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56 Pfd., 28 Pfd., 14 Pfd. und 7 Pfd., von welchen man annimmt, dass sie aus den Zeiten Eduard's III. stammen (Kat. 284, 49).

In grosser Anzahl enthielt die Ausstellung ältere Urhohlmaasse, ebenfalls dem Archiv zu Winchester gehörig, meistentheils aus Bronze gearbeitete Gefässe, vielfach mit abgeschliffenem Rand. So das Standard Winchester Bushel 1) und das Standard Winchester Gallon, welches Heinrich VII. 1487 dem Stadtrath von Winchester gegeben hatte, das Standard Gallon, Quart und Pint der Königin Elisabeth von 1601, endlich das Standard Quart und Pint von Wilhelm III. von 1700 (Kat. 288, 289, 287 und 286, 50).

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Das schottische Gewicht und Hohlmaass war vor der Vereinigung der Königreiche nicht dasselbe, wie das englische. Das schottische Troypfund verhielt sich zu dem englischen wie 95 72, stimmte aber auch nicht, wie es statutenmässig sein sollte, genau mit dem französischen überein. Das schottische Standard Pint, „the Stirling Jug", wie es im Volke genannt wurde, war ausgestellt (Kat. 417, 80). Dasselbe ist ein Bronzegefäss von umgekehrt conischer Form ohne abgeschliffenen Rand, und war 1437 der Stadt Stirling durch schottische Parlamentsacte übergeben. Gegen 1745 wurde es einem Kupferschmied behufs Anfertigung von Copien anvertraut. Dieser betheiligte sich aber in dem nämlichen Jahre an einem Aufstande, verliess die Stadt, und da er nicht zurückkehrte, wurde seine Habe verkauft und der Rest, darunter das Standard Pint, als werthlos auf einen Boden geworfen. Hier fand man es 1752 wieder und es wird seitdem in Stirling aufbewahrt.

Da in neuerer und neuester Zeit fast alle Staaten ausser England das metrische System angenommen haben, so hatte ein in Rouen aufgefundener älterer französischer Gewichtssatz (Kat. 488, 90) nur untergeordnetes Interesse. Aus demselben Grunde sind ein Gewicht und eine Schnellwage, welche im 17. Jahrhundert für die Münze in Madrid hergestellt wurden, nur deshalb nennenswerth, weil die eisernen, reich mit Gold verzierten Geräthe interessant für die Geschichte der Technik sind (Kat. 489, 90). Die Einführung des metrischen Maasses in die nicht französischen Staaten erforderte eine ganze Reihe Maassvergleichungsarbeiten, und diese die genauesten Instrumente. In der Ausstellung befand sich der Apparat, ein Comparateur mit

1) Die Bezeichnung Winchester Bushel und Winchester Gallon auch für den Standardbushel im Exchequer findet sich zuerst in einer Verordnung Carls II., wo von ihr als der commonly called the Winchester Measure gesprochen wird. Reynardson (a. a. O. 56 u. 57) vermuthet, dass diese Maasse jenen Namen trugen von einer Verordnung, die Richard II. in Winchester erliess (16. R. II.), welche den Clerk of the Market anweist, alle diese Gewichte und Maasse, verglichen mit dem Standard des Exchequer bereit zu haben.

Libellenfühlhebel, welchen Repsold 1832 für Schumacher behufs Vergleichung des dänischen Kilogramms mit dem der Archive verfertigte. Er ist jetzt im Besitze der Universität Kiel und war von Professor Karsten, der ihn auch in dem 1. Bde. der allgemeinen Encyclopädie der Physik S. 507 abgebildet hat, nach London geschickt worden (Kat. 369, 62). Die Theilung wurde neuerdings nachgemessen, der Befund stimmt aber nicht mit Schumacher's Angaben. Die Vergleichung geschah durch Volumenmessung und wurde gleichzeitig das Volumen des Kilogramms der Archive durch Olufsen mit einem dem Repsold'schen ähnlichen Apparate bestimmt. Schumacher giebt indessen nicht an, ob beide Apparate mit einander verglichen wurden und Karsten scheint in Folge dieses Umstandes sowie einiger stattgehabten Ungenauigkeiten die ganze Vergleichung für ziemlich unbrauchbar zu

halten.

Kathetometer.

Als Messapparat für senkrechte Abstände zweier Punkte, auch wenn dieselben nicht in der nämlichen Verticalen liegen, hat neuerdings das Kathetometer eine allgemeine Verbreitung gefunden. Forbes 1) hat 1857 darauf hingewiesen, dass dasselbe bereits 1698 von Stephen Gray 2) angegeben sei. Nebenstehende Figur 3 ist eine Copie der von Gray veröffentlichen Zeichnung. An der quadratischen Säule BB ist ein Schlitten C in senkrechtem Sinne verschiebbar, welcher zwischen der Gabel DE das Mikroskop F trägt. Im Brennpunkte desselben befindet sich, horizontal gespannt, ein Haar oder ein Silberdraht. Schlitten und Mikroskop werden mittelst der Schraube J, die bei H drehbar befestigt ist, bei G eine an ersterem festsitzende Mutter trägt, auf- und niederbewegt. Mit der Schraube dreht sich der in 100 Theile getheilte Kreis K unter dem festen Index n hin. An ihm werden die Hundertstel Zolle abgelesen, an der in ganze Zolle getheilten Säule BB diese. Ich weiss nicht, ob dies Instrument jemals ausgeführt worden ist.

Das von Dulong und Petit bei der von ihnen ausgeführten Messung der Ausdehnung des Quecksilbers verwendete Instrument, welches ebenfalls dazu diente, nicht sehr grosse Höhenunterschiede von Quecksilber-Menisken zu messen, ist in der von genannten Forschern 1817 veröffentlichten Arbeit: Recherches sur la Mesure des températures et sur les lois de la communication de la chaleur 3) wie in Fig. 4 dargestellt und befand sich der Apparat, von der Ecole polytechnique in Paris dorthin geschickt, in London (Kat. 372, 64). Es stimmt die

1) Forbes, The Edinburgh new philosophical Journal Vol. V, New Series. 2) Stephen Gray, Philos. Trans. 1698. 3) Ann. chim. phys. VII, 113, 1817.

Zeichnung genau mit ihm überein. Er unterscheidet sich von Gray's Apparat dadurch, dass er anstatt des Mikroskops ein Fernrohr trägt und dadurch dem Beobachter das Ablesen aus grösseren Entfernungen gestattet, sodann dass dies Fernrohr um eine senkrechte Axe drehbar

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ist und somit auch Höhenunterschiede, welche nicht in derselben Verticalen liegen, abzulesen erlaubt. Den viel weiter gehenden Zwecken entsprechend, denen dies Instrument im Vergleich zu denen, welche Gray zu erreichen suchte, genügen sollte, besitzt es an dem der Säule b angesetzten Lineal eine Millimeterscala, die auf der abgeschrägten Fläche a direct auf der Messingfläche angebracht ist, wie dies bei den Perreau'schen Kathetometern noch jetzt der Fall ist. Vor derselben schiebt sich der Nonius c her und können mit seiner Hilfe genaue

Ablesungen gemacht werden. Die genaue Einstellung geschieht mittelst der Mikrometerschraube d, nachdem der in der Zeichnung unten aufliegende Support durch die Klemmschraube e festgeklemmt ist. Horizontalstellung dient das Niveau k und die Schraube f, welche, indem sie gegen den am Fernrohrhalter angebrachten Ansatz g drückt, denselben und mit ihm das Fernrohr um die horizontale Axe h dreht. Durch die Feder i wird g gegen ƒ gedrückt. Dieser Theil des Apparates fehlt nie an den französischen Instrumenten, sehr oft an den deutschen, deren Verfertiger es vorziehen, das Fernrohr in senkrechter Lage gegen das Gleitlineal definitiv festzustellen. Der Apparat besteht ganz

Fig. 4.

H

aus Messing. Auf die glatte Seite des Cylinders des Schraubenkopfes der Mikrometerschraube d war mit Tinte eine Theilung aufgetragen. Der Apparat ist aus der Werkstatt von Gambey hervorgegangen. Von den anderen Apparaten, welche den Namen Kathetometer erhalten haben, unterscheidet er sich dem speciellen Zwecke Dulong's und Petit's gemäss nur durch die geringe Länge des Gleitlineals, welche nicht mehr wie 290 cm beträgt. In Rücksicht auf die grosse Uebereinstimmung der Kathetometer wird man mithin Bedenken tragen müssen, den Apparat Gray's ein Kathetometer zu nennen.

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Die Apparate 's Gravesande's.

Wilhelmus Jacobus 's Gravesande, 1717 von einer Advocatur im Haag zu einer Professur in Leiden berufen, die er bis zu seinem 1742 erfolgten Tode versah, hatte für seine Vorlesungen und Untersuchungen aus eigenen Mitteln eine grosse Menge von Apparaten, hauptsächlich durch den bekannten Mechaniker Jan van Musschenbroek anfertigen lassen, und in seinem Werke: Physices elementa mathematica experimentis confirmata sive introductio ad philosophiam Newtonianam, dessen 3. Auflage 1742 in Leiden erschien, beschrieben. Nach seinem Tode schenkte seine Wittwe die Sammlung der Universität in Leiden, und dort ist sie noch in grosser Vollständigkeit und bester Erhaltung vorhanden. Ein grosser Theil dieser Apparate hat nur Bedeutung als Mittel zur Demonstration, und auch in neuerer Zeit werden noch derartige Apparate genau nach 's Gravesande's Muster verfertigt. Zu seinen Lebzeiten geschah dies in noch höherem Maasse, um so mehr, da sie Musschenbroek in ausgezeichneter Güte herstellte. So sieht man sie gleichmässig in älteren und neueren Cabinetten, und besitzt beispielsweise das physikalische Cabinet des königlichen Museums in Cassel eine Reihe derselben, die unter 's Gravesande's Augen gearbeitet sind, aber nicht nach London geschickt wurden, da sie neben den Originalapparaten des Forschers, deren Anwesenheit zu erwarten war, kein besonderes Interesse erregen konnten.

Diese Erwartung hatte denn auch nicht getäuscht. Von Apparaten 's Gravesande's, welche bestimmt sind, Lehren der Mechanik experimentell zu prüfen oder zu erläutern, waren die folgenden ausgestellt:

1. Apparat, um die Theorie des Keils zu erläutern und ihre Richtigkeit darzuthun (Kat. 706, 143, Phys. El. math. I. Bd., Tab. X, Fig. 2).

2. Apparat, um mit Hilfe eines mit Gewichten und Federn versehenen Pendels die Wirkungen der Kräfte zu studiren (Kat. 707, 143, Phys. El. math., I. Bd., Tab. XXV, Fig. 2).

3. Apparat, um die Wurfbewegung zu demonstriren (Kat. 708, 143, Phys. El. I. Bd., Tab. XIX, Fig. 3).

4. Apparat, um die Geschwindigkeit fallender Körper zu vergleichen (Kat. 709, 143, Phys. El. math., I. Bd., Tab. XV, Fig. 7).

5. Grosse Centrifugalmaschine mit zwei durch eine Kurbel getriebenen Rotationsvorrichtungen (Kat. 705, 143, Phys. El. math., I. Bd., Tab. XX). Namentlich diese Maschine ist oft nachgebildet worden, das Museum in Cassel besitzt sie, auch von Padua war sie, von Poleni verbessert, wenigstens in Photographie ausgestellt (Kat. 5835, 3, 1062). Londoner Ausstellung wissenschaftlicher Apparate.

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