information