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Apparate für Mineralogie und Geologie.

Von Dr. A. von Lasaulx,

Professor an der Universität zu Breslau.

Einleitung.

Es wird als eine der Hauptaufgaben einer jeden grösseren Ausstellung bezeichnet werden müssen, durch eine möglichst gute Eintheilung des gesammten zur Ausstellung gelangenden Materiales, die Uebersicht über die einzelnen zusammengehörigen Gegenstände und die Vergleichung derselben zu erleichtern. Dann erst kann die Summe der auf einem scharf begrenzten Gebiete der Ausstellung vereinigten Leistungen recht klar für jeden Besucher hervortreten. In höherem Maasse noch muss das von einer Ausstellung gelten, die als wesentlichen Zweck auf ihr Progamm geschrieben, die wissenschaftlichen Leistungen auf den Gebieten mathematisch-physikalischer Wissenschaften nicht nach nationaler Begrenzung, sondern in internationaler Allgemeinheit zu einem lehrreichen Bilde zu vereinigen. Schon in dem die internationale Loan Collection of Scientific Apparatus im South-KensingtonMuseum zu London im Jahre 1876 einleitenden und dazu einladenden Rundschreiben des englischen Comités, worin die beabsichtigte Classification der zusammenzubringenden Sammlung angegeben war, liess sich wenigstens für einige der 18 Sectionen eine gewisse Unklarheit in der Begrenzung gegen einander und eine Unsicherheit in Bezug auf die Grenzen des Zulässigen überhaupt nicht verkennen. Ganz besonders kann dies auf die Sectionen angewendet werden, über die ich im Folgenden Bericht zu erstatten gedenke, die Section 16: Geology and Mining, und die Section 17: Mineralogy and Crystallography. Dass sich zwischen die mikroskopischen Gesteinspräparate und die Goniometer, um nur ein Beispiel anzugeben: Anemometer, Theodolithen und Davy'sche Sicher

heitslampen einschieben, erscheint schon in der Einleitung, noch mehr aber im Kataloge störend, und es mag wohl Jeder bei der Durchsicht des letzteren sich gefragt haben, warum nicht diese Gegenstände, deren Berechtigung hier sehr zweifelhaft ist, in die technische Abtheilung eingereiht wurden. Noch mehr aber wie in den beiden Auflagen des Kataloges trat dieser Uebelstand einer wenig scharfen Begrenzung und Ordnung der einzelnen Unterabtheilungen im Ausstellungsraume selbst hervor, wo eigentlich in buntem Neben- und Uebereinander die heterogensten Dinge der beiden Sectionen 16 und 17 sich vereinigt, andere dagegen in weit auseinanderliegenden Räumen sich getrennt fanden. Allerdings war der der Geologie und Mineralogie zugewiesene Raum überhaupt knapp bemessen, und es mag dieser Umstand einigermaassen als Entschuldigung für die mangelnde Ordnung dienen.

Nur durch eine sorgfältige Vereinigung des Zusammengehörigen wird es möglich werden, die einzelnen Gebiete richtig zu beurtheilen. Das ist der praktische Grund, warum ich bei der folgenden Berichterstattung mich nicht an die in den Sectionen 16 und 17 eingehaltene Ordnung binden zu dürfen glaube, vielmehr eine andere Eintheilung des Gesammtmateriales wähle. Ein zweiter Grund hierfür ist theoretischer Art. Soll ein Bericht ein Bild des heutigen Standpunktes der Wissenschaft und ihrer historischen Entwickelung geben, soweit sich ein solches aus der Ausstellung gewinnen lässt, so muss er die einzelnen Zweige und Richtungen in der Wissenschaft in getrennte Rahmen zusammenfassen; denn die Detailforschung hat sich zu dem Gesammtresultate summirt.

Auch bei der Besprechung der diesen einzelnen Gruppen einzufügenden Gegenstände habe ich mich nicht an die Grenzen halten können, wie sie in der Ausstellung gegeben waren. Es fanden sich z. B. fast alle optischen Instrumente, auch solche, die ausschliesslich krystallographischen Zwecken dienen, in der physikalischen Abtheilung untergebracht, zum Theil sind dieselben im Kataloge dann wenigstens doppelt aufgeführt und figuriren dann auch in der Mineralogie. soll hiermit nicht gesagt werden, dass sie durchaus hier ihren Platz hätten finden sollen, aber es musste wenigstens hierüber klare Bestimmung getroffen sein. Kobell's Stauroskop ist z. B. im physikalischen Theile, Brezina's Stauroskop im mineralogischen Theile aufgezählt, und doch gehören diese beiden Instrumente nothwendig neben einander, sachlich und historisch. Auch der Ausdruck des Bedauerns über manche Lücken im ganzen Bilde konnte nicht immer unterdrückt werden, um so weniger, je fühlbarer diese bei einer genaueren Classification hervortraten.

Nach einer Wanderung durch die Ausstellung an der Hand der gewählten Eintheilung wird endlich ein kurzes Resumé den Gesammteindruck derselben zu schildern haben.

Die gesammten im Folgenden in Betracht gezogenen Gegenstände sollen in sieben Gruppen gebracht werden:

I. Krystallographie: a. Geometrische.

b. Messende.

II. Krystallophysik: a. Cohärenz, Elasticität,

III.

Mineralchemie.

b. Magnetische Eigenschaften.
c. Optische Eigenschaften.

d. Thermische Eigenschaften.

IV. Systematik der Mineralien (als Anhang: Technische Verwerthung roher Mineralien).

V. Petrographie.

VI. Paläontologie.

VII.

Geognosie, speciell geogn. Kartographie (als Anhang: Bergbau).

[blocks in formation]

Als das wesentlichste Hülfsmittel für das Verständniss krystallographischer Verhältnisse und besonders für den Unterricht in der Krystallographie können Darstellungen der Krystallformen der verschiedenen Systeme, der möglichen Combinationen und der dabei obwaltenden geometrischen Beziehungen bezeichnet werden. Mit den ersten Anfängen exacter Krystallographie erscheinen daher auch die Versuche, die Krystalle durch Zeichnung und durch Modelle nachzubilden. Allerdings bietet die Ausstellung uns auf diesem Gebiete nichts Historisches und doch würden Romé de l'Isle's Krystallfiguren, Hauy's Modelle, besonders solche, die seine théorie du décroissement verdeutlichen, Monteiro's Constructionen und Anderes gewiss hier nicht haben fehlen sollen. Nur die Gegenwart ist in ihren Leistungen auf diesem Gebiete vertreten, und auch diese nicht einmal vollständig.

Die einfachste Art der Darstellung ist die Zeichnung, aber nur ein paar Sammlungen solcher krystallographischen Tafeln, die speciell dem Unterrichte bestimmt sind, hat die Ausstellung aufzuweisen. Darunter befindet sich allerdings eine in jeder Beziehung durch die Vortrefflichkeit der Ausführung, sowie die Auswahl der dargestellten Formen unvergleichlich schöne Sammlung von 18 Tafeln, Krystallzeichnungen im Manuscript von der Hand unseres grossen Krystallographen G. vom Rath. Grösstentheils sind es Reproductionen von

Krystallfiguren der eigenen, zahlreichen und hervorragenden Arbeiten dieses Krystallographen, mit besonderer Berücksichtigung interessanter Zonenverhältnisse (z. B. die schöne Tafel zu Cuprit), bemerkenswerther Zwillingsgesetze (so die Tafeln zu Tridymit und Feldspath, besonders Anorthit) oder auch interessanter Beziehungen isomorpher Krystallreihen und flächenreicher Ausbildung (wie die Formen von Augit und Hornblende, sowie von Kalkspath). Die Tafeln haben eine Höhe von circa 75 cm, und die Figuren sind von solcher Schärfe und Deutlichkeit, dass dieselben gleichzeitig einem grösseren Auditorium sichtbar erscheinen. Im Interesse des krystallographischen Unterrichtes erscheint es in der That wünschenswerth, dass die Absicht des Verfassers, diese Tafeln, an deren Vermehrung er noch unausgesetzt thätig ist, durch den Druck allgemeiner Benutzung zugänglich zu machen, recht bald sich verwirklichen möge.

Eine andere Sammlung von Tafeln für den krystallographischen Unterricht, die gleichfalls recht brauchbar erscheinen, hat den Prof. F. Pfaff in Erlangen zum Verfasser, ist im Druck erschienen und verlegt von der Th. Bläsing'schen Buchhandlung in Erlangen. Prof. Jos. O'Reilly aus Dublin stellt vier Manuscripttafeln für den Unterricht aus, von denen zwei die Ableitung der hemiëdrischen Formen des regulären Systems aus den holoëdrischen und zwei die Construction der Krystallprojection erläutern.

Besonders für den ersten Unterricht in der Krystallographie, vorzüglich soweit es gilt, dem Anfänger die geometrischen Verhältnisse der Grundformen und ihrer Combinationen zur Anschauung zu bringen, haben Modelle der Krystallgestalten einen unvergleichlich höheren Werth. Dieselben sind aus verschiedenen Materialien angefertigt und in verschiedener Grösse auf der Ausstellung vertreten. Unstreitig den ersten Platz nehmen hier die von der geübten Hand des Modellirers H. Piel in Bonn angefertigten, in Buchenholz geschnittenen Modelle ein, nicht nur wegen des grossen Reichthums der Formen, die sie darstellen, sondern besonders wegen der genauen und präcisen Ausführung, bei der die Winkelwerthe so nahe wie möglich mit denen. übereinstimmen, welche die neuesten krystallographischen Arbeiten für die einzelnen dargestellten Mineralien ergaben. Piel stellt in vier Glaskasten vier verschiedene Sammlungen aus: Eine eigentliche Schulsammlung umfasst in 114 Modellen die einfachsten Formen und Combinationen der Krystallsysteme; eine zweite aus 100 Modellen stellt nur Formen chemischer Producte dar und enthält manches Neue; eine grössere Lehrsammlung von 300 Modellen umfasst schon flächenreichere und seltenere Combinationen und Zwillingsbildungen; endlich eine vierte Sammlung von nur einigen 30 ganz besonders interessanten Formen, grösstentheils nach Zeichnungen oder Originalmodellen des verstorbenen Krystallographen Hessenberg geschnitten. Dieser stellte seine

Modelle mit eigener Hand in unübertroffener Schönheit in einer weissen Paste dar und es kann an dieser Stelle kaum das Bedauern unterdrückt werden, dass nicht einige dieser Originalwerke des scharfsinnigen Krystallographen an dieser Stelle erschienen waren; sie würden diesem Theile der Ausstellung zu ganz besonderer Zierde gereicht haben. Gleichfalls eine rühmende Erwähnung verdienen die Glasmodelle von W. Apel in Göttingen, aus Glasplatten mit farbiger Papierverbindung der Kanten, eingezogenen Axenfäden, hineinconstruirten holoëdrischen Formen zur Demonstration hemiëdrischer Gestalten, wie auch Modelle mit drehbaren Hälften zur Zwillingsbildung. Glasmodelle von recht sorgsamer Ausführung gleichfalls mit eingezogenen Axenfäden von Skibinevsky finden sich in dem vom russischen Kriegsministerium ausgestellten pädagogischen Museum, welches einen vollständigen, alle für diesen Zweck in Betracht kommenden Gegenstände umfassenden Lehrapparat für die russischen Militärschulen enthält. Die einfachsten Formen der Krystallsysteme finden sich in dieser pädagogischen Sammlung auch in recht gut von Stroukoff gearbeiteten Holzmodellen, sowie auch eine Suite von Krystallformen nach den Angaben des Obersten von der Weld in Zinn gegossen und dann entsprechend lackirt. Die Billigkeit der letzteren dürfte für manche Schulen dieselben empfehlenswerth erscheinen lassen.

In etwas grösseren Dimensionen als die Piel'schen Modelle, aber weniger sorgfältig, gleichfalls in Holz ausgeführt, mit buntem Anstriche, wobei die Flächen der Grundformen, die in Combinationen zusammen erscheinen, durch verschiedene Farben ausgezeichnet werden, sind die von der königl. sächs. Bergakademie zu Freiberg ausgestellten Modelle. Der überaus bunte, nicht anders als geschmacklos zu bezeichnende Anstrich dieser Modelle, erscheint wohl kaum in dem Nutzen gerechtfertigt, den für den Unterricht die Unterscheidung der Grundformen durch die Farben bietet. Wenn sich der Anfänger nicht so weit am Modelle orientirt, dass er die Flächen der einzelnen Formen in Combinationen erkennt, ohne dass ihm dieses in einer so übermässigen Weise erleichtert wird, wie soll er dann je den Schritt vom Modelle in die Wirklichkeit machen. Die bunte Farbengebung erscheint mir nicht nur unschön, sondern auch unzweckmässig; eine genauere geometrische Ausführung der Modelle aber ist in jedem Falle

wünschenswerth.

Derselben Methode der farbigen Angabe der einzelnen Grundformen an den Modellen begegnen wir in den in Pappe ausgeführten zahlreichen Modellen des Rev. Nicolas Brady. Die ausgestellten, recht sorgsam ausgeführten Modelle von 7,5 cm Axenlänge umfassen die regulären, quadratischen und rhomboëdrischen Systeme und geben die Formen dieser in grosser Vollständigkeit. Für das reguläre System allein z. B. sind über 200 Modelle ausgeführt, holoëdrische und hemiëdrische For

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