Page images
PDF
EPUB
[ocr errors]

Geoph. taeniatus (abgeleitet von taenia das Band, taeniatus = der Gebänderte) an Paratilapia, sofern man von den Flossen absieht. Letztere geben im Vereine mit der außerordentlich satten und schönen Färbung dem Fische ein ganz eigenes charakteristisches Gepräge. Die mittleren Glieder-Strahlen der Rücken- und Afterflosse sind beim Männchen sehr stark verlängert und legen sich in überaus gefälliger Weise um die Schwanzflosse. Der erste Strahl der Bauchflosse zeigt bei beiden Geschlechtern gleichfalls eine starke Verlängerung. Für gewöhnlich ist die Grundfärbung der Fische goldgelb mit orangerotem Anflug. Bei den Importfischen waren die kleinsten, bezw. die jüngsten Exemplare prächtig hellorange gefärbt und entpuppten sich später als Weibchen. Diese auffällige Färbung wurde bei der Nachzucht als sekundäres Geschlechtsmerkmal der Weibchen nicht mehr beobachtet, dafür zeigte die Nachzucht jedoch durchweg eine intensivere Färbung als die Importtiere. Im Allgemeinen ist diesem Fische eine so ungemein große Farbenveränderungsfähigkeit eigen, daß sich die Beschreibung des Farbenkleides etwas schwierig gestaltet. Erst kurz vor dem Ablaichen bleibt die Färbung konstant und wird in ihrer vollen leuchtenden Pracht so lange beibehalten, bis die Jungen so weit gediehen sind, daß sie der elterlichen Obhut und Pflege nicht mehr bedürfen.

Für gewöhnlich zeigen sie auf gelblichem Untergrunde einen mäßig breiten Längsstrich von schwarzer Farbe, der sich von der Schnauzenspitze durch das Auge in der Richtung der Seitenlinie bis zur Schwanzwurzel hinzieht, wo er in einen länglich runden Flecken endet. Vom Auge abwärts, schräg nach hinten zu verläuft ein breiter Wangenstrich. Manchmal treten auch noch auf jeder Körperseite 6 schwarze Querbinden auf. Die Zwischenhaut der ersten 3 Rückenflossenstrahlen, sowie die ersten Strahlen der Bauchflossen sind gleichfalls schwarz. Ueberdies wäre auch noch eine, manchmal fast zu kräftig zu der gelblichen Grundfarbe kontrastierende, schwarze Marmorierung des Oberkopfes der Erwähnung wert. Das Männchen zeigt an der Basis der verlängerten Rücken-, After- und Schwanzflossenstrahlen eine leuchtende, schachbrettartige Zeichnung und leuchtend blaue Striche unter den Augen und auf den Wangen. Die Zucht dieses kleinen Chromiden schien anfangs nicht so recht gelingen zu wollen und erst nach mehrmaligen verunglückten Versuchen führten die rastlosen Bemühungen des erfahrenen Züchters zum Erfolge. Nachdem die Zuchtfische in größeren Behältern nicht zur Fortpflanzung schreiten wollten, wurden sie schließlich in ein Aquarium von 50 cm Länge und je 25 cm Breite und Höhe versetzt, das mit Sagittaria natans bepflanzt war. Der Wasserstand wurde auf 18 cm und die Temperatur durch Nachheizung ständig auf 25° C. erhalten. Vier Tage nach Einrichtung des Zuchtbeckens in dieser Zeit wurde durch Einwerfen einiger getrockneter Salatblätter für reichliche Infusorienbildung Sorge getragen setzte man das Weibchen und einen

Tag später auch das Männchen in den Behälter. Bei den nun folgenden Liebesspielen trägt vorerst das Männchen. welches fast alle Farbe verliert und direkt mißfarbig gelbgrau, wie der Sand des Aquariums - aussieht, ein mehr passives Benehmen zur Schau. Das Weibchen ist nach besten Kräften bemüht, sich ihrem „zugeknöpften" Ritter von der vorteilhaftesten Seite zu zeigen und führt mit echt weiblicher Berechnung alle ihre Reize ins Treffen. Die schlichte Grundfärbuug geht in ein herrliches Goldgelb über, das wunderbar zu der tiefschwarzen Körperfärbung kontrastiert. Die rötlich angehauchten unpaaren Flossen sind schwärzlich umsäumt, während die Verbindungshaut der ersten drei Rückenflossenstrahlen tiefschwarz nachdunkelt. Von Zeit zu Zeit verblaßt der schwarze Längsstrich an den Körperseiten soweit, daß nur die sechs Kreuzungspunkte der Querbänderung sichtbar bleiben.

Das Männchen beginnt langsam dem possierlichen Werben seiner Gefährtin, die in ihren Gunstbezeugungen immer agressiver wird, Geschmack abzugewinnen, und läßt all die zarten Liebkosungen, die schließlich bis zu ganz ernstgemeinten Püffen ausarten, mit bewundernswürdiger Geduld „kühl bis ans Herz hinan" über sich ergehen. Auf die Dauer erweist sich, dank der Ausdauer und Beharrlichkeit des Weibchens, jedoch auch in diesem Falle die männliche Kraft nicht als ausreichend, um den bezaubernden Verführungskünsten der koketten Madame Potiphar lange widerstehen zu können, und nach der auffallenden Veränderung des Farbenkleides zu schließen, gerät auch das kalte Fischblut des Männchens endlich doch ein wenig in Wallung. Erst matte, dann immer feurigere Farbenschauer ziehen über seinen kleinen Körper. Die fahle Grundfarbe auf dem Kopfe weicht dem prächtigsten Orange, unter dem Auge leuchtet, einem verlorenen Türkis gleich, ein perlmutterfarbener Flecken. Die schwarzen Abzeichen, die das Weibchen zieren, gelangen nun im gleichen Maße auch bei dem Männchen zum Ausdrucke. Die Zwischenhaut der Flossenstrahlen ist rötlich braun gefärbt, die Flossen karminrot gesäumt. Die Strahlen der Afterflosse schimmern mattgrün, während die Schwanzflosse, bis auf einen hell und dunkel gefleckten inneren Teil, orange gefärbt erscheint.

Nachdem nun das Männchen für die etwas fragwürdigen Liebesäußerungen des Weibchens in mehr als entsprechender Weise Revanche genommen hat, geht es daran, in einer Ecke des Aquariums eine Nestgrube anzulegen. Das Weibchen, seinem Beispiele folgend, tut desgleichen in der entgegengesetzten Ecke des Behälters. Von Zeit zu Zeit unterbrechen beide Tiere ihre Arbeit und lugen über die aufgetürmten Wälle der Nestgruben. So vergeht ein Tag in rastloser Arbeit. Des anderen Tages schwimmt er stolz und aufgebläht, farbenschillernd im Aquarium umher; sie dunkel, geradezu mißtönig gefärbt, folgt mit an den Leib gezogenen Flossen bescheiden und demütig seinen Spuren. Nach einiger Frist, während der sie sich manchen Puff von seiten ihres, seiner Manneswürde

[ocr errors]

sich nunmehr vollauf bewußten Herrn und Gebieters hat gefallen lassen müssen, baut sie an einer ihr dazu am geeignetsten erscheinenden Stelle eine dritte Grube, in welcher sie später etwa ein Dutzend Eier absetzt, die vom Männchen in der umständlichsten Weise befruchtet werden. Dies wiederholt sich nun einigemale bis sich ca. 120 Eier in der Grube befinden. Von da ab übernimmt das Weibchen die Pflege. Das Männchen ist sofort aus dem Zuchtbehälter zu entfernen, da es dem Laiche stark nachstellt. Die Eier sind bräunlich gefärbt und haben die längliche Gestalt von Vogeleiern. Mit der Spitze werden sie an ihrer Unterlage festgeklebt. Am dritten Tage schlüpfen die Jungen aus und werden vom Muttertiere in eine der anderen Gruben gebracht. Aengstlich werden sie vielleicht 20 mal im Tage bald in die eine, bald in die andere Grube übertragen. Herr Thumm kam auf den glücklichen Gedanken, einen kleinen flachen Blumentopf ins Aquarium zu stellen und über demselben den Ausströmungskörper eines Durchlüfters anzubringen. Die fürsorgliche Mama brachte die Jungen sofort in den Topf, und wenn sie auch tagsüber noch 3-4 mal samt ihrem reichen Kindersegen „übersiedelte", während der Nacht war doch das Töpfchen der ständige Aufenthaltsort der ganzen Familie. Schon am fünften Tage schwimmen die jungen Fischlein unter der Hut des Muttertieres im Behälter umher und suchen nach Nahrung. Eine Wassertemperatur von 25-28° C., recht feingesiebtes Misch- und lebendes Futter sind die beste Gewähr für das weitere Gedeihen der kleinen Fischlein, deren Aufzucht nunmehr ohne Schwierigkeit vor sich geht. (N. u. H. XV. 337.)

Acara coeruleopunctata var. latifrons Steind. Kn. ist ein überaus farbenprächtiger Chromide (Cichlide), der im Sommer 1906 von Hans Stüve, Hamburg, aus Kolumbien importiert worden ist, und sich in der Gefangenschaft bereits so reichlich vermehrt hat, daß seiner allgemeinen Verbreitung wohl nichts mehr im Wege stehen dürfte.

In der Körperform unterscheidet sich dieser Fisch nicht viel von der im Vorjahre beschriebenen Acara bimaculata. Die für gewöhnlich zur Schau getragene Färbung ist ein dunkles Graubraun mit grauschwärzlicher leichter Querzeichnung. Ein schwarzer, etwas nach hinten zu geneigter Wangenstrich zieht sich durch das Auge bis über den Kiemendeckel. Meist zeigt sich auch eine schwarze Längsbinde in der Richtung der vorderen Seitenlinie, und zwar etwas unterhalb dieser, bis zur Körpermitte, woselbst sie in einem ziemlich großen, länglich runden Flecken, von schwarzer Farbe endet.

Ein gleicher, nur bedeutend kleinerer Flecken befindet sich oberhalb der hinteren Seitenlinie an der Basis der mit mehreren Schuppenreihen bedeckten Schwanzflosse. Der letzterwähnte Flecken ist jedoch verhältnismäßig nur selten sichtbar, obgleich er bei allen Individuen vorhanden ist. Auffällig ist die blaue Strichzeichnung des Kopfes, blaue leuchtende Punkte auf jeder

[ocr errors]

-

Schuppe ein Punkt die sich zu Reihen vereinigen, sind nur bei etwa einjährigen Tieren stets deutlich sichtbar. Ungemein schmuckvoll ist der leuchtend zinnoberrote Rand der Rückenflosse, der schon in frühester Jugend deutlich ausgeprägt erscheint.

Unter den importierten Tieren befanden sich auch einzelne Männchen mit weißem Rückenflossensaum. Als prägnantes Geschlechts-Unterscheidungsmerkmal gibt J. Thumm an, daß der obere Saum der Rückenflosse beim Weibchen keine Einbuchtung aufweist, sondern stets in einer leicht gebogenen Linie bis zur Spitze ver

[graphic][subsumed][subsumed][merged small]

läuft; allerdings soll es auch Männchen geben, welche die erwähnte Einbuchtung nicht in ganz vollendeter Weise zeigen, ebenso soll auch die stark ausgezogene Rückenflosse nicht allen Individuen in gleichem Maße zukommen, obgleich Steindachner und Knerr ausdrücklich betonen, daß die fadenartigen Verlängerungen des vierten und fünften Gliederstrahles der Rückenflosse und des vierten der Afterflosse bei allen untersuchten Exemplaren festgestellt wurde. Bei einem Männchen soll die Verlängerung, bezw. der gebildete Faden so lang gewesen sein, daß er der halben Körperlänge entsprach. Letzteres dürfte jedoch nur bei sehr alten Tieren der Fall sein. Die Rückenflosse und Afterflosse des Weibchens ist ein klein wenig niedriger und nicht so spitz ausgezogen. Vor dem Ablaichen verändern die Fische ihre Farben in auffallender Weise. Die einzelnen Töne werden satter und erscheint das Weibchen meist dunkler gefärbt als das Männchen, Die Querbinden werden nach und nach fast vollständig schwarz, wogegen der Untergrund stark aufhellt und gelbgrau wird. 6-8 grüngoldene Längsstriche ziehen sich längs der Schuppenreihen hin, sie setzen sich aus ein

[ocr errors]
[ocr errors]

zelnen Flecken zusammen, die sich am unteren und oberen Rande einer jeden Schuppe befinden. Eine jede Schuppe trägt in ihrer Mitte ein himmelblau leuchtendes Tüpfelchen. Auch diese Schmuckfärbung tritt beim Männchen etwas heller auf als beim Weibchen. Die Kopfzeichnung, die beim Weibchen meist etwas gröber und verschwommener ausfällt, erstrahlt in außerordentlicher Pracht.

Die Laichfähigkeit der Fische ist zunächst an dem starken Leibesumfang ersichtlich. Die Legeröhren, beim Männchen fein und spitz, beim Weibchen massiger, länger und stumpfer, treten deutlich hervor. Im Gegensatz zu den meisten übrigen Chromiden werden bei der Anlage der Laichgruben die Pflanzen des Behälters geschont, besonders wenn der vorsichtige Züchter rechtzeitig dafür Sorge trägt, daß viel reiner Sand vorhanden ist. Trotzdem wird empfohlen, die Pflanzen nicht direkt im Bodengrund einzusetzen, sondern in einen größeren Topf, wobei darauf zu achten sei, daß den Tieren zwischen den einzelnen Pflanzen Raum genug zum Einbauen der Gruben verbleibe. Als Laichplätze werden die verschiedensten Gegenstände gewählt: ein großer Stein, die Seitenwände oder auch die Bodenfläche des Behälters, die Innen- und Außenwände eines zu diesem Zwecke eingebrachten leeren Blumentopfes oder Topfuntersetzers usw. usw. Nach der Laichablage übernimmt das Weibchen die Pflege, wobei es nur zeitweise vom Männchen, das sich diese Vergünstigung meist erst schwer erkämpfen muß, abgelöst wird. Je nach der Wärme des Wassers und der Belichtung bei 25-28° C. und direkter Sonnenbestrahlung schon in 18-20 Stunden, bei ungünstigeren Vorausbedingungen jedoch auch erst nach 40-60 Stunden schlüpfen die jungen Fischlein aus. Nur in seltenen Fällen wurde jedoch beobachtet, daß sich das ausschlüpfende Fischlein ganz selbständig der Eihülle entäußert hätte; meist sind ihnen die Elterntiere dabei behilflich. Nach häufiger Uebersiedelung der Jungbrut aus einer Grube in die andere, beginnen die jungen Fische (nach 2-7 Tagen) aus dem Neste auszuschwärmen, anfangs versuchen die Elterntiere sie daran zu hindern, später führt das Muttertier, nachdem es die Nutzlosigkeit seiner Bemühungen, den reichen Familiensegen im sicheren Neste zurückzuhalten, eingesehen hat, die ganze Schar im Aquarium kreuz und quer, während das fürsorgliche Männchen, hinten nachschwimmend, die Nachhut bildet. Die ausschwärmenden Jungen, die einen recht gesegneten Appetit an Tag legen und bereits so groß sind, daß sie kleinste Kruster bewältigen können, wachsen zusehends. Bei ausreichender Fütterung und zusagender Wärme (23-25° C.) zeigten Tiere im Alter von 8 Tagen bereits eine Länge von 6-7 mm; in 14 Tagen 10-12 mm, in 21 Tagen 15-18 mm. Die Elternliebe ist bei diesen Fischen so stark ausgeprägt, daß die Zuchttiere die Pflege der Jungbrut wieder aufnehmen, selbst wenn sie eine Zeitlang von dieser getrennt waren. (N. u. H. XV. 361.)

Ueber den in der Litteratur eigentlich recht stiefmütterlich

« PreviousContinue »