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ein zweites Hydrat, mit 9 Aeq. Wasser (51 p. C.), in wassershellen 4- oder 6seitigen Säulen aus. Beim Erhitzen auf 1000 verlieren die Krystalle 7 Aeq. Wasser, beim Glühen hinterlassen sie das Hydrat mit 1 Aeq. Wasser. An der Luft zieht es schnell Kohlensäure an.

Zu den Säuren hat der Baryt sehr starke Verwandtschaft und bildet damit die Barytsalze. Sie sind durch ihr specifisches Gewicht ausgezeichnet, welches grösser ist als das der Salze der Alkalien und der übrigen Erden. Die meisten sind unlöslich in Wasser, andere löslich, letztere färben die Alkoholflamme gelbgrün. Man bedient sich auch der Barytsalze in der Feuerwerkerei, zur Erzeugung eines grünen Feuers. Hierzu dient entweder salpetersaurer Baryt mit Schwefel und chlorsaurem Kali oder kohlensaurer Baryt. Man stellt die Barytsalze, so wie das Barythydrat gewöhnlich aus dem Schwerspathe dar, der gemahlen im Handel vorkommt. Man verwandelt denselben durch inniges Mengen und heftiges Glühen mit Kohle (z. B. 8 Th. Schwerspath mit 1 Th. Kohlenpulver und 2 Th. Mehl) zuerst in Schwefelbaryum. Aus der geglühten Masse wird durch siedendes Wasser alles lösliche ausgezogen. Durch Kochen mit Kupferoxyd, wobei das Kupfer an den Schwefel der aufgelösten Verbindung tritt, erhält man daraus eine Lösung von Barythydrat. Zersetzt man die Lösung durch Salpetersäure oder Salzsäure, so erhält man daraus salpetersauren Baryt oder Chlorbaryum. Durch Fällung mit kohlensaurem Natron gewinnt man daraus kohlensauren Baryt u. s. w.

Der kohlens aure Baryt, BaO,CO2, findet sich in der Natur krystallisirt als Witherit. Künstlich wird er erhalten durch Aussetzen des Barytwassers an die Luft, wobei es schnell Kohlensäure absorbirt und unauflöslichen kohlensauren Baryt absetzt, oder durch Fällung einer Auflösung von Chlorbaryum mit kohlensaurem Ammoniak. Der kohlensaure Baryt stellt ein weisses, geschmackloses Pulver dar, das in Wasser kaum auflöslich ist, indem er 4300 Th. kaltes und 2300 Th. siedendes Wasser zu seiner Auflösung braucht. In kohlensäurehaltigem Wasser löst sich der Baryt in grösserer Menge auf als in reinem, indem sich ein saures Salz bildet, aus welchen beim Erhitzen einfach-kohlensaurer Baryt niederfällt. Die Lösung reagirt alkalisch. Bei sehr heftiger und anhaltender Glühhitze verliert das Salz seine Kohlensäure, leichter geschieht diess, wenn während des Glühens Wasserdämpfe darüber streichen. Der kohlensaure Baryt besitzt giftige Eigenschaften.

Der schwefelsaure Baryt, BaO,SO,, findet sich sehr

häufig im Mineralreiche als Schwers path. Er bildet oft grosse farblose und durchsichtige Krystalle, die ein spec. Gew. 4,4 besitzen. Diese grosse Schwere hat zu den Namen des Minerals Veranlassung gegeben. Der künstlich dargestellte ist ein in Wasser und verdünnten Säuren unauflösliches Pulver. Nur in concentrirter kochender Schwefelsäure ist er löslich. Auf die grosse Verwandtschaft des Baryts zur Schwefelsäure und die fast vollkommene Unauflöslichkeit des schwefelsauren Baryts in Wasser und Säuren gründet sich die Anwendung des Baryts oder der löslichen Baryt salze zur Entdeckung der Schwefelsäure in Flüssigkeiten. Gewöhnlich wendet man eine Auflösung von Chlorbaryum in Wasser als Reagens auf Schwefelsäure an. Sie giebt mit der geringsten Spur von Schwefelsäure einen weissen in Wasser und Säuren unlöslichen Niederschlag. Auch zur quantitativen Bestimmung der Schwefelsäure bedient man sich des Baryts, indem man aus der Menge des erhaltenen schwefelsauren Baryts die Menge der Schwefelsäure berechnen kann. 100 schwefelsaurer Baryt enthalten 34,30 Schwefelsäure. Durch Kochen mit einer concentrirten Auflösung von kohlensaurem Kali oder Natron wird der schwefelsaure Baryt theilweise zu kohlensaurem Baryt verändert. In der Glühhitze schmilzt er zu einem weissen Schmelz.

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Salpetersaurer Baryt, BaO,NO5, krystallisirt in wasserfreien Oktaëdern. Er ist in Wasser auflöslich, aber unlöslich in Salpetersäure und Salzsäure und wird durch Zusatz von diesen Säuren zu seiner wässrigen Auflösung als krystallinisches Pulver niedergeschlagen. Man braucht den salpetersauren Baryt als Reagens für Schwefelsäure. om aa

Das zweite Oxyd des Baryums ist das Baryumsuperoxyd, BaO,, welches erhalten wird, wenn man Baryt in einer PorcellanFöhre, durch welche ein Strom von reinem Sauerstoffgas geleitet wird, gelinde glüht, wobei die Baryterde das Sauerstoffgas absorbirt. Es ist eine graue erdige Masse. Dieses Superoxyd ist nicht so leicht zersetzbar als die Superoxyde von Kalium und Natrium. Es bildet mit dem Wasser ein Hydrát, das man theils durch Uebergiessen des Superoxydes mit Wasser, theils durch Glühen von Baryt mit chlorsaurem Kali und Auswaschen der geglühten Masse mit Wasser erhalten kann. Bei heftigem Glühen giebt das Superoxyd Sauerstoff ab. Auch durch siedendes Wasser wird es zersetzt. Das Verhalten dieses Superoxydes gegen wässerige Säuren ist sehr ungewöhnlich; es löst sich darin als Barytsalz auf, wäh

rend der überschüssige, Sauerstoff sich mit dem Wasser vereinigt und Wasserstoffsuperoxyd bildet. (Vgl. S. 123.)

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Chlorbaryum, BaCl, kann durch Erhitzen von Baryt in Chlorgas erhalten werden, wobei das Chlor den Sauerstoff des Baryts austreibt. Bringt man Baryt in gasförmige Chlorwasserstoffsäure, so wird er glühend; es bilden sich dabei Chlorbaryum und Wasser. Das wasserfreie Chlorbaryum ist eine weisse, in starker Hitze schmelzbare, nach dem Erkalten durchscheinende Masse von 3,84 spec. Gew. und widrigem, bitterem und scharfem Geschmacke, welche an der Luft Wasser anzieht und undurchsichtig wird. In Wasser ist es löslich. Aus der heiss bereiteten wässerigen Auflösung erhält man es beim Abkühlen in tafelförmigen, durchsichtigen Krystallen, welche 2 Aeq. Wasser enthalten, die beim Glühen entweichen. 100 Wasser lösen bei 15o 43, bei 105o 78 Th, krystallisirtes Chlorbaryum. In verdünnten Säuren ist es wenig löslich, in concentrirter Chlorwasserstoffsäure fast unlöslich, daher Salzsäure aus einer wässerigen Lösung Chlorbaryum als krystallinisches Pulver niederschlägt. Kieselfluorwasserstoffsäure bewirkt in der Auflösung des Chlorbaryums einen weissen Niederschlag von Kieselfluorbaryum. Man erhält das Chlorbaryum am leichtesten durch Zersetzung von Schwefelbaryum. Vgl. S. 333. Es wird sehr häufig als Reagens für Schwefelsäure benutzt,

Mit Jod, Brom und Fluor bildet das Baryum entsprechende Verbindungen,

Mit Schwefel verbindet sich das Baryum zu Schwefelbaryum, BaS, das man durch Glühen des schwefelsauren Baryts mit Kohle oder durch Glühen von Baryt in Schwefelwasserstoffgas als weisse oder grauweisse körnige Masse erhält. Mit Säuren, so wie beim Liegen an kohlensäurehaltiger feuchter Luft, entwickelt es Schwefelwasserstoffgas..

Wenn man Schwerspath mit Traganthschleim zu einem Teige knetet und diesen glüht, so erhält man ein Gemenge von Schwefelbaryum mit unzersetztem schwefelsaurem Baryt, welches durch Insolation leuchtend wird, den Bologneser Leuchtstein.

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Beim Behandeln mit Wasser zerfällt das Schwefelbaryum in Baryt und Schwefelwasserstoff-Schwefelbaryum, welches letztere leichter löslich ist. Uebergiesst man Schwefelbaryum mehrmals nach einander mit kleinen Wassermengen, die man sich vollständig sättigen lässt, so sind die ersten Lösungen gelb und enthalten Schwefelwasserstoff-Schwefelbaryum, BaS,HS, später löst

sich Einfach-Schwefelbaryum, zuletzt erhält man nur Lösungen von reinem Baryt. Wird die Auflösung des Einfach-Schwefelbaryums oder Barytwasser mit überschüssigem Schwefel gekocht, so erhält man eine Lösung von Fünffach-Schwefelbaryum.

Mit dem Phosphor verbindet sich das Baryum zu Phosphorbaryum. Man erhält dasselbe beim Glühen von Baryt mit Phosphor, gemengt mit phosphorsaurem Baryt als braunschwarze Masse, die sich mit Wasser unter Entwickelung von Phosphorwasserstoffgas in unterphosphorigsauren Baryt verwandelt.

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Das Oxyd dieses Metalles wurde 1792 von Hope und Klaproth in einem Fossile entdeckt, welches man früher für kohlensauren Baryt gehalten hatte. Sie nannten es, nach seinem Fundorte Strontion in Schottland, Strontian oder Strontianerde. Das Metall Strontium hat man bis jetzt nur durch die galvanische Elektricität unter Mitwirkung des Quecksilbers abscheiden können; es gleicht dem Baryum. Auch sind alle seine Verbindungen denen des Baryums sehr ähnlich.

Das Strontium oxyd, SrO, Strontian oder Strontianerde genannt, kommt nur in geringer Menge in der Natur als kohlensaurer und schwefelsaurer Strontian vor. Zu seiner Darstellung bedient man sich derselben Methoden wie zur Darstellung des Baryts, mit welchem der Strontian die grösste Aehnlichkeit hat. Er ist jedoch leichter als der Baryt, von 3,9 spec. Gew., weniger kaustisch und nicht giftig.

Mit dem Wasser verbindet sich der Strontian zu einem Hydrat, welches in gelinder Glühhitze schmelzbar ist, ohne dabei Wasser zu verlieren. Bei heftigem Glühen aber wird es entwässert. Es ist in Wasser schwerer auflöslich als das Barythydrat. Aus der Auflösung erhält man das zweite Hydrat mit 9 Aeq. Wasser krystallisirt. 1 Th. der Stontiankrystalle braucht 50 Th. kaltes und 2,4 siedendes Wasser zur Lösung.

Mit den Säuren bildet der Strontian die Strontiansalze, welche grosse Aehnlichkeit mit den Barytsalzen haben, aber durch Schwefelsäure nicht aus so verdünnten Auflösungen gefällt werden als jene. Ihre ausgezeichnetste Eigenschaft ist, dass sie die Flamme

z. B. des brennenden Alkohols und die Löthrohrflamme purpurroth färben, wodurch man sie leicht von den Barytsalzen unterscheiden kann. Hierauf gründet sich die Benutzung des Strontians in der Feuerwerkerei zur Erzeugung des Rothfeuers.

Mischungen dazu sind: 15 kohlensaurer Strontian, 6 Schwefel, 5 chlorsaures Kali, oder: 8 kohlensaurer Strontian, 2 Schwefel, 8 chlorsaures Kali.

Der kohlensaure Strontian, SrO,CO,, ist in Wasser löslicher als das entsprechende Barytsalz; er bedarf zu seiner Auflösung 1536 Th. kochenden Wassers. Er findet sich in der Natur als Strontianit.

Der schwefelsaure Strontian, SrO,SO,, fällt beim Zusammenbringen eines löslichen Strontiansalzes mit Schwefelsäure oder mit einem schwefelsauren Salze als weisses Pulver nieder. Er ist weit löslicher als der schwefelsaure Baryt und braucht nur 3600 Th. siedendes Wasser zu seiner Auflösung. Er kommt in der Natur als Cõlestin vor. Dieser liefert vorzugsweise das Material zur Darstellung der Strontianpräparate.

Salpetersaurer Strontian, SrO,NO5, krystallisirt aus concentrirter Lösung in wasserfreien Oktaëdern; aus verdünnter Lösung erhält man in der Kälte das Salz mit 2 Aeq. Wasser krystallisirt.

Das Strontium besitzt ein Hyperoxyd, das durch die Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd auf Strontian erhalten wird, aber nur im Hydratzustande bekannt ist.

Chlorstrontium, SrCl, ist im wasserfreien Zustande eine weisse bei starker Hitze schmelzbare Masse von 2,8 spec. Gew. Mit Wasser erhitzt es sich und löst sich. Die Lösung giebt nadelförmige Krystalle mit 6 Aeq. Wasser, welche in Wasser sehr leicht löslich sind und an feuchter Luft zerfliessen. Das Chlorstrontium färbt die Alkoholflamme sehr schon purpurroth. Es ist in Alkohol löslich, Chlorbaryum dagegen fast unlöslich. Von Kieselfluorwasserstoffsäure, welche das Chlorbaryum fällt, wird es nicht gefällt. Hierauf gründet sich das Verfahren, dessen man sich zur Scheidung von Baryt und Strontian bedient.

Schwefelstrontium gleicht dem Schwefelbaryum sowohl im Aeussern als in seinem Verhalten. Auch mit Phosphor verbindet sich das Strontium.

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