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Buttler (etwas näher kommend).
Still! Horch! Wer spricht da?

Gordon.

Ich stell's dem Himmel heim.

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Ach, es ist doch besser,
Denn was bin ich,

Dass ich so großer That mich unterfienge?

Ich hab' ihn nicht ermordet, wenn er umkommt,
Doch seine Rettung wäre meine That,

Und jede schwere Folge müsst' ich tragen.

Buttler (herzutretend). Die Stimme kenn' ich.

Gordon.
Buttler.

Buttler!

Es ist Gordon.

Was sucht Ihr hier? Entließ der Herzog Euch
So spät?
Gordon. Ihr tragt die Hand in einer Binde?
Buttler. Sie ist verwundet. Dieser Illo focht

Wie ein Verzweifelter, ') bis wir ihn endlich
Zu Boden streckten

Gordon (schaudert zusammen). Sie sind todt!

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Nicht lange kann die That verborgen bleiben.

Gordon. Er soll nicht sterben. Nicht durch Euch! Der Himmel
Will Euren Arm nicht. Seht, er ist verwundet.

Buttler. Nicht meines Armes braucht's.
Gordon.

Die Schuldigen

Sind todt; genug ist der Gerechtigkeit
Geschehn! Lasst dieses Opfer sie versöhnen!

(Kammerdiener kommt den Gang her, mit dem Finger auf dem Mund Still

schweigen gebietend.)

Er schläft! O, mordet nicht den heil'gen Schlaf!

Buttler. Nein, er soll wachend sterben. (Will gehen.)
Gordon.

Ach, sein Herz ist noch

Den ird'schen Dingen zugewendet, nicht Gefasst ist er, vor seinen Gott zu treten. Buttler. Gott ist barmherzig! (Will gehen.) Gordon (hält ihn).

Nur die Nacht noch gönnt ihm.

1) In Wirklichkeit hat Terzky sich so gewehrt.

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Buttler. Der nächste Augenblick kann uns verrathen. (Will fort.) Gordon (hält ihn). Nur eine Stunde!

Buttler.

Die ganze Frist ihm helfen?

Gordon.

Lasst mich los! Was kann

O die Zeit ist

Ein wunderthät'ger Gott. In einer Stunde rinnen
Biel tausend Körner Sandes, schnell wie sie
Bewegen sich im Menschen die Gedanken.

Nur eine Stunde! Euer Herz kann sich,

Das seinige sich wenden eine Nachricht
Kann kommen ein beglückendes Ereignis
Entscheidend, rettend, schnell vom Himmel fallen
, was vermag nicht eine Stunde!

Buttler.

Ihr erinnert mich,
Wie kostbar die Minuten sind. (Er stampft auf den Boden.)

Siebente Scene.

Macdonald. Deveroux mit Hellebardierern treten hervor. Dann Kammerdiener.

Vorige.

Gordon (sich zwischen ihn und jene werfend). Nein, Unmensch!

Erst über meinen Leichnam sollst du hingehn,

Denn nicht will ich das Grässliche erleben.

Buttler (ihn wegdrängend). Schwachsinn'ger Alter!

(Man hört Trompeten in der Ferne.)

Macdonald und Deveroux.

Die Schweden stehn vor Eger! Lasst uns eilen.

Schwedische Trompeten!

An Euren Posten, Commandant! (Gordon stürzt hinaus.)

3730 Gordon. Gott! Gott!

Buttler.

Kammerdiener (eilt herein).

Wer darf hier lärmen? Still, der Herzog schläft!

Deveroux (mit lauter, fürchterlicher Stimme).

Freund! Jetzt ist's Zeit zu lärmen!

Kammerdiener (Geschrei erhebend).

Buttler. Nieder mit ihm!

Hilfe! Mörder!

Kammerdiener (von Deveroux durchbohrt, stürzt am Eingang der Gallerie).

Buttler.

Jesus Maria!

Sprengt die Thüren!

(Sie schreiten über den Leichnam weg den Gang hin. Man hört in der Ferne zwei Thüren nach einander stürzen. Dumpfe Stimmen Waffengetöse -

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Achte Scene.

Gräfin Terzky mit einem Lichte.

Ihr Schlafgemach ist leer, und sie ist nirgends
Zu finden; auch die Neubrunn wird vermisst,
Die bei ihr wachte wäre sie entflohn?
Wo kann sie hingeflohen sein! Man muss
Nacheilen, alles in Bewegung setzen!

Wie wird der Herzog diese Schreckenspost
Aufnehmen! Wäre nur mein Mann zurück

Vom Gastmahl! Ob der Herzog wohl noch wach ist?
Mir war's, als hört' ich Stimmen hier und Tritte.
Ich will doch hingehn, an der Thüre lauschen.
Horch! Wer ist das? Es eilt die Trepp' herauf.

Neunte Scene.

Gräfin. Gordon. Dann Buttler.

Gordon (eilfertig, athemlos hereinstürzend).

Es ist ein Irrthum Es sind nicht die Schweden.

-

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Wo ist er? (Indem er die Gräfin bemerkt.) Gräfin, sagen Sie Gräfin. Sie kommen von der Burg? Wo ist mein Mann? Gordon (entsetzt). Ihr Mann! - O, fragen Sie nicht! Gehen Sie Hinein (Will fort.)

Gräfin (hält ihn). Nicht eher, bis Sie mir entdecken

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Gordon (heftig dringend). An diesem Augenblicke hängt die Welt!
Um Gotteswillen, gehen Sie Indem

Wir sprechen

Gott im Himmel! (Laut schreiend.)

Buttler! Buttler!

Gräfin. Der ist ja auf dem Schloss mit meinem Mann.

(Buttler kommt aus der Gallerie.)

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Gordon (der ihn erblickt).

Es war ein Irrthum

Die Kaiserlichen sind's, die eingedrungen

Der Generallieutenant schickt mich her, er wird

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Ihr sollt nicht weiter gehn

Gott der Barmherzigkeit!

Gleich selbst hier sein Buttler. Er kommt zu spät. Gordon (stürzt an die Mauer).

Gräfin (ahnungsvoll).

Was ist zu spät? Wer wird gleich selbst hier sein?

Wallenstein. 3. Aufl.

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Octavio in Eger eingedrungen?
Verrätherei! Verrätherei! Wo ist
Der Herzog? (Eilt dem Gange zu.)

Behnte Scene.

Vorige. Seni. Dann Bürgermeister. Page. Kammerfran. Bediente rennen schreckensvoll über die Scene.

Seni (der mit allen Zeichen des Schreckens aus der Gallerie kommt).

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Was ist

Page (herauskommend). O erbarmungswürd'ger Anblick!

(Bediente mit Fackeln.)

Gräfin. Was ist's? Um Gotteswillen!
Seni.

Fragt Ihr noch?
Drin liegt der Fürst ermordet, Euer Mann ist
Erstochen auf der Burg! (Gräfin bleibt erstarrt stehen.)
Kammerfrau (eilt herein). Hilf'! Hilf' der Herzogin!
Bürgermeister (fommt schreckensvoll).

Was für ein Ruf

Des Jammers weckt die Schläfer dieses Hauses?
Gordon. Verflucht ist Euer Haus auf ew'ge Tage!
In Eurem Hause liegt der Fürst ermordet.
Bürgermeister. Das wolle Gott nicht! (Stürzt hinaus.)
Erster Bedienter.

Uns alle!

Zweiter Bedienter (Silbergeräth tragend).

Flicht! Flieht! Sie ermorden

Da hinaus! Die untern Gänge sind besetzt.

Hinter der Scene (wird gerufen).

Play! Platz dem Generallieutenant!

(Bei diesen Worten richtet sich die Gräfin aus ihrer Erstarrung auf, fasst sich und

geht schnell ab.)

Hinter der Scene. Beseßt das Thor! Das Volk zurückgehalten!

Eiffte Scene.

Vorige ohne die Gräfin. Octavio Piccolomini tritt herein mit Gefolge. Deverour und Macdonald kommen zugleich aus dem Hintergrunde mit Hellebardierern. Wallensteins Leichnam wird in einem rothen Teppich hinten über die Scene getragen. Octavio (rasch eintretend).

Es darf nicht sein! Es ist nicht möglich! Buttler!
Gordon! Ich will's nicht glauben. Saget nein!

Gordon (ohne zu antworten, weist mit der Hand nach hinten. Octavio sieht hin und steht von Entsetzen ergriffen).

Deveroux (zu Buttler). Hier ist das goldne Vlies, des Fürsten Degen.
Macdonald. Befehlt Ihr, dass man die Kanzlei

Buttler (auf Octavio zeigend).

Der jezt allein Befehle hat zu geben.

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Hier steht er,

(Deveroux und Macdonald treten ehrerbietig zurück; alles verliert sich still, dass nur allein Buttler, Octavio und Gordon auf der Scene bleiben.)

Octavio (zu Buttlern gewendet).

War das die Meinung, Buttler, als wir schieden?
Gott der Gerechtigkeit! Ich hebe meine Hand auf!
Ich bin an dieser ungeheuren That

Nicht schuldig.

Buttler.

Eure Hand ist rein. Ihr habt

Die meinige dazu gebraucht.

Octavio.

Ruchloser!

So musstest du des Herrn Befehl missbrauchen

Und blutig grauenvollen Meuchelmord

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Auf deines Kaisers heil'gen Namen wälzen?

Buttler (gelassen). Ich hab' des Kaisers Urthel nur vollstreckt.

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Octavio. O Fluch der Könige, der ihren Worten
Das fürchterliche Leben gibt, dem schnell
Vergänglichen Gedanken gleich die That,
Die fest unwiderrufliche, ankettet!

Musst' es so rasch gehorcht sein? Konntest du
Dem Gnädigen nicht Zeit zur Gnade gönnen?
Des Menschen Engel ist die Zeit

die rasche

Vollstreckung an das Urtheil anzuheften,

Ziemt nur dem unveränderlichen Gott.

Buttler. Was scheltet Ihr mich? Was ist mein Verbrechen?

Ich habe eine gute That gethan,

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Ich hab' das Reich von einem furchtbarn Feinde

Befreit und mache Anspruch auf Belohnung.

Der einz'ge Unterschied ist zwischen Eurem

Und meinem Thun: Ihr habt den Pfeil geschärft,

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Ich hab' ihn abgedrückt. Ihr sätet Blut

Und steht bestürzt, dass Blut ist aufgegangen.
Ich wusste immer, was ich that, und so
Erschreckt und überrascht mich kein Erfolg.
Habt Ihr sonst einen Auftrag mir zu geben?

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