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des stürmenden Meeres, oder den Aetna und Vesuv, oder Aegyptens Pyramiden übersah ; der die Figur der Reiche, ja der Erde selbst maß und zeichnete da kriecht er nun, und ertastet sich mit Mühe in Monaten den kümmerlichen Plan seiner Schlafkammer; der, der durch das Medium der Gebehrden bem Menschen im Innersten des Herzens las, hört jezt bloßes Zungenspiel; der die Wahrs heit der Worte wiegen konnte, fühlt jezt blos ihre Glätte, und elender, abhängiger Glaube führt die Haushaltung für Selbstüberzeugung in ewiger, ewiger Nacht!

Dieses ist das Loos von Tausenden, und wer das zarte Gebäude des Organs kennt, auf welches hier alles ankommt, die Menge der Feinde, die ihm von außen und innen drohen; der wird erstaunen müffen, daß es nicht das Loos der Hälfte des menschlichen Geschlechts ist. Bei weitem der größte Theil derer, die dieses Unglück erleiden, die

diesen Halbtod, möchte man sagen, sterben, sterben ihn freilich unverschuldet durch Zufålle: allein keine geringe Anzahl, und zwar gerade unter einer Classe von Menschen, von denen man es am wenigsten erwarten sollte, ich meine der sogenannten gebildeten höheren Classe, erleiden ihn öfters durch Schuld, wo nicht wissentlich durch muthwilligen Leicht, sinn, doch gewiß sehr oft aus einer Unwissenheit, die leicht zu überwinden gewesen wäre. Für die noch Gesunden dieser Classe enthält nächstehender Aufsag Warnung und einigen Unterricht; für die bereits Kränkelnden Unterricht und Trost, wo er möglich ist; für die ganz Erstorbenen findet sich hier nichts; ihre Wiedererweckung, wenn sie möglich ist, gehört für den Arzt. Die Absicht dieser wenis Igen Blätter ist Trost zu verschaffen, Leichts sinnige zur Ueberlegung zu bringen, oder jes manden, der nie an den Verlust seiner Augen gedacht hat, dahin, daß er wenigstens daran

zu denken anfångt, und sich den Genuß des Lebens nicht vergåällt. O man braucht nicht völlig zu erblinden, und kann dennoch von dieser Seite sehr unglücklich seyn. Wer je einen Fehler an seinen Augen bemerkt hat, wird wissen, in was für eine Verfassung ihn diese Entdeckung sezte, und was für Zeit die Augenproben wegnahmen. Der Gedanke: in einem Jahre bist du vielleicht blind, mischt sich in alles ein: er ist der erste beim Ers wachen und der letzte beym Schlafengehen; keine Gegend und keine Gesellschaft reißt mehr; Nachrichten von neuen Entdeckungen und von neuen Büchern werden mit Unmuth gelesen; selbst in Träumen sieht man sich nicht selten im Spiegel durch Augen entstellt, die sich selbst in keinem Spiegel der Welt so sehen könnten. Trifft ein solches Schicksal · eine ohnehin hypochondrische Seele, so geht alles viel schlimmer; der vermeintliche Candis dat der Blindheit wird nun wirklich krank,

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und die reelle Krankheit verschlimmert die halb eingebildete; das Probiren der Augen bei jeder Gelegenheit nimmt zu, und die Proben fallen immer elender aus. So gehtes immer zunehmend fort, bis zur Verzweiflung oder dem Tode. Wer sich also früh einer Aus genökonomie befleißigt, erspart sich ein grosses Leiden, das, wenn es dennoch kömmt, gewiß schon dadurch, zumahl bei empfindlichen Seelen, vieles von seiner Bitterkeit verliert, daß es unverschuldet kömmt.

Vor allen Dingen lerne man quch bei dem besten Gesicht sich nie für ganz sicher zu halten, und ja bei gefunden Augen zuweilen an kranke zu gedenken, und durch bes hutsamen Gebrauch wenigstens Kraft für sie aufzufparen, wenn sie dereinst alt werden.

Man bemühe sich daher, so viel als
möglich, bei allen Verrichtungen ein
gleichförmiges Licht zu erhalten,

da wenigstens, wo es leicht angeht, und

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wir von uns abhängen. Eine Vernachläfsigung in diesem Artikel ist die schleichende Ursache unzähliger Augenkrankheiten, ja nicht selten der völligen Blindheit, Adams erzählt bei dieser Gelegenheit folgende Ges schichte. Ein Rechtsgelehrter in London wohnte so, daß seine Zimmer nach der Straße zu die volle Mittagssonne hatten, feine hintern Zimmer lagen daher nicht allein gegen Mitternacht, sondern-giengen auch noch dazu in einen kleinen Hof, der mit einer hohen Mauer umgeben war, und waren also etwas finster. In diesen Zimmern arbeitete er, frühstückte und speisete hingegen in den vorz dern, in welche ihn überdas sonstige Vers richtungen öfters zu gehen nöthigten. Dies ses Mannes Gesicht nahm ab, und er hatte dabei einen immerwährenden Schmerz in den Augen. Er versuchte allerlei Gläser, consulirte Oculisten, aber alles vergeblich, bis er endlich fand, daß der öftere Uebergang

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